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übernahm er bei dem damals üblichen
öffentlichen Verfahren nicht selten die
Rolle des Vertheidigers der Armen oder
Angeklagten und erwarb sich einen glän-
zenden Ruf als Redner. I n diese Zeit
fällt die Herausgabe seiner Schrift:„5rin-
cy?/ 5o«aii^, welche unvollendet geblie-
ben, doch aber immer als sein Philosophi-
sches Glaubensbekenntniß anzusehen ist.
Als im I . 1814 das öffentliche Verfah-
ren aufgehoben wurde, behielt er zwar
seine Advocatur bei, übte sie jedoch nur
für eigene Geschäfte aus und lebte im
Uebrigen seineu wissenschaftlichen Ardei-
ten und Forschungen. Er errichtete nun-
mehr ein astronomisches Observatorium,
welches in Bestelltheit der Instrumente
das zweite in den venetianischeu Provin-
zen war. In dieser Zeit 1818 schrieb er
seine 4 Jahre später gedruckte Abband-
lung über die „ 2Vi.?66ions gsometT-ica cli
1822), worin manche neue Beobachtun-
gen enthalten sind. Auch gab er durch
mehrere Jahre hindurch die „^4nnak
neto" heraus, deren Eigenthümer er war.
Seine darin, ferner im „6i0rQ2ä<2 äi
Pisiea e äi Oüiruig. äi ?2.vig.^ enthal-
tenen Abhandlungen veröffentlichte er
in drei Bänden unter dem Titel: ^^on-
6ua 1844 u. t.)) deren erster alle Auf-
sätze über dieMolekula r-M echanik,
der zweite jene über das Licht, die
Wärme, die Elektricität, den Mag-
netismus, der dritte jene über die M e-
teorologie enthält. Der Grundgedanke
seiner Abhandlungen über die Molekular-
Mechanik, welche er selbst mehr eine
Schöpfung der Fantasie, als die Frucht
langer und vorbereiteter Beobachtungen
nannte, ist: daß sich in der auf ein
Minimum zurückgeführten Materie, d. i.
den Molekülen, unter den einzelnen Thei-
len eine abftossende Kraft entwickele, welche die Quelle einer großen Menge
von Molekularwirkungen und die Ursache
mannigfacher Erscheinungen sei. I m
Bande, welcher die Meteorologie behan-
delt, gab er auf Grundlage langjähriger
Beobachtungen bei Tag und Nacht eine
neue Erklärung für die Erscheinung des
Reifes, welche von der bisher üblichen
ganz abwich, und während außerhalb
Italien seine Beobachtungen allgemeinen
Beifall fanden, erfuhr er im Vaterlande
heftigen Widerstaud, der ihn öfter zu
Schriften verleitete, worin jene Ruhe
vermißt wird, die wissenschaftlicheu Ar-
beiten nie fremd bleiben soll. Außer den
bisher augeführten Schriften gab er noch
u. z. in früderer Zeit heraus:
1797)) worin er eiue Hypothese New-
tons, daß die Brechung des Lichtes,
welches durchsichtige Körper durchdringt,
von der Anziehungskraft, welche diesel-
ben auf die Lichtstrahlen ausüben, her-
vorgebracht sei, bestreitet; — ferner ^Dsi
(Ndenäg. 1799), worin er,
ungeachtet die Franzosen damals in I ta-
lien herrschten, unbefangen diese Nation
beurtheilt; und^ .HlsmoT-ia 5ull^ in/usnHH
mit manchen neuen für den Psychologen
interessanten Bemerkungen. F. starb im
Alter von 78 Jahren, nachdem er sich in
der Wissenschaft einen geachteten Namen
erworben.
usiuiei-i Istto 2^11' H.<:o»-
<ii Vioenüa . . . 62,1 vre.
, 4°.). — NI0310 Üi ^.iud. Vngiiiiero
1854, 3°.). — Osnn
1855, 8°,). — ri-ospetto äe^U «eritti pndii-
«3.ti ä» 1'oiu»50 Antonio OHtniio (^ ?2äu»
1857, Liooa, Ici. I-'ol.) 8. 119. —
ävii' .^613» 1854, Nr. 73. —
2ia1s äi Vene«ia 1855, Nr. 136. —
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Füger-Gsellhofer, Band 5
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Füger-Gsellhofer
- Band
- 5
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1859
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon