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berühmten Variationen auf den Nako-
c z y-Marsch, den er bis dahin nicht kannte
uud dessen Motiv er sich erst vom Orchester
vortragen lassen mußte. Die Improvisa-
tion erregte den höchsten Enthusiasmus.
Er kehrte dann nach Paris zurück, blieb
daselbst bis 1841, concertirte bis 1844
in verschiedenen Städten Deutschlands,
Hollands uud Belgiens und ging anfangs
1844 nach England, wo fein Erfolg
ebenso außerordentlich war. 1846 unter-
nahm er die längst projectirte Kunstreise
nach Rußland, über Berlin, Königsberg,
Tilsit, Mietau, Dauzig, Riga, welche nebst
seinem Aufenthalt in Petersburg selbst,
einem Triumphzuge glich. Seit mehre-
ren Iahreu bereits tritt E. nicht öffentlich
auf, und die Hoffnung Wiens, ihu in der
Saison 1858 wieder zu hören, wurde
nicht verwirklicht. Von der großen Menge
der Compositionen Ernsts ist nur eiu
ganz kleiuer Theil gedruckt. Das berühmte,
Epoche bildende Tonstück „Garneual van Ve>
nedig", Variationen auf das venetianische
Volkslied „Og<r3. Uamg. inig.^ wurde von
Ewigen dem Paganini zugeschrieben.
Die Geschichte dieses Concertstückes, und
eines von Jules GH ys herausgegeb. von
Paganini, vergleiche man in der von
von Dr. Leone unten in den Quellen
angegebenen Biographie Ernsts, welche
überhaupt authentische Daten enthält.
Die Ernst'sche Composition erschien in
Leipzig bei Fr. Kistner ox. 18, ist Sr.
Majestät dem König von Dänemark ge-
widmet und enthält 25 Variationen,
welche lange nicht alle sind, die Ernst
über dieses Thema spielt. Die bedeuten-
deren übrigen Compositionen sind: „Gon-
certinu ans v-vul" ; — .Fantasie ^amati-
-<, über ein Motiv aus „Ludovic"; —
6
n'S) — «t?once,'t
17); — y^a»-iation5 cis , über ein holländisches Nationallied V-Dur; —
„Folsro m ^>MN" (09.16); — „M,-.
csama? iis Zaio«. m t3-Hsoli^ (o^> 15) und
die berühmte Transcription auf den
Schubert'scheu Erlkönig, welche Com-
position Ernst in der Original-Tonart
(O-Uoii) anf der Violine allein so vor-
trägt, daß man nicht nur dcu Erlkönig,
den Vater, und das Kind in ihren drei
verschiedenen Stimmfärbungen, sondern
auch zugleich das vollständige Pianoforte-
Accompagnement zu höreu glaubt. E.'s
Charakter als Mensch bezeichnen seine
zahllosen Wohlthätigkeitsconcerte, worin
erLiszt, der wie kein Anderer für Wohl-
thätigkeits-Anstalten und edle Zwecke ge-
wirkt, nachkommt. Seine Rückkehr 1839
nach Wien bezeichnete Ernst dadurch,
daß er, ehe er noch ein Concert gab,
1000 st. den Armen seiner Vaterstadt
Brunn und gleich darauf den durch eine
verheerende Feuersbruust in Baja (Un-
garn) Verunglückten 500 st. schenkte.
Leone (vr.), H. W. Ernst. Eine biographische
Skizze (Wien 1847, I . P. Sollinger, gr. 8".).
— Mg. Theaterzeitung von Ad. Bäuerle.
XXXIX. Jahrg. (Wien 1846) Nr. 262, S.
1046. — Nr. 263, S. 1049: „Biographische
Skizze" von Leone (H erz). — Wiener allg.
Musikzeitung von August Schilling 1842
(II. Jahrg.) Nr. 12. — Dieselbe 1847 (VII.
Jahrg.) Nr. 42. S. 170. — Nevuo ot 6ü2stte äo
rari« (1841) 8.531: „Noties3 kiußrkM.
guo2«. — Schilling (G. Dr.), Das musi-
kalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidharb,
gr. 8°.) S. 37. — Iüd. Athenäum (Grimma
und Leipzig 1851) S. 34. — Iüd. Plutarch,
herausgeg. von Franz Gräffer. Erstes Al-
phabet (Wien 1848, Ulrich Klopf gen., 8°.)
S. 23, von Sim. Deutsch. — Augsburger
Allgem. Zeitung 1840. (Dieselbe schreibt über
Ernst: „In einem deutsch-slavischen Lande
geboren, hat Ernst von seinem deutschen
Vater das ernste Gemüth und den sorgsamen
Fleiß, von seiner Mutter, der Slavin, die
geschmeidige Form und die Liebe zur Musik,
als Geschenk des Franzosen endlich, mii dem
er viele Jahre gelebt, die klare Verständigkeit,
die einschmeichelnde Eleganz erhalten."! —
Humorist, von M. G. Saphir (Wien, 4°.)
1840 (IV. Jahrg.) Nr. 65: „H. W. Ernst.
Eine Künstler-Skizze" von M. G. Saphir.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Egervári-Füchs, Band 4
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Egervári-Füchs
- Band
- 4
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 422
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon