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Habsburg — Ferdinand 1 92 Habsburg — Ferdinand
die Erfolge des Feldzuges vom Jahre
1637. Am 23. August ergab sich
Venloo,
am 3. September Roermonde, am 7.
Oct. mußte Breda capituliren, Maubeuge
wurde von den Franzosen freiwillig
geräumt. Neue Lorbeeren brachte dem
Infanten das Jahr 1638; am 22. Juni
erföchte er den Sieg bei Kalloo, in
welchem 43 Fahnen, 4 Standarten und
über 128 Kanonen erbeutet wurden; am
16. Juli mußte von den vereinigten
Franzosen und Holländern die Bela-
gerung von St.Omer aufgehoben werden,
worauf eine Reihe kleinerer Siege folgte,
welche alle der Cardinal-Infant über den
Prinzen von Oranien erfocht. Nun ver«
stärkte der Gegner seine Heeresmacht in
großartiger Weise, während die Truppen
des Cardinal-Infanten nach der Rückkehr
der deutschen Landsknechte sich nur auf
seine ursprüngliche Macht und zwei Ab>
theilungen, welche die Generale Beck
und Lamboy befehligten, beschrankten.
Nichts destoweniger waren die Erfolge
noch immer glücklich. Die Holländer
erlitten eine furchtbare Niederlage bei
Kwaad peerdsgat., mußten die Bela»
gerung von Hulft aufheben und bei jener
von Geldern wieder geschlagen werden;
den Franzosen ging es bei der Bela»
gerung von Arras, welche am 13. Juni
1641 begann, in allem Anbeginne auch
nicht besser; jedoch eine Verstärkung des
Belagerungscorps mit 23.000 Mann,
und die am 9. August erfolgte Capitu.
lation der Festung gaben den Vortheil
dem Feinde in die Hand. Den Feldzug
von 1641 eröffnete der Infant mit der
Wegnahme von Leus, bei La Marfte
wurde am 6. Juli 1641 ein Sieg erfoch.
ten, aber mit der Siegesbotschaft langte
auch die Nachricht von dem Ableben deS
Grafen von Soissons ein. Noch
begann die Belagerung von Aire, bei welcher Gelegenheit La Meil leraye,
der Commandant der Festung, der sich
mit den Herzogen von Gnghien, Ne«
mours, Luines, dem Grafen von
Guiche auf Kundschaft begab, als ob
es zur Promenade ging, mit seiner ganzen
glänzenden Gesellschaft in Gefangenschaft
gerathen wäre, wenn ihn nicht Oberst
Gassion gerettet hätte. Der Infant war
aber bereits in Folge der Anstrengungen
des letzten herbstlichen Feldzuges krank
nach Brüssel gebracht worden, wo er, ein
Opfer der Unwiffenheit spanischer Aerzte
durch die zahllosen Aderlässe in seinen
schönsten Jahren — er zahlte erst deren 32
— der Monarchie und den Niederlanden
am 9. November durch den Tod entrissen
wurde. Einige Wochen später cavitulirte
Aire in die Hände des tapfern Generals
Beck. Der Verlust, den Oesterreich durch
des Infanten Tod erlitten hat, war
sehr groß. Der Cardinal-Infant hatte
die Niederlande in der höchsten Gährung
übernommen und hinterließ sie in der
günstigsten Stimmung, treu ergeben und
bereit, die schwersten Opfer dem ange-
stammten Herrscherhause zu bringen. Dieß
war das Werk von Ferdinand's mit
seltener Umsicht gepaarter Liebenswürdig»
keit. Anmuthig und liebenswürdig zeigte
er sich in allen Situationen seines Lebens.
Eine unerschöpfliche Herzensgüte, eine
milde Heiterkeit, die freundlichste Herab-
lassung, die edelste Haltung, verbunden
mit einem für alles Schöne und Erhabene
empfänglichen Geiste und mit ungewöhn<
lichen Fähigkeiten, wiesen ihm unter den
Fürsten seiner Zeit einen hohen Rang
an. Die Kriegswirren, in welche das
Land ohne sein Verschulden von dem
Momente seines Eintrittes in dasselbe
verwickelt war, hinderten ihn, etwas für
dessen Verbesserung zu thun. Wenn er
als Fürst der Kirche das blutige Waffen-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Band 6
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Guadagni-Habsburg
- Band
- 6
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 502
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon