Seite - 146 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Füger-Gsellhofer, Band 5
Bild der Seite - 146 -
Text der Seite - 146 -
146
trieb. 1806 ging er nach Mailand, um
als Wähler für den italienischen Senat
sein Amt auszuüben. Im „Unovo6ior-
23.16 ä'Itklig, SpsttklitS allk S0i6Q26
»».t 111-2.11" befinden sich einige seiner
volkswirtschaftlichen Abhandlungen, de-
ren Tüchtigkeit Filippo Re anerkennt;
andere ohne seinen Namen, meist politi-
schen Inhalts, sind gelegenheitlich erschie-
nen. Seme Wirksamkeit als Architekt
beurkunden mehrere Kirchen im Gebiete
von Conegliano, welche von ihm selbst
gebaut, oder nach seinen Zeichnungen auf-
geführt wurden. Seiu Hauptwerk aber
ist die große Marmorschleuße, genannt
6tug. bei Cadore, eine kühne Schöpfung,
welche zweiBergrücken mit einander ver-
bindet und die Gewässer derselben in sich
aufnimmt, mit denen dann die um- und
höherliegenden Waldungen und Gebiete
auf's Reichlichste bewässert werden. Auch
hat er die herrliche Hauscapelle zu Co--
negliano erbant, als seiner Familie von
Sr. Heiligkeit Papst Gregor XVI. ein
kostbarer Reliquieusckrein verehrt wurde.
Gera war ein großer Bücherfreund und
hatte eine werthvolle Bibliothek gesam-
melt, in welcher sich auch sein reicher
handschriftlicher Nachlaß befindet.
Zoi-Mo l6aetano), ^lomoi-ie kunedri 2.ntioUtz
Fr 8°.) I. Lcl. 8. 198 uncl I I . Ü6. 8. 25^
ftasselbe Werk führt noch im nämlichen Bande
S. 257 einen Valentine Gera (ged. zu Co-
negliano I7t>2, gest. im Juni 1836) auf,
welcher zur Familie des Obigen zu gehören
scheint, sich viel mit Poesie beschäftigte und
als Stifter einer frommen Bruderschaft be-
kannt ist).
Geramb, Ferdinand Freiherr von.
nachmals mit deu Klosternamen Joseph
Maria ^Oberst, später General-
abt des Trappisten - Ordens,
geb. zu Lyon 17. April 1772, gest. zu
Rom 15.Mär; 1ü48). Sohn des Obe r^-
hüticn. Verwalters Franz Xaver G. zu
Schemliitz, der 1770 in den Ritterstand
erhcbcu worden ist, nnd Bruder des Fol- genden. Entstammt einer alten Adels-
familie aus Ungarn, wurde während eines
vorübergehenden Aufenthaltes der Eltern
in Lyon geboren; in Wien erzogen, machte
dann zur ferneren Ausbildung Reisen,
von denen er 1800 zurückkehrte, und sich
mit einem Fräulein aus vornehmer Fa-
milie vermalte. 1806 gerieth er mit
einem englischen Oberst in Streit, der
durch ein Duell auf dem Aetna geschlich-
tet werden sollte. Der Sieger hatte den
todten oder nur verwundeten Gegner in
den Krater zu schleudern. Das Duell
fand Statt und dieses Loos sollte G. tref-
fen , doch der englische Oberst ließ diese
Bedingung unerfüllt. Beleidigende Aus-
fälle auf die französische Armee zogen ihm
ein zweites Duell zu. Der Gegner war
diesmal der Gemal der berühmten Ca-
talani , der Franzose Valabregue.
Auch dieses Duell lief nicht glücklicher für
G. ab. Der Strenge der Duellgesetze in
Oesterreich entging G. nur auf Fürbitte
des französ. Gesandten und der Kaiserin.
Zur Feier der Annahme der erblichen
Kaiserwürde am 14. August 1804 durch
Kaiser Franz II . veröffentlichte G. das
historisch-allegorische Gedicht: „Hnbsburg"
(Wien, kl. Fol.), welches er dem Kaiser
am 8. Dec. d. I . in einem Prachtexemplar
überreichte. 21 von guten Künstlern ge»
stochene Vignetten schmücken das Werk,
wovon später eine türkische Uebersetzung
und eine einfache Octavausgabe erschien.
Das I . 1805 bot ihm Gelegenheit, wie
zuvor in Gedichten, so jetzt durch die That
seinen Patriotismus zu bethätigen. Für
die don der Hungersnoth schwer bedräng-
ten Bewohner des Riesengebirges sam-
melte er zngleick mit dem berühmten Hu«
mauisteu, Grafen Berchthold ff. dies.
I. Bd. S. 231) milde Beiträge, welche
eine Summe von 65,000 fl. erreichten;
dann fchrieb er heftige Proclamationen
gegen Napoleon und sammelte ein Frei-
corps , dessen Fahnen den Namen feiner
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Füger-Gsellhofer, Band 5
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Füger-Gsellhofer
- Band
- 5
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1859
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon