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Ditters von Dittcrsdorf, Karl
(Compositeur, geb. zuWien2.Nov<
1739,gest.zuNoth>LhottabeiNeuhau,
in Böhmen, einer Herrschaft des Frei
Herrn von Stillfried, 31. Oct. 1799).
Er war der Sohn eines Theaterstickers
und Obcrlieutcnants bei der bürgerlichen
Artillerie, erhielt eine gute Erziehung,
und da er musikalisches Talent zeigte,
ließ ihn der Vater auf der Violine unter
richten. Erst 10 Jahre alt, hatte er e^
schon dahin gebracht, in allen Kircheuchö
ren mitspielen zu können, wo ihm ge
wohnlich die Soli anvertraut wurden,
Bald richtete sich auf das Wunderkind
die öffentliche Aufmerksamkeit, und Prinz
Joseph Friedrich von Hildburghau-
sen , eiu enthusiastischer Musikfreund,
nahm den 11jährigen Knaben zu sich.
Hier entfalteten sich nun die Aulagen
des jungen Künstlers, und das Leben an
diesem kleinen Hofe war die trefflichste
Borbereitung für den Verkehr mit der
besten Gesellschaft, in welcher Ditters
dorf sein ganzes Leben hindurch zu wei-
len pflegte. Unter den Personen, die auf
seine spätere Richtung bestimmend ein-
wirkten , ist die berühmte Sängerin Bit«
toria Tesi zn nennen. Ungefähr 10
Jahre lebte D. im Hause des Prinzen
und hatte sich inzwischen zum fertigen
Violinvirtuosen und geschickten Conzert-
componistcn ausgebildet. Obgleich er sich
einmal verleiten ließ, wegen drückender
Schulden für Hazardsftiel und Wein
ans dem Hause seines Wohlthäters heim-
lich zu entfliehen, so wurde doch dieses
innige Verhältniß dadurch uur vorüber-
gehend gestört und der unfreiwillig Zu-
rückkehrende fand großmüthige Verzei-
hung. Als der Prinz von Hildburghau-
sen Wien verließ und seine Capelle auf-
löste, trat D. in das Orchester des Hof-
theaters, das nnter der Leitung Glucks
stand. Schon früher hatte er sich diesem
näher angeschlossen und begleitete ihn 1761 nach Italien. In Gesellschaft der
beiden Musiker reiste zugleich Signora
Marini, eine schöne Sängerin, um
deren Gunst sich Beide anf's eifrigste
bewarben. In Bologna, dem Ziele ihrer
Reise, feierte Ditters dorf als Vio-
linvirtuose die glänzendsten Triumphe.
Der berühmte Martino, der ?liäi-i äi
i) nannte ihn seinen okro
Farinelli, der in stiller
Zurückgezogcnhcit in Bologna auf sei-
nen Lorbcern ausruhte, zeigte ihm die
wärmste Theilnahme. Die kunstliebenden
Dilettanten der Stadt riefen aber aus:
„I^i- Oio! ciaei i'ÄFclxxo Slioug.
vars N talo Fei-l62ioii6?" Nach Wieu zu-
rückgekehrt, machte er die Bekanntschaft
von Joseph Haydn und lebte mit diesem
in der vertrautesten Verbindung. Ein
paar Jahre später trat D. als Capell-
meister in die Dienste des Bischofs von
Groß-Wardein, an dessen Hofe er 5 Jahre
lebte, bis das Theater nnd die Capelle
auf den Wunsch der Kaiserin Maria
Theresia aufgelost wurde. Er begab
sich nun im I . 1769 wieder nach Wien
und brachte ans Ungarn eine Menge Par-
tituren, meist Sinphonien und Concerte,
ein Oratorium, den ersten Versuch einer
komischen Oper ..^.rnore in Unsioa."
und einen Korb mit, den er bei seiner
Werbung um eiue adelige Ungarin er-
halten hatte. Bald daranf lernte er den
Fürstbischof von Breslau, Graf Schaff-
gotsche, kennen, der den lnstigen Musi-
ker so lieb gewann, daß er ihm, um ihn
ür immer an sich zu fesseln, die Forst-
meisterstclle des Fürstenthums Neisse und
en Orden des goldenen Sporns ver-
chaffte. D. vermalte sich nun mit De-
moiselle Nicolini, einer Sängerin, die
r unterrichtete, und deren gute Eigen-
schaften und solider Charakter ihn ge-
'esselt haben. )773 avancirte er zum
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Band 3
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Coremans-Eger
- Band
- 3
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 456
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon