Seite - 75 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Guadagni-Habsburg, Band 6
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losem Heldenmuth. Die Franzosen er-
kannten sich bereits für besiegt und db
Befehle zu ihrem Rückzüge waren um
2 Uhr Nachmittags schon ertheilt; dil
Division des Heldenprinzen Alexan-
der von Hessen vom 7. Corps fochi
im Centrum bei Cavriana, von halb
10 Uhr Früh bis 6 Uhr Abends im hef-
tigsten Kugelregen und deckte, verein
mit der Reiter.Division Mensdorf,
den angetretenen Rückzug', das 8. Corps
hielt Pozzo len g o bis 10 Uhr Abends
das 3. Corps bis zur selben Stunde
auch Volta; erst unter dem Schutze
der Nacht wurde der Rückzug ausge<
führt. Am 24. Abends waren die Haupt,
quartiere der 1. und 2. Armee wieder in
Goito und Valeggio, also dort, wo
sie vor Angriff der Offensiv«Bewegung
sich befunden hatten. Am Morgen des
23. concentrirte sich die 1. Armee gänz-
lich hinter dem Mincio, und sprengte
am Vormittag die Brücke von Goito,
die 2. Armee verblieb vorerst noch in
ihrer Aufstellung, ihr^ Hauptquartier
wurde am 23. Abends auf Villa-
franca zurückverlegt. Die Verluste auf
beiden Seiten waren ungeheuer. „Ein
Schlachten war's und keine Schlacht zu
nennen." Von Oesterreichern hatten das
1., 3., 5., 7., 8.. 9. und 11. Corps
und die Eavallerie-Reserve-Division an
der Schlacht theilgenommen. Die Ver-
luste derselben betrugen an Todten, Ver-
wundeten und Vermißten: 4 Generale,
630 Stabs- und Oberofficiere, 19.311
Mann, 891 Pferde, 13 Geschütze, davon
6 demontirt, und 1. Fahne. Die feind-
liche Armee hatte, nach dem „Moniteur",
eingebüßt: 936 Offiziere, 17.323 Mann.
Wie dieser Tag sich entschieden hätte,
wenn die Franzosen der ihnen verrathe»
nen Offensive der Oesterreicher nicht zu-
vorgekommen wären, und wmn die Reiter-Division Zedtwitz, statt unthätig
zu bleiben, mit ihren 4 Cavallerie-Regi'
mentern in den Kampf eingegriffen hatte,
ist nicht schwer zu bestimmen. Die Regi»
menter Hessen, Culoz, Belgien,
Grueber, Erzherzog Stephan und
Khevenhüller, an deffm Spitze sein
Oberst Fürst Windischgrätz gefallen,
als die Bravsten der Braven, hatten
Wunder der Tapferkeit am Iohannis»
tage des Jahres 1839 verrichtet.
Mit der Schlacht von Solferino schloß
eigentlich die kurze, aber blutige Kriegs-
tragödie. In 36 Tagen — vom 20. Mai
bis 24. Juni — waren die Verluste auf
beiden Seiten ungeheuer; auf jener der
Oesterreicher, soweit dies zu ermitteln ist,
1103 Officiere, 33.844 Mann; aufSeite
der Franzosen 922 Officiere, 33.608
Mann, nach den eben nicht zu genauen
Angaben des „Moniteur". Die Belage«
rung von Peschiera durch die Pie»
montesen begann, Maniua wurde mög«
lichst isolirt, vor Venedig kreuzte eine
Cscadre, die nur noch eine Verstärkung
erwartete.Garibaldi trieb in den Thä»
lern der Ad da und des Oglio sein Un«
wesen. Die Lage der Dinge für Oesterreich
bekam allmälig ein sehr ernstes Aussehen.
Plötzlich trat ein Umschwung der Verhält-
nisse ein. Den Schleier über die Ursachen
wird die spätere Geschichte dieser ver-
hängnißvollen Tage lüften. Vom Kaiser
Napoleon gingen die ersten Antrage zu
einer Verständigung mit Oesterreich aus.
Am 7. Juli wurde die bis zum 16. Au-
gust festgesetzte Waffenruhe abgeschlossen.
Die indessen von Napoleon mit dem
Feldmarschall-^ Lieutenant Prinzen von
Hessen eingeleiteten Verhandlungen hat'
ten die persönliche Zusammenkunft beider
Kaiser am 11. Juli bei Villafranca
zu Folge; Tags darauf wurden die Frie-
lenspräliminarien zwischen Oesterreich und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Band 6
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Guadagni-Habsburg
- Band
- 6
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 502
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon