Seite - 243 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Coremans-Eger, Band 3
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setzung aus dem von Netz er herausgegebenen
Nachlasse des Dichters, in dessen erster Ab-
theilung dieses Bruchstück seiner Selbstbiogra-
phie sich befindet. — Historisch-politische
Blätter für das kath. Deutschland. XVI.Iahrg.
1845, S. 377, 725, 777: „Ein deutscher Je-
suit in Frankreich." — Programm des k. k.
akademischen Gymnasiums zu Kremsmünster
für das Schuljahr 1352 (Linz 1852, Joseph
Feichtingers sel. Erben, 4".). Enthält den
Programmaufsatz: „Michael Denis. Eine
literärgeschichtliche Biographie von Amand
Baum garten" (Professor und Convicts-
Präfect in Kremsmünster). Schildert in an-
regender Weise namentlich Denis den Dich-
ter, ohne jedoch die bibliothekarische Thätigkeit
des großen österreichischen Bibliographen zu
übersehen. Seinem Vorhaben gemäß stellt er
Denis besonders als Einen derjenigen hin,
„welche einst das lateinische und französische
Vorurtheil an der Donau heben halfen, und
die österreichische Jugend zuerst in die Na-
tionalliteratur einführten." — Aehnliche Schil-
derungen anderer hervorragender Schriftsteller
Oesterreichs aus jener Periode — wären bei
der Feindseligkeit und Oberflächlichkeit, mit
welcher österreichische Autoren (Denis aus-
genommen) von Gervinus und Julian
Schmidt behandelt worden, aus der Feder
Baumgartens cine sehr willkommene
Gabe. — Allgemeine Zeitung (Augsburg)
1800, Nr. 317. — Baader (Klcm. Al.),
Das gelehrte Baiern (Sulzbach 1804, 4".)
I. Bd, S. 220. — Vaur (Sam.), Gallnie
der berühmtesten Dichter des 18. Iahrhuuderts
(Leipzig 1805, 8".) S. 330. — Baur (Sa-
nmcl), Galleric histor. Gemälde aus dem
18. Jahrhundert (Hof 1804 — 1806, Gran,
6 Bde., gr. 8".) I I I . Vd. Sp. 562. — Bio-
graphien o'str. Dichter (von Gah eis) I I . Bd.
1. Hft. S, 37. — (Brockhaus) Conversations-
Lexikon (10. Auflage) IV. Vd. S. 696. —
^D e Lucal Das gelehrte Oesterreich. Ein
Versuch (Wien 1776, Ghelen, 8".) I. Bdes.
I. Stück S. 90. — Denkwürdigkeiten aus
dem Leben ausgezeichneter Deutschen des 18.
Jahrhunderts (Schnepfenthal 1802, Erzie-
hungs-Anstalt, gr. 8°.) S. 603. — Gräf fer
(Franz), Kleine Wiener Memoiren (Wien
1845, 3 Bde., 8".) I I . Bd. S. 166: „Erin-
nerung an Tenis." lDarin heißt es unter
Anderem: „ In Denis: welche ausgebreitete '
Gelehrsamkeit, dies erstaunlich reiche Wissen!
diese Sprachlenntniß, diese unermeßliche Be- ^
lesenheit! Solch' ein Dichter und solch' ein
Gelehrter zugleich: welch' eine seltene Er^ -
scheinung! Denis war einer der erfahrensten,!
gelehrtesten und gründlichsten Bibliographen, die je gelebt. Seine „Buchdruckergeschichte
Wiens" ist eine Meisterarbeit. Sein Supple-
ment zu Mai t ta i re ist voll Forscherfleiß
und Gehalt, sein Katalog der theologischen
Handschriften erhebt ihn zum ebenbürtigen
Nebenbuhler des berühmten florentinischen
Manuscriptenbcschreibers Banbini . Seine
Einleitung in die Bücherkunde war zu seiner
Zeit das vortrefflichste Handbuch." . . . Zu
Ende dieses Aufsatzes heißt es: „Ernst und
Milde, Weisheit, Würde nnd Geist malten
sich in dem Antlitz des edlen Mannes. Das
Bildniß bci seinem literarischen Nachlasse ist
ähnlich — ein wahrhaft „hochwürdiges." De-
nis hat noch keine, seiner hoben Bedeutung
angemessene pragmatische, ausführliche Le-
bensgcschichte. . . . Wo ist der Mann unter
Oesterreichs zahlreichen berufenen Gelehrten,
der sich entschließt, unseres Denis Leben zu
beschreiben? Ist kein Verleger da, der einen
Preis aussetzt?"j.— Hormayr(Ioh.Frh.v.),
Oesterr. Plutarch (Wien 1807, Doll. 8".) V.
Bd. S. 19? Mographie sammt Porträt, ge-
stochen von Blasch ke^. Entwirft von ihm
folgende Silhouette: „ . . . . Denis war von
mittelmäßiger Statur, regelmäßig gebaut,
sein Kopf ein wohl geformtes Oval. Er hatte
eine hohe bedeutende Stirne, sanfte Augen,
deren Blau bei herannahendem Alter wie
gewöhnlich in's Graue überging , cine Adler-
nase und bis kurz vor seinem Tode der Ge-
sundheit blühende Farbe auf dessen Lippen
und Wangen. Sein Blick war geistreich aber
freundlich, seine Stimme mild, obgleich er,
wie die meisten Denker scharf und bestimmt
articulirte. Nie hat er Augengläser nöthig
gehabt, erst in der zweiten Hälfte seiner
Sechziger Jahre fing er an, etwas mit dem
Haupte zu zitiern. Ungetrübte Heiterkeit war
über die sinnenden Züge ausgegossen und der
gan;e Ausdruck seiner Mienen Bescheidenheit
und Wohlwollen. Er sprach und schrieb voll-
kommen französisch, italienisch, englisch, das,
Latein wie der Alten Einer, seine Mutter-
sprache aber ganz im österreichischen Dialect.
Griechisch und hebräisch las er viel und fertig.
Wenige Stunden vor seinem Tode legte er
Xenophon ans der Hand." — Weiter schreibt
Hormahr: „Denis bibliographische Arbei-
ten schrieb er ohne alle nochmalige Durchsicht
oder Verbesserung, gleich zum Drucke fertig.
Kennern wird dieses auch nicht leicht entgehen.
Vieles hat Denis in diesem Fache geliefert,
aber nichts Großes. Jeder seiner Verehrer
wird wünschen, daß cr seine ^esefrüchtc nie
herausgegeben hätte." (!?) - Noch an einer
andern Stelle heißt es: „Als Gelehrter war
der verdiente Dcnis nicht frei von Eitelkeit
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Band 3
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Coremans-Eger
- Band
- 3
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 456
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon