Seite - 55 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Bninski-Cordova, Band 2
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griff B. öffentlich den Minister und den
Hof an, so daß es ihm endlich, in der Be-
sorgniß verhaftet zu werden, gerathen
schien, über die Gränze zu gehen. B.
verlangte seine Entlassung. Zugleich gab
er seine Absicht kund, in des deutschen
Kaisers Dienste zu treten: oü. wus les
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semdi^dies (Brief an Charnillart).
Der König über solches Benehmen ent-
rüstet, zog B.'s Güter ein und erklärte
ihn seiner Würden, ja seines Lebens ver-
lustig. Im Winter 1705—6 reiste B.
in Italien, im März kam er nach Ve-
nedig und, da alle seine Hilfsquellen zur
Neige gingen, trat er in österreichische
Dienste, in welche ihn Prinz Eugen am
6. April 1706 als kais. General-Major
aufnahm. An Eugen's Seite bethätigte
B. sein militärisches Talent, namentlich
bei den
siegreichen
Unternehmungen ge-
gen Turin und bei mehreren gegen die
Franzosen erfochtenen Siegen. B. hatte
die Belagerung von Alessandria mit
dem glänzendsten Erfolge geleitet, und
beiTo rtona die beiden Commandanten
dieser Citadelle mit eigener Hand nieder-
gemacht. 1707 diente B. unter dem
Prinzen in der Provence und Dauphine,
und 1708 befehligte er die Truppen,
welche gegen den Papst Clemens XI.
zu Felde zogen. Im Kirchenstaate schlug
er überall die kaiserl. Wappen an, und
zwang den heil. Vater zu einem harten
Bergleiche. Zu Comachio empfing er den
König von Polen, August II. von Sach-
sen mit solchen Festlichkeiten, daß die
gleichzeitigen Berichte voll sind von der
Pracht derselben. Bis 1714 wohnte B.
den Feldzügen in Savoyen, Flandern u.
endlich den Unterhandlungen in Rastatt
bei, welche mit dem Frieden vom 7. März
1714 geschlossen wurden. Im I . 1715
zog B. mit Prinz Eugen gegen die Tür-
ken , mit denen mittlerweile der Krieg 55
begonnen hatte. Am Siege von P eter-
wardein (5. August 1716) hatte B.
durch den Widerstand, den sein Regiment
einem überlegenen Haufen Ianitscharen
entgegengesetzt, wesentlichen Antheil, auch
wurde er daselbst durch einen Lanzenstich
schwer verwundet. Der Kaiser selbst er-
ließ an ihn ein schmeichelhaftes Handschrei-
ben. Bei der Belagerung Belgrads,
welche Stadt 6. Ang. 1717 fiel. wirkte B.
auf das thätigste mit; für alles dies wurde
er nicht nur mit einem ansehnlichen Theile
der Beute belohnt, sondern mit Auszeich-
nungen und Ehren überhäuft und zum
Hofkriegsrathe erhoben. In Wien stand
er in großem Ansehen, und nahm sich
unter andern des aus Frankreich ver-
bannten Dichters I . B. Rousseau und
mehrerer unbillig gekränkter Officiere
theilnahmsvoll an. Nun erwachte feine
Sehnsucht Paris zu sehen, und durch
Vermittlung des Prinzen Eugen, der
an den allmächtigen Abbä Dubois
schrieb, erhielt er von dem Regenten Her-
l von Orleans die Erlaubniß dazu.
In der kurzen Periode seines Pariser
Aufenthaltes heiratete er die Tochter des
Herzogs Biron, doch in wenigen Ta-
gen trennte er sich wieder von ihr, um
uach Oesterreich zurückzukehren. Er sah
seine Gattin nie wieder, blieb aber bis
an sein Lebensende in Briefwechsel mit
ihr. Im I . 1723 schickte ihn der Hof in
die Niederlande, damit er dem alten FM.
Grasen von Vehlen im Commando
beistehe. Vorher war er noch zum Gene-
ralfeldzeugmeister befördert worden. Aber
sein rohes ausschweifendes Benehmen,
boshafte Spötteleien über seinen Gönner
Eugen und den Staat, der dem Ver-
folgten Schutz gewährt und ihn mit Ehren
überhäuft hatte, hatten ihn fchon früher
des Schutzes des Prinzen Eugen ver-
lustig gemacht, ihn aber in den Nieder-
landen mit dem Unterstatthalter derselben,
demMarquis de Prie in solche Verwict-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Bninski-Cordova, Band 2
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Bninski-Cordova
- Band
- 2
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1857
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 470
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon