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Phasen deutlich erkennen. I n der ersten von
1818 bis 1830 ist Nossini sein Modell,
und seine Compositionen tragen das Gepräge
der Naivität und einer liebenswürdigen Technik
an sich; in der zweiten wird Bel l in i 's
Einfluß bemerkbar; geschickter, kräftiger, aber
weniger originell, als sein Vorbild, compo-
nirte er ^.nng. Voisna. Von der Erfahrung
gereift, in der Vollkraft des Alters und des
Talents, entwindet er sich allen äußeren Ein-.
flĂĽ'ssen Und schuf seine I.uoia 6i I^iumormour,
das Hauptwerk seiner dritten Epoche; endlich
bewältigt vom Geschmacke der Zeit, den Be-
dĂĽrfnissen der modernen Oper nachgebend,
richtete er seine Manier darnach ein und
schrieb in dieser letzten Epoche seine im melo-
dischen Style der italienischen Schule gehal-
teneu Compositionen. — Merkwürdiger Weise
besitzt D. cm Monument, wie es nur wenige
der hervorragendsten Geister des Menschen-
geschlechtes besitzen; aber noch keine Biogra-
phie, die ebenso interessant als lehrreich wäre,
da D. als Mensch liebenswĂĽrdig, beliebt, in
den höchsten Sphären der Gesellschaft in
Wien und Paris sich bewegte; als Musiker
aber wie Keiner vor und Alle nach ihm Ge-
legenheit böte, den gegenwärtigen Verfall der
italien. Musik in ihren Ursachen und Wirlungen
zu beleuchten.) — NiviZt». clinteinporanLN.
1854: „I)oni20tti s In «euola. itn.1ill.n3." von P.
Scudo ^ursprünglich in Paris in französischer
Sprache erschienen; ,,I). 6t 1'öools italienns
Douizetti, Giuseppe (Genelal-
Direet 0 r sämmtlicher türkischen Capel-
len, geb. zu Bergamo im letzten Decen-
ninm des vorigen Jahrhunderts, gest. zu
Constantinopel 14. Jänner 1856).
Aeltester Bruder des Vorigen. Nach eini-
gen Nachrichten (Mainzer Unierhaltnngs-
blätter 1840, Nr. 84, S. 334) diente
Giuseppe im französischen Heere der
Kaiserzeit und ging mit Napoleon
nach Elba. Als dieser nach Helena ge-
bracht worden, vcgab sich D. nach Con-
stantinopel. Nach Gabr. Nosa's „Noin-
(Lei-F2.rn01855>8".) S. 10 ging er aber
1828 durch Vermittlung Sardiniens nach
Constantinopel. Dort aber machte er mit
der europäischen Musik so viel Glnck, daß
er als Chef sämmtlicher Militär - Musik- Corps des türkischen Kaisers angestellt
wurde. Der Sultan Abdul Medjid,
der von D. Unterricht in der Musik er-
hielt und selbst componirt — unter andern
mehrere OK9.N80118 von Berangerm
Musik gesetzthat— ließ ein eigenes Opern-
haus im Garten des Serails bauen, und
unter D.'s Direction italienische Opern,
welche gefielen, auffĂĽhren. Giuseppe
besitzt wesentlicheVerdienste um dieHebung
der tĂĽrkischen Mnsik, insbesondere der
Militärmusik, die einen ausgezeichneten
Platz unter dm europäischen Militärnm-
siken einnimmt. Auch soll D. die Compo-
sitiou des Arudt'schen Liedes „Was ist
des Deutschen Baterland", als tĂĽrkische
Nationalmelodie., adoptirt und eingebĂĽr-
gert haben. Am 1. Oct< 1855 wurde D.
zur Würde eines Pascha (Livö. Pascha)
mit den systemmäßigen Bezügen erhoben,
welche 15 Beutel oder 7500 Piaster mo-
natlich , 64 Brote auf den Tag, 150 Pf.
Reis auf den Monat, Fntter fĂĽr 12 Pferde
uebst Fleisch, Holz, Salz, Kerzen, Oel,
Seife, Kohlen im Verhältnisse, betragen.
Doch schon in den letzten Jahren leidend,
genoĂź D. nur wenige Monate seine
Standeserhöhuug. Er hinterläßt einen
einzigen Sohn Andreas, denselben, wel-
cher seinen Onkel Gaetano (s. 0.), als
er von der unheilbaren Krankheit befallen
worden, nach Bergamo gebracht hatte.
6222stt2, pi-ovineiais äi Lresoia, 1855, Nr. 95
lenthält den Brief des Sohnes Andreas Do-
nizetti, worin er umständlichen Bericht über
die Standeserhebung erstattet, welche seinem
Vater von Seite des Sultans zu Theil ge-
worden^ — Preußische Kreuz-Zeitung 1856,
Nr. 62, im Feuilleton. — Donau (Wiener
Journal), Morgenblatt 18Z6, Nr. 54 snach
dieser war Giuseppe D. nur 42 Jahre alt;
Giuseppe ist aber Gaetano's ältcsterBruder und
Gaetano war 1798 geboren; Giuseppe muĂźte
also mindestens älter als 58 I . gewesen sein).
—Frankfurter Convcrsationsblatt 1857, Nr.35.,
— Allg Modenzeitung. Herausg von Dr. A.
Diezmann (Leipz., 4".) 1845, Nr. 35, S. 280.
— QiornNiS cU Lsrssaiuo 1756, Nr. 19 snach
diesem gest. 12. Febr. 18561.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Band 3
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Coremans-Eger
- Band
- 3
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 456
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon