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Kärtnerthor-Theater, bald darauf aber
ging sie zngleich mit ihrer Schwester nach
Neapel, wo beide ihre höhere Ausbildung
fiir das Ballet erhielten. Nun unternah-
men die Geschwister Kunstreisen, welche
in Italien und Deutschland nur eine
Folge von Triumphen waren. Im 1.1330
tanzte Fanni in Berlin und die geist-
reiche Rahe l, durch Friedrich VonGentz
auf die nene Muse des Tanzes aufmerk-
sam gemacht, trug wesentlich zu dcn glän-
zenden Erfolgen bei, welche Fanni in
der Spreestadt feierte und die für ihre
ganze Zukunft maßgebend wurden. 1834
entzückte sie
die Pariser; Veron dama-
liger Director der italienischen Oper,
trug ihr seine Hand an nnd Jules
Jan in widmete von seinen Ergüssen der
Bewundernng und des Entzückens für
Nachel redlich die Hälfte der berühmten
Tänzerin vom Donaustrande. Im Jahre
1841 unternahm sie mit ihrer Schwester
eine Neisc nach Amerika, dessen Bewohner
inEnchusiasmus für die anmuthigeTochter
Terpsichorens mit Europa wetteiferten.
Die „Königin des Tanzes Fanni I.",
wie man sie allgemein nannte, wurde in
allen Sprachen von hundert und hundert
Dichtern besungen. Nach ihrer Rückkehr
aus dem andern Welttheile tanzte sie in
Petersburg, auch mit demselben Erfolge
und 1851 noch einmal in Wien im Bal-
lete „Faust", um dann für immer die
Bühne zu verlassen. Anfänglich nachdem
sie der mit solcher Virtuosität geübten
Kunst Lebewohl gesagt, zog sie nach Ham-
burg und lebte dort auf einer kleinen
von ihr erkauften Besitzung vor dem
Dammthore zurückgezogen und wegen
ihrer Anmuth und Liebenswürdigkeit im
Umgänge allgemein geschätzt. Spater
aber übersiedelte sie nach ihrer Vater-
stadt Wien, wo
sie seither lebt und wenn
sie bei Festen öffentlich erscheint, durch
ihre Grazie noch fesselt. Sie übte ihre
Kunst mit nner Vollendung, worin sie — selbst von der Taglioni — nicht
übertroffen worden ist. Ihre Mimik,
jede ihrer Bewegungen war Grazie; ihr
Tanz leicht und immer charakteristisch.
Einer der graziösesten Tänze, womit
E. das kunstliebende Pnblicum zweier
Welttheile hinriß, war die „Cachucha",
bei welcher Gelegenheit M. (3. Saphir
schreibt: „Fanni Elßler tanzt die
„Cachucha" mit den Füßen, mit den
Augen, mit dem Munde, mit tausend
Lächeln, mit Millionen anmnthigen Com-
mentaren, mit Millionen süßen Rand-
glossen; das ist die Cachncha und man
könnte sagen, die Cachucha tanzt durch
die Elßler". Wie alles in der Cachucha
von ihrem Tanze, so wurde alles in der
— Therese (Tänzerin, geb. zuWien
nach Brockhaus 1808, nach Mayer
1810). Schwester der Obigen, mit wel-
cher sie die gleiche Erziehung, den glei-
chen Unterricht im Tanze genoß, längere
Zeit vereint mit ihrdieKnnstrcifen unter-
nahm und durch die Kraft, Kühnheit und
Gewandtheit, die sie im Tanze entfaltete,
gleiche Erfolge feierte. Seit 1851 ist sie
in morganatischer Ehe mit dem Prinzen
Ad albert von Preußen vermalt, und
von Sr. Majestät dem Könige von Preu-
ßen in Folge dessen zur Frau v. Barnim
erhoben worden.
I^ettres a UN artisto (Brüssel 1841) lBriefe
eines jungen Polen an die allgemein bewun-
derte Tänzerin, worin er sie in den über-
schwenglichsten Ergüssen feiert und als bezau-
berndes Ideal mit einem wahren Heiligen-
schein umgibt). — An Fanny Elßler. Eine
Apotheose. Nach dem Italienischen des
G. Prat i frei bearbeitet und ergänzt von
Cajetan Cerri lWien 1851, 8°.) ldie Wid-
mung lautet wörtlich: „Dir, Fanny Elßler,
von zwei Welten die „Göttliche" genannt,
widmet in neuer Gestaltung diese Blume, die
vom Süden Dir ward, der sie auf Deiner
Heimat theuren Boden verpflanzt")! — Hu-
morist. Herausgeg. von M. G. Saphir .
1839, Nr. 95: „Marie Taglioni. Fanni
Elsler" laus Saphi rs „Kunstfrachtbriefen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Egervári-Füchs, Band 4
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Egervári-Füchs
- Band
- 4
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 422
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon