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neuen Lebens folgten in kurzer Frist andere.
Im Jahre 1746 gab Johann Balthasar von
Antesperg seine „Kayferliche deutsche Gram-
matick" heraus, der ein „Kayserliches deutsches
grammatickalifches Wörterbuch" nachfolgen
sollte; er hoffte damit die Deutschen dahin
zu bringen, daß sie einmal aufhörten, Lieb-
haber des fremden, Vernachlässiger des eigenen
und lüsterne Schüler des Auslandes zu sein.
Im I . 1753 wurde in Wien Popowitsch
als Lehrer der deutschen Beredsamkeit ange-
stellt, und es verbreitete sich in weiteren und
höheren Kreisen eine vorher unbekannte
Theilnahme für die deutsche Literatur und
für alles, was damit zusammenhing, wozu
nebst einigen Gottschedianern besonders G e b-
ler beitrug. Im Jahre 1755 erschien der
erste Band „der wienerischen gelehrten Nach-
richten", ein Wochenblatt, das „von den Be-
mühungen der vortrefflichsten deutfchenSchrift-
steller Nachricht ertheilen, und seine Aufmerk-
samkeit hauptfächlich auf die Werke des guten
Geschmackes wenden wollte." Am 2 Jänner
1761 hielt die „deutsche Gesellschaft", deren
Mitglieder sich vorher privatim im Hause des
Freiherrn von Riegger eingefunden hatten,
ihre erste öffentliche Versammlung; Joseph
von Sonnenfels, der Borsteher der Ge-
sellschaft, eröffnete die Sitzung mit einer
deutschen Rede. Dessenohngeachtet herrschten
gegen die Sache noch mancherlei Vorurtheile,
wie aus Sonnenfels ' Rede selbst hervor-
geht. Vielen galt schon der Name „deutsche
Gesellschaft" als ein Eingriff in die Nechte
des freien Geschmackes, die Mitglieder der-
selben hießen ihnen Klüglinge, Neulinge :c.
Andere erhoben selbst religiöse Bedenken, und
sahen in den Bemühungen zur Aufnahme der
deutschen Sprache und Poesie verkappte An-
griffe gegen Glauben und Kirche. Daraus
begreift es sich, von welcher Bedeutung es
war, als Denis sich diesen Bestrebungen
anschloß, und selben seine Dichterkraft lieh.
Sein Beitritt trug nicht blos zur Hinweg--
fchaffung vorgefaßter Ansichten bei, von denen
gewisse und einflußreiche Sphären noch immer
befangen waren: seine poetischen Bilder wa-
ren auch der erste Schritt zur Verlörperuug
der Ideen, welche, annoch formlos und unbe-
stimmt, in den Köpfen vieler talentvoller und
strebender Männer auf- und niedertauchten."
Dercsönyi von Dercsen, Johann I.
Freiherr (Geolog, geb. zu Leutschau
im Zipser Comitate, gest. 1837). Stammt
aus der alten nach dem Mohacser Tür- kensiege (1526) aus Nieder-Ungarn nach
Ober -Ungaru geflüchteten Familie Te-
j 6 r, welche dort uuter dem NamenW eisz
im 17. Jahrhunderte mit einem neuen
Adelsbriefe versehen wurde, und den
Namen Dercsenyi seit 1792 fuhrt, in
Folge der für die Familie fortbestehenden
königl. Schenkung des Dorfes Dercsänyi.
Johann beschäftigte sich
von Jugend au
mit den Naturwissenschaften nnd insbe-
sondere mit Mineralogie, Geognosie und
Medicin; besuchte die Schulen in Fekete
Mnya, Leutschau, Preßburg und zuletzt
die Universität in Wien, wo er auch die
Doctorwürde erhielt. Im I . 1780 trat
er im Zempliner Comitate in öffentliche
Dienste, verließ aber dieselben in einiger
Zeit wieder und zog
sich in die Nähe sei-
ner Güter im Beregher Comitate zu
Munkäcs in's Privatleben znrück, von
nnn an ausschließlich mit dem Studium
der Mineralogie beschäftigt. Hier machte
er die wichtige Entdeckung, daß jene Ge-
gend ein reiches Lager ausgezeichneten
Alaunsteins besitze, worauf er mit eiuem
10jährigeu ausschließlichen Privilegium
versehen, daselbst eine Alaunerzeugung
einführte, welche seitdem in den auf dem
grast. Schönborn'schen Gute Podho
ring nnd anf dem D er cseny ischen Gute
Pusita Kerepez, beide bei Munkä.cz, daun
auf dem Graf Kä.rol y'schen Gute Mu-
sen und auf zwei andern ebenfalls im Be-
regher Comitato befindlichen Fabriken
während mehr als 30 Jahren betrieben,
das schönste Prodnct reichhaltig fortlie-
fert, und dadurch dem Lande eine Indu-
strie ^ Quelle eröffnete, welche seit ihrer
Eröffnung bis 1814 nach diplommäßiger
Bestimmung einen Ertrag von mehr als
einer Million Gulden abwarf. 1814
wurde D. königl. ungar. Rath nnd für
den Landtag 1825 — 27 zum Mitglied
der Reichstags-Deputation znr Umarbei-
tung des montanistischen Codex für Un-
garn gewählt, als welcher wie auch als
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Band 3
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Coremans-Eger
- Band
- 3
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 456
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon