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Frankreich unterzeichnet, und der vom
42. Juli datirte kaiserliche Armeebefehl
enthielt die merkwürdigen Worte, welche
jeder Oesterreicher für die Zukunft im
Gedächtniß behalten möge: „ohne
Bundesgenossen weiche ich nur
den ungünstigen Verhältnissen
der Pol i t ik". Der eigentliche Friedens-
schluß erfolgte zu Zür ich am 10. No-
vember 1839. Oesterreich besitzt jeden-
falls durch dieMincio«Linie mitMan-
tu a und Peschiera eine solche Offen«
sivstellung, daß bei einem künftigen Kriege
gegen Sardinien der Erfolg nicht zweifel«
haft werden dürfte. Den ganzen kurzen
Feldzug hindurch focht die österreichische
Armee mit einem weit überlegenen Feinde.
Das dynamische Verhältniß in jedem grö-
ßeren Gefechtsacte stellt sich: bei Monte»
bello wie 8:3, bei Palestro wie 4 : 1 ,
bei Magenta wie 9 : 7 und ebenso etwa
auch bei Solferino. Die Hauptfehler,
welche dem Feldherrn zur Last gelegt
werden können, sind: daß er die Auf-
stellung des österreichischen Heeres zu weit
ausgedehnt hatte, wodurch schwankende
Entschlüsse und Unsicherheit im Handeln
erfolgten; daß er immer seine Operatio-
nen nach der Idee richtete, der Feind
werde mit seiner Hauptkraft am rechten
P o ufer agiren, und deßhalb den öster«
reichischen rechten Flügel genug zu ver«
sichern unterließ; daß der Rückzug hinter
den Tessin nicht in fest geschlossenen
Massen erfolgte, und also am 4. Juni eine
Vereinigung der gesamrnten kampffähi«
gen Kräfte in unverantwortlicher Weist
vereitelt wurde, und endlich, daß die Auf-
stellung eines festen Lagers beiMailand
unterlassen worden war. Als nach der
Schlacht bei Magenta GrafGhulai
das Armee-Commando niederlegte, ver«
lautete es allgemein, daß er als einfacher
Oberst mit seinem unterhabenden Reg> mente am ferneren Kampfe theilzunehmen
beschlossen habe. Ob dieß geschehen, ist
nicht bekannt. Der Graf lebte dann
einige Zeit in Baden bei Wien, und
die letzten Nachrichten melden, daß er
seinen Aufenthalt in Gratz genommen
habe. Unsere Aufgabe war es, die That«
fachen zu erzählen, alles Uebrige muß der
späteren Geschichte vorbehalten bleiben.
Der Graf G. war mit einer Gräsin Wra«
t is law-Mitrovio verheirathet, die er
nach vierjähriger Ehe im I . 1831 durch
den Tod verlor. Was den Charakter des
Feldherrn betrifft, so bemerkt einer seiner
Biographen: „Graf G. besitzt einen viel
humaneren Charakter als seine Prokla-
mationen, und der Ruf des blutigen und
unmenschlichen Soldaten, der ihm vor«
ausging und von feindlicher Seite beige«
legt wurde, hat
sich
als völlig ungegrün«
det erwiesen."
Vergleiche die Genealogie der Familie im Artikel:
Albert Graf Gyula i (in den Quellen), wo der
Nachweis gegeben ist, wamm der Obige Franz
der VI. ist. — Strack (Joseph), Die Generale
der österreichischen Armeo (Wien 188l), Beck)
S. 417—443. — Unsere Zeit. Jahrbuch»zum
Conversations-Lerikon (Leipzig l839, Brockhaus,
8«.) Bd. I l l , S. U93 ftieser nicht panegyrische
Artikel enthält auch Nachrichten über die Grafen
Albert und Igna z.) — (Leipziger) Illustrirte
Zeitung, herauög. von I . I . Weber. 1859,
Bd. XXXII , S. 318 »uit Porträt auf S. 316).
— Männer der Zeit. Biographisches Lerikon der
Gegenwart (Leipzig 1889, Carl B. Lorck. 4«.) S.
466 u. 928. — Ueber Land und Meer. Allgem.
illustr. Zeitung, herausg. von X. W. Hackländer,
1839 (Probemmuner). Nr. 26 mit Nr.27: Oester«
reichs Heerführer. ^Beginnt die Reihe derselben
mit GYula y. Ein Portrat in trefflichem Holz<
schnitte illustrirt die Lebensskizze.) — 7l,'tts?-H-
ös?'<7, Iv^sLni siavui^slc (?ra,3 1830, 16".)
Nä. I , 8. 647. — Beilage zur Allgemeinen
(Leipziger, von Aug. Diezmann herausgege«
benen) Modenzeitung 1839. Nr. 26. S.104. -
Oesterr. Militär-Konversations-Lerikon. Herausa,
vonI. Hirten feld (Wien 1850 u. f., gr. 8«.)
Bd. I I , S. 842 lnach diesem geb. 1799). —
Wiener (amtliche) Zeitung 1849. Nr. 134 M -
nennung zum Kriegsminister). — Triester Zei-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Band 6
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Guadagni-Habsburg
- Band
- 6
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 502
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon