Seite - 155 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Guadagni-Habsburg, Band 6
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Habsburg — Anton
Im October 1803 begab er sich in einer
Sendung seines Bruders, des Kaisers
Franz, nachBerlin, eben nachdemMack
(17. October 1803) die Festung Ulm über-
gebenhatte, der siegreicheFeind
die Kaiser»
ftadt bedrohte, und Kaiser Alexander
sich auch in Berlin befand; seine Mission,
Preußen zu einer Offensiv-Allianz gegen
Frankreich zu gewinnen, gelang jedoch
nicht. Es ist dieß schon edle Preußenart,
wie die Geschichte der neuesten Zeit ein
Seitenstück dazu auszuweisen hat. Im
Jahre 1816 wurde A. Vicekönig des
eben gegründeten lombardisch «venetia-
nischen Königreiches, welchen Posten
jedoch Anfangs 1828 sein Bruder Erz-
herzog Rainer übernahm. A. lebte
nunmehr ausschließend seinem Berufe,
den Wissenschaften und dem Wohlthun.
Seit mehreren Jahren bereits bewohnte
er den Sommer über in Baden eine
freundliche Villa, und verdankt ihm diese
Stadt die mannigfaltigsten Verschönerun-
gen, zu denen die Reize der Natur in der
nächsten Nmgebung gleichsam hilfreiche
Hand bieten. Nach dem unglücklichen
Brande der Stadt (12. Juli 1812) war
es Erzherzog Anton, der im Verein mit
seinen zwei erlauchten Brüdern, dm Erz«
herzogen K a r l und L u d w i g , den
Wiederaufbau der Stadt, von der 137
Häuser eingeäschert wurden, wesentlich
förderte. Auch unterstützte er auf das
Kräftigste das von I . W. Klein 1804
gegründete Blindeninstitut, erwirkte, daß
dasselbe 1803 zu einer Staatsanstalt
erhoben und in ein k. k. Blindeninstitut
verwandelt wurde; übernahm das Pro-
tectorat desselben und führte endlich die
Verbindung der auch als Privatunter«
nehmen gegründeten Versorgungs» und
Beschäftigungs . Anstalt für unheilbare
erwachsene Blinde mit dem kais. Blinden-
institute durch. Nach dem Tode seines — Anton
Bruders, des Erzherzog.Cardinals Ru-
dolph, übernahm A.auchdasProtectorat
der „Gesellschaft der Musikfreunde des
österreichischen Kaiserstaates« und in der
kurzen Frist (1831—1838) dieses Schuhes
hob sich diese Anstalt zusehends, die ehe-
mals eine Bedeutung besaß, welche sie
später verloren zu haben scheint. Der
Erzherzog, von früher Jugend an ein
eifriger Botaniker und tüchtiger Blumist,
übernahm auch das Protectorat der
„ Gesellschaftder Gartenfreunde zu Wien",
welche nun in der Lage war, die Zahl
ihrer Preise zu vermehren, und über«
Haupt die sich gestellten Zwecke energisch zu
fördern. Des Erzherzogs eigener Garten
aber, im Stadtgraben nächst dem Karo»
linenthore, war ein wahrer Mustergartm
und zeigte jährlich einen, wohl von Nie«
mand übertroffenen Kamelienstor. Einen
bedeutenden Theil seiner Einkünfte ver-
wendete der erlauchte Prinz zur Ver«
mehrung seiner wissenschaftlichen Samm«
lungen, unter denen die Bibliothek (über
13.000 Bände stark) eine hervorragende
Stelle einnahm, und an seltenen Manu«
scripten wie an botanischen Prachtwerken
einen großen Reichthum besaß. Der Erz»
herzog pflegte Abends gern die Cirkel der
höhern Gesellschaft Wiens zu besuchen
und war ein häufiger Gast in jenem der
Land gräsin von Fürstenberg; auch war
er Mitglied des Ritterbundes der Wilden»
steiner auf blauer Erde svon dem dieses
Lexikon im Artikel „Steiger" mehreres
berichten wird^. Seinem Bruder, dem
Kaiser Franz (gest. 2. März 1833),
folgte der Erzherzog in wenig Wochen,
nachdem er daS 33. Jahr erreicht hatte.
Der Erzherzog war ein großer Wohl«
thäter und that viel Gutes im Verbor»
genen, er war ein Humanist in des
Wortes edelster Bedeutung, ein Freund
und Förderer der Wissenschaften, und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Band 6
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Guadagni-Habsburg
- Band
- 6
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 502
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon