Seite - 409 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Coremans-Eger, Band 3
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Er entschied
sich sogleich für die Tonkunst.
Obgleich er noch nicht die Harmonielehre
studirt hatte, componirte er doch kleinere
Arbeiten, welche sogar für Schöpfungen
Mozarts galten und mit dessen Namen
gestochen, ja noch dann für dessen Arbei-
ten ausgegeben wurden, als E.
sich längst
als deren Componist erklärt hatte. Auch
schrieb er einige Opern, die beifällig
aufgenommen wurden, wie „I,a Ua,->
c/^ ancls cls HfocleH" , wodurch er Glucks
Freundschaft gewann. Nun studirte er
fleißig den Generalbaß und die persön-
liche Bekanntschaft mit Mozart stei-
gerte die Begeisterung für die Tonkunst
und ihren auserwählten Liebling. Nur
der Tod trennte die von der Kunst ge-
knüpften Bande, aber Mozart blieb
immer Eberls Ideal. Nach Mozarts
Tode unternahm E. mit dessen Witwe
eine Knnstreise nach Deutschland und er-
warb sich den Nuf eines ausgezeichneten
Clavier-Virtuosen. 1797 folgte er einem
Rufe nach St. Petersburg, wo er gegen
vier Jahre blieb, theils Concerte, theils
Unterricht gab und reichen Beifall ern-
tete. Als er 1800 nach Wien zurückkam,
erhielt er vom Freiherrn von Braun,
damaligem Vice-Director der Hoftheater
(f. d. II. Bd. S. 123) den Auftrag, eine
Oper zu componiren. Nach einem Mär-
chen von Wieland entstand „Nie Königin
der schwarzen Insel" , welche 1801 zur Auf-
führung kam, aber nicht durchgriff. Das
Libretto soll mißlungen und auch die
Musik nur stellenweife gelungen sein.
Noch schrieb E. mehrere Opern, welche
aber nicht gestochen wurden und zahl-
reiche Compositionen, diese meistens für
das Piano. Im I . 1803 unternahm er
eine zweite Reise nach Rußland, wo er
Haydns „Schöpfung" dirigirte. Auf
seiner 1806 unternommenen Kunstreise
nach Deutschland, wo er besonders in
Leipzig und Weimar vielen Beifall ern-
tete, componirte er sein letztes Werk op. 39. Es ist eine Sonate für das Piano,
im Auftrage für die Erbprinzessin von
Weimar componirt. Mitten unter Ent-
würfen für neue Arbeiten raffte ihn das
Scharlachfieber in 8 Tagen im kräftigen
Mannesalter von 42 Jahren dahin. Die
Zahl seiner Compositionen beträgt über
ein halbes Hundert, mehrere sind erst
nach seinem Tode gestochen worden.
Unter seinen ungedruckten größern
Werken sind zu nennen die Opern:
„Nie Aigeuner"; — „Nie Mlldehandlrrin"
(bereits genannte „Ug.ro1ig.iiä6 äe No-
äes"); __ ^Nr Hen Megäre dritter Theil";
— „Graf Valdnin uan Flandern" und die
vorgenannte „Königin der schwarzen Insel."
Unter Mozarts Namen erschienen:
„Gin lblauiersulu aus kinoll" (als Mozarts
op. 31, Wien bei Artaria); — „De>-.
nis^e F^ an-cls Sonate cle MisaT't" (?2.ris
1797, k i^e i ) ; — im folgenden Jahre
bei Ar ta r ia unter Eberls Namen
(op. 1): «^kll 1?a i^aHion,i clsl ^)netto.-
Nei Männern, welche Nebe tiihlen" (Wien
1792, Artaria) (op. 3); — „IllVariatw-
nen tiir das Piano über: An Steffen sprach im
Granme"; bei Böhme als op. 55 von
Mozart und in Offenbach unter dem
Titel: „An'te cl^>F va?-. ^a^ Hso^art^
Nr. 14, in Wahrheit E b e r l s
op. 5 und „ ^<27-iation5 »^0^ 7- le 2^ano
ntT- ls tkems.' Freundin sanfter Herzenstriebe"
als Mozarts op. 17 gest.; in Wahr-
heit Eberls op. 6. Unter seinen übri-
gen Compositionen, welche von Kennern
noch heute allgemein geschätzt werden,
nennen wir: ^O. 6?once?-t ^. ^/ . avec
ige^ (op. 17); —
5iano/. ^iolino, ^4lto et
eello oblig." (op. 18) ; — „O.
Fou? 5/. in Fs" (0p. 40). Bezüglich
der unter Mozarts Namen erschiene-
nen Compositionen von Eberl melden
einzelne Biographen, daß sie ihm ent-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Band 3
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Coremans-Eger
- Band
- 3
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 456
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon