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Schutzfrau trugen, der Kaiserin Maria
Theresia, Franzens zweiter Gema-
lin, einer Tochter Ferdinand IV. von
Sicilien, der er seine Begnadigung für
die Uebertretung des Duellmandats zu
danken hatte. Als 1.809 der neue Kampf
Oesterreichs mit Frankreich ausbrach,
warb G. wieder ein Regiment, das
er als Oberst in die Schlacht von Wa-
gram führte. Sein Haß gegen Napo-
leon brachte ihn mit allen Gegnern des
Kaisers, unter andern auch mit Lord
Moira in Verbindung. Die Angelegen-
heiten in Spanien lockten ihn dahin, um
dort gegen die Franzosen zu kämpfen. Er
verließ seine Familie, schiffte sich nach
Malta, von dort nach Cadiz ein, das eben
(Febr. 1810) von den Franzosen bedroht
wurde. I n Cadiz trug er der Regentschaft
seine Dienste an, nannte sich Lagermar-
schall des Königs Ferdinand VII. und
bot sich an, ein Freicorps zu sammeln, zu
welchem Zwecke er sich nach England be-
gab , wo er sich an seinen Gönner, den
Liebling des Prinzregenten Georg IV.,
an Lord M o i r a wendete. Einige Flug-
schriften , die er ans diesem Anlaß ver-
öffentlichte, blieben bei den praktischen
Engländern erfolglos. Verlassen von allen
Seiten gerieth G. in so große Schulden,
daß er sick vor seinen Gläubigern flüchtete.
Auf dem Landhause eines seiner Freunde
verschanzte er sich gegen die ihn verfol-
genden Gerichtsdiener und
steckte auf das
Dach eine Fahne mit der Aufschrift: R^
liorl.36 i8 in^ bastle. 14 Tage hielt er
die Belagerung aus, da mußte die Re-
gierung , um das immer mehr wachsende
Aufsehen zu beseitigen, die Fremdenbill
gegen ihn anwenden, er wurde eingeschifft
und Anfangs 1812 im Schleswiger Hafen
Husum auf's Land gesetzt. Bei der dama-
ligen strengen Eontinentalsperre gerieth
n den Spähern Napoleons in die
Hände. Er wurde nun in's Gefängniß
nach Vincennes gebracht und daselbst im strengsten Gewahrsam gehalten. Am 6.
Febr. 1814 kam er iu's Schloß La Force,
wo der Bischof von Troyes sein Leidens-
gefährte wurde. Aus dieser Periode datirt
die völlige Umwandlung seines Sinnes
und sein Entschluß, das beschauliche
Mönchsleben zu erwählen. Als er im
April 1814, nach Einzug der Verbünde-
ten in Paris, seine Freiheit erhielt, lebte
er einige Zeit in der Umgebung von
Paris, trat aber schon im nächsten Jahre
in den Orden der Trappisten, der damals
in Frankreich wieder hergestellt wurde,
u. z. in's Kloster?oi't äu ßklut bei Laval,
legte nach 15monatlicher musterhafter
Erfüllung der harten Ordensregeln am
13. April 1817 sein Ordensgelübde ab
und nahm den Ordensnamen Joseph
Maria an. In dieser neuen Sphäre
erwarb sich G. bald den Ruhm: eines
der ausgezeichnetesten Glieder des Ordens
zu sein. Man bediente sich seiner bei allen
wichtigen Gelegenheiten; 1823 durchwan-
derte er Frankreich, um milde Beiträge
für seinen Orden zu sammeln; 1831
unternahm er eine Wallfahrt zum heil.
Grabe; 1837 wurde er Generalabt seines
Ordens und hielt sich in dieser Stellung
1839, 1840 und 1841 in Rom auf. Als
Schriftsteller trat G., wie schon erwähnt
worden, mit einem epischen Gedichte auf,
dann schrieb er vor seinem Eintritte
in den Orden ein Paar Gelegenheitsschrif-
ten, u. z.: ^
ein Sendschreiben an Lord M., ehemaligen
Anführer der französ. Emigranten, zu
Gunsten der Kämpfe in der Bretagne
gegen die französ.' Republik"; er schildert
dariu ergreifend die Situationen zu Cadir
und den Franzosenhaß in Spanien; —
I,ett7-s a Io^/ne HUT- ia/sts Bannes F»7-
ls IVince Regent >^cm?- cslsbi's?- l'amm're)--
>6 <Hs la n,ai55ance clit^oi" ((^). 1810);
in welchem Briefe an eine Dame er das
pomphafte Fest schildert, das der Prinz-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Füger-Gsellhofer, Band 5
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Füger-Gsellhofer
- Band
- 5
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1859
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon