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über Schweden nach Preußen litt er auf
der Ostsee Schiffbruch und wurde nach
zweiwocheutlicher Irrfahrt in fast wun-
derbarer Weise von Lootsen bei Colmar
gerettet. Als Friedrich Wilhelm III.
1813 seinen Aufruf ergehen ließ, trat
E. mit seinen Laudsleuten und Freun-
den in'sLützow sche Freicorps und warb
mit seinem Freunde Iac. Niedel für
dasselbe eine Compagnie Tyrolerjäger,
welche er 1813 und 14 anführte. Vor
der Leipziger Völkerschlacht erhielt er
wiederholte Sendungen in's preußische
Hauptquartier und besorgte unter dem
russischen Obersten von Heidecker län<
gere Zeit die Kriegspolizei. Im Lutzow^
schen Corps zeichnete er sich bei mehreren
Gelegenheiten aus, u. a. bei Stockn itz,
bei Lauenburg, bei Mölln, Ratze-
burg, und beiIulich hielt er im März
1814 mit seiner Compagnie ein ganzes
Bataillon Franzosen über zwei Stunden
auf, in welcher Zeit das entfernte Corps
heranrücken und den Feind zurückwerfen
konnte. E. wurde mit dem eisernen
Kreuze geschmückt. Nach dem Pariser
Frieden beendete er seine Studien zu
Berlin und wurde 1816 Doctor der Me-
dicin. Er trat nun in die Praxis, besuchte
mehrere deutsche Bader und machte Reisen
nach England und Frankreich. Den
Grund zu seinen späteren wissenschaftlich
begründeten Studien über den Magne-
tismus legte er unter Prof. Wolfart.
1819 wurde er Professor zu Bonn und
trug Anthropologie, Physische Heilkunde
und Pathologie vor. Nach 17jähriger
Thätigkeit auf diesem Posten, auf wel-
chem er
sich in allen Kreisen Liebe und
Achtung erwarb, kehrte er 1837 nach
genommener Entlassung in sein Bater-
land zurück und ließ sich in Innsbruck
nieder. Aber der Mangel an literarischen
Hilfsmitteln bewog ihn, 1841 nach Mün-
chen zu übersiedeln, wo er als praktischer
Arzt das System des Magnetismus ausbildete, darnach die Kranken behan-
delte und nach mehreren gelungenen
Curen einen großen Ruf erlangte. Als
Schriftsteller seines Faches und nament-
lich seines Systems entwickelte E. eine
bemerkenswerthe Thätigkeit. Gr grün-
dete sein Hauptverfahren dabei auf
die Ansicht, daß abnorm veränderte, ge-
hemmte und geschwächte Kräfte vor Allem
durch den Gebrauch der allgemeinen
Elementarkräfte, des Lichtes, der Wärme,
der Electricität und des Magnetismus
geheilt werden können, daß der Mensch
diese Kräfte in sich selbst besitze, und es
nur darauf ankomme, sie mit der gehöri-
gen Diät in Thätigkeit zu setzen. Es be-
dürfe nur ausnahmsweise der äußern
Naturkräfte zur Verstärkung der innern,
nnd ebenso ausnahmsweise bediente sich
E. derselben. Seine Schriften, mit sei-
ner Inaugural - Dissertation beginnend,
sind: „2)s niontinm in/inan in vttiswäi-
N6M /l,om.in.AM vitae 9en.Tt5 et nwT'boF"
(Ser iw 1816, 8".)/ — „Ner Magnetismus
nach den allseitigen Beziehungen seines Wesens,
seiner Erscheinungen, Anwendung und Onträthse-
lnng in einer geschichtlichen Entwickelung nnn
allen Leiten . .. dargestellt" (Leipzig 1819,
8°.); später als: „Geschichte drZ thierischen
Magnetismus", in 2. ganz umgearbeiteter
Auflage. 1. Theil auch unter dem Titel :
„Geschichte der Magie" (Leipzig 1844, gr.
8".); — „Ursprung nnd das Wesen der mensch-
lichen Seele überhaupt und die Beseelung des Kin-
des insbesondere" (Bonn 1824, gr. 8".);
2. Aufl. (Stuttgart 1852); die 2. Aufl.
ist mit einem Anhange über die Unsterb-
lichkeit vermehrt. Davon eine italienische
Uebersetzung: „Di^uinsio
co logiere in.to?-no l^ igins ecl
.) ; — „Ueber dir nähere Wechselwirkung des
Leibes nud der Seele mit llnihrnpol. Untersnchuu-
gen über den Mörder Ad. M l l " (Bonn 1825,
8".); — „Zntliroplllllgische Ansichten oder Nei-
;l ^ül beZZnn Kmnwizz des Menschen" ,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Egervári-Füchs, Band 4
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Egervári-Füchs
- Band
- 4
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 422
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon