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Donner, Georg Raphael (Bi ld
Hauer, geb. zu Eßl ingen im March
felde 25. Mai 1693, gest. in Wien 15.
Febr. 1741). Sohn des Zimmermanns
Peter Donner ans dessen erster C
erhielt in der Taufe den Namen Georg,
legte sich später den Namen Naphael
bei und gebrauchte denselben in den letzten
Lebensjahren ausschließlich. Kam im
Jahre 1708 in's Stist Heiligenkreuz,
wo Abt Weichselberger einen hohen
Sinn für Kunst entfaltete und die Ar-
beiten des Malers Altomoute und des
Bildhauers Giu l ian i des Knaben rege
Phantasie für Kunst entflammten. jNach
Schlager war Georg Raphael mit
16 Iabren in's Stift gekommen, nach
einer Note im Stiftskalender von Abt
Robert Leeb wurde er „Als ein Knab
von 13Jahren beiläuffig anfgenohmen"^.
Giul iani war sein erster Lehrer, den der
talentvolle Jüngling auch bald übertraf;
dann ging er nach Wien und besuchte
die Akademie (1715). Urkundlich erscheint
er 1724 in Wien und zwar im Heirats-
corttract mitElisabethP rechtlin (Prechtl)
in der Eigenschaft als „kavserl. Gallan-
terhe Bildthauer". Ueber seine Arbeiten
in dieser Zeit ist nichts bekannt, anch war
die Bildhauerkunst damals in Wien
nicht in Blüte; erst mit dem Bau der
Karlskirche, welcher 1715 begonnen wor-
den, eröffneten sich auch Aussichten für diese
Kunst, und um dabei mit einer Arbeit be-
schäftigt zn werden, scheint D. nach Wien
gekommen zn sein. D. war bei den Bewer-
bungen durchgefallen und schien um jene
Zeit nach Salzburg gezogen zu sein, wo-
für das Monogramm der im Schlosse
Mirabell befindlichen ersten Statne von
den sieben auf der breiten Marmortreppe
des Gartenflügels in den Wandnischen
aufgestellten, welches dentlich lesen läßt:
„G. N. Donner, teoit 1726", mehr als
bloße Vermuthungen zuläßt. Von Sah-
burg begab er sich nach Ungarn, wo ihn Fürst Primas Emmerich Est erhazy zu
seinem Baudirector ernannte, mit wel-
cher Stelle der bleibende Aufenthalt in
Preßburg verbunden war. Etwa 10 Jahre
mochte D. auf diesem Posten geblieben
sein. Daselbst beschäftigte er sich mit dem
Erzgusse in größerem Maßstabe, wozu der
Primas ein eigenes Gußhaus hatte bauen
lassen. 1739 ist er wieder in Wien und
1741 erscheint er in einer Stadtrechnung
als „kayserlicher Kammer Vilthauer".
Während seines Aufenthaltes in Wien
verfertigte er sein Lieblingswerk, das
Brunnenbasrelief im Rathhause. Aber
plötzlich traf ihn das Uebel, das seinem
Leben in einem Momente ein Ziel steckte,
als sich ihm freundlichere Aussichten er-
öffneten und sein im Kampfe mit dem
Leben ermatteter Geist einen neuen Auf-
schwuug nehmen zu wollen schien. Don-
ner war aus nicht ganz ungünstigen
Vermögensverhältnissen in Armuth ge-
rathen und seine Passiva betrugen bei
seinem Tode eine erhebliche Summe, so
daß seine Gattin die Erbschaft anzutreten
sich weigerte. Die Leichenkosten mußten
aus Gaben der Wohlthätigkeit bestritten
werden. Wie dies gekommen, ob sein und
seiner Gattin Vermögen in den oft sehr
kostspieligen Voranslagen zur Herstellung
seiner Werke (Kosten für Marmor, ande-
res Gestein, Erzguß u. d. m.) aufgegan-
gen, ist bisher nicht ermittelt worden.
Die Besoldung Do nu er s betrug 500 st.
D. wurde auf dem Kirchhofe der St. M-
kolaus-Capelle auf der Landstraße bestat«
tet, später (1784) aber, als auf Kaiser
Joseph I I . Befehl, die inner den Linien
Wiens befindlichen Kirchhöfe entfernt
wurden, auf den St. Marrer Friedhof
übertragen. Bemerkenswerth erscheint uns
noch folgende Thatsache: unter den gehei-
men Kammerauslagen der Kaiserin El i -
abeth steht von der Hand ihres Zahl-
meisters Herrn Freiherrn von Pilati
olgender Posten: „Don 23.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Band 3
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Coremans-Eger
- Band
- 3
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 456
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon