Seite - 234 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Coremans-Eger, Band 3
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genen Haufe' vernahmen mehrere der
Spielenden klagende Laute. Sie traten
näher und begannen mit dem unsichtbaren
Sprecher, der in diesem Hause sich befand,
eine Unterredung, aus welcher hervor-
ging, daß der Sprecher vou seinem
Onkel, einer bedeutenden Persönlichkeit,
als todt ausgegeben und seit ein Paar
Jahren in dessen Hause heimlich ge-
fangen gehalten und unmenschlich behan-
delt werde. Die fast fabelhaft klingende
Kunde kam unter die Bevölkerung, welche
sogleich von der Stadtbehörde eine Haus-
untersuchuug verlangte; diese wurde auch
vorgenommen, blieb aber erfolglos, denn
kein Gefangener fand sich vor. Die auf-
geregte Jugend, damit unzufrieden, drang
nun selbst mit Gewalt in das Gebäude,
durchsuchte-es uud fand endlich den Armen,
den sie, ein wahres Bild des Jammers,
gleichsam im Triumphe unter dem Jubel
der Bevölkerung auf die Akademie brachte;
dann kehrte sie wieder in das Haus seines
Peinigers, der indessen entflohen war,
zurück, ein großer Theil der Bevölkerung
aus allen Ständen schloß sich ihr an,
alles Hausgeräthe wurde zerschlagen und
das Haus würde den Flammen übergeben
worden sein, wenn nicht das über Ansuchen
der Civilbehörde ausgerückte Militär den
Gewaltstreich verhinderthätte.DieserVor-
fall machte auf D.'s jugendliche Phantasie
einen so gewaltigen Eindruck, daß er ihn
in wenigen Tagen in lateinischer Sprache
dramatisirte. Seit dieser Zeit pflegte er
mit großer Vorliebe die dramatische Poesie.
I n Graz, wo er seine Studien fortsetzte,
schrieb er zwei Trauerspiele: »N^inia"
und ).Oion."/ beide noch in der neugrie-
chischen Sprache. In Graz war es auch,
wo die Vorlesungen über Aesthetik des
Professors Dr. M uch a r auf die ästhetische
und poetische Richtung D.'s wesentlichen
Einfluß übten; und in diefe Zeit fällt
D.'s Befreundung mit Ljudevit Gaj ,
der in Graz Philosophie studirte. Gaj war es, der Demeter bestimmte, sich
der croatischen Literatur ausschließlich
zu widmen und der neugriechischen für
immer zu entsagen, welchen Uebertritt
D. durch eine croatische Ode au seinen
erwähnten Freund feierte. I n Wien,
wohin sich D., um die Medicin zu studi-
ren, begeben hatte, wirkte der steißige
Besuch des Hofburgtheaters in seiner
Art auf Demeters Phantasie. In
dieser Zeit studirte er auch die deutschen
dramatischen Dichter. In Padua erhielt
er (1836) die medicinische Doctorwürde.
In's Vaterland zurückgekehrt, trat er
1838 mit dem ersten Bande seiner dramat.
Versuche auf. Er enthält zwei Dramen in
Versen: „I^ndkv i äuxnost") d.i. Liebe
uud Pflicht (dram. Gedicht in 3 Act.) und
„Tervua. osvbtcd ^d.i. DieblutigeRache.
Diese ersten, nach westlichen Mustern ge-
arbeiteten Versuche erhielten freundliche
Aufnahme; im zweiten Stückewendete D.
statt des allgemein üblichen Iambus den
zehnsilbigen Nationalvers an und gab
damit die Initiative zur Annahme dieses
Verses von Seite aller späteren vater-
ländischen Dramatiker, dessen sich noch
heut alle bedienen, die metrisch schreiben.
Der gute Erfolg dieser Erstliugsarbeit
bewog D., die medicinische Praxis aufzu-
geben und sich ganz der dramatischen Dich-
tung zuzuwenden, welcher Schritt da-
durch ausführbar wurde, daß D. nach
dem Tode seiner Eltern in den Besitz
eines Vermögens gelangt war. Zur Ver-
wirklichung seiner nunmehr gefaßten
Absicht scheute D. keine pecuniärenOpfer.
Im 1.1841 übernahm er für zwei Jahre
die Leitung der vom Agramer Lesevereine
aus Neusatz uach Agram berufenen illy-
risch-en Schauspielgesellschaft; füllte die
großen Lücken eines Nepertoirs in illyri-
scher Sprache durch mehrere Uebersetzun-
gen deutscher Theaterstücke aus, welche in
dem von Ljudevit Gaj herausgegebenen
Repertoire des illyrischen Theaters ab-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Band 3
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Coremans-Eger
- Band
- 3
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 456
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon