Seite - 198 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Guadagni-Habsburg, Band 6
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Habsburg — Ferdimmd IN8 dsdurg — Ferdinand
Gemüther zugewendet, zeigten
sich in ihrer
ganzen Fülle, als im Jahre 1830 in Wien
die an der Donau gelegenen Vorstädte
von der großen Ueberschwemmung heimge-
sucht wurden. Auf leichtem Kahne durch-
schnitt der Kronprinz die tobenden, von
Eisschollen erfüllten Fluchen, um durch
persönliche Gegenwart die Anstrengungen
der Rettungsanstalten zu verdoppeln und
das Elend der Verunglückten zu mildern.
Am 28. September 1830 wurde der
Kronprinz bei dem in Preßburg versam»
melten Landtage feierlich zum Könige
von Ungarn gekrönt, und das von den
Reichsständen dargebrachte übliche Ehren-
geschenk von 30.000 Stück Ducaten wid
mete der König zum Theile als Unter-
stützung für die von einer Mißernte getrof-
fenen Bewohner Ungarns, zum andern
Theile zur Vermehrung des Fondes für
die ungarische Akademie. Nach dem am
2.'März 1833 erfolgten Tode seines
Vaters Kaiser Franz trat Ferdinand
die Regierung an. Am 6. September
1838 wurde er in Mailand zum Könige
gekrönt, mit welchem Festacte eine allge»
meine Amnestie für politische Verbrechen
und Vergehen verbunden war. Die Unru-
hen, welche in Galizien im Jahre 1846
ausgebrochen waren», hatten die Einvcr-
leibung des Freistaates Krakau in den
österreichischen Ländercompler zur Folge.
Das historisch denkwürdigste Jahr der
23jährigen Regierungsperiode des Kai-
sers war sein letztes, das Jahr 1848, in
welchem durch den von Außen, namentlich
von Frankreich, wo König Ludwig
Phi l ipp flüchtig geworden, gegebenen
Anstoß auch die im Innern ixr Monarchie
gegen das Verwaltungssystem entstandene
Mißstimmung in den verschiedenen Krön»
ländern zu einer Reihe von Ereignissen
sich entwickelte, welche einerseits ihren
Höhenpunct erreichten in der Belagerung und Einnahme des aufständischen Wien
durch Feldmarschall Wind isch. Gräh,
andererseits in der am 2. December
1848 zu Olmütz erfolgten Niederlegung
der Krone zu Gunsten seines erlauchten
Neffen, Erzherzogs Franz Joseph.
Letzterem blieb es auch vorbehalten, die
Revolution in Ungarn und Lombardo.
Venetien, welche noch im letzten Regie-
rungsjahre des Kaisers Ferdinand I.
ausgebrochen, siegreich zu Ende zu führen.
Die Vornahmen in der Civi lverwal,
tung während Ferdinand's Regie«
rung beschränken sich auf die Einsetzung
eines Conferenzrathes, welche stattgefun»
den hatte, um die anstrengende Regie«
rungsweise, die sein Vater durch 43 Jahre
sich aufgebürdet, zu beseitigen, aber einen
langsameren und schwerfalligeren Gang
der Geschäfte zur Folge hatte. Zahlreicher
sind die Verbesserungen und Einführun-
gen in der Armee: es fallen in das Jahr
1836 die Errichtung der Central» Equi«
tationsanstalt in Salzburg, die Adjusti»
rungsvorschrift für die Generalität und
Ofsiciere; 1838 die Gagenerhöhung bei
der Infanterie, den Jägern und Pion«
nieren vom Hauptmanne abwärts, die
Umwandlung der Fähnrichscharge bei der
Landarmee in jene eines Unterlieutenants
zweiter Classe; 1839 die Erweiterung
des militärisch'geographischen Institutes
und die Errichtung der lombardisch'vene-
tianischen adeligen Leibgarde; 1840 die
Gagenerhöhung der Stabsofsiciere und
die Adjustirungsvorschrift für die Mann-
schaft; 1841 die Einführung der Percus-
sionSgewehre; 1842 die Einführung der
Birago'schen Brücken, die Errichtung
einer Zünder «Arbeitscompagnie beim
Feuerwerkscorps und die Aufhebung der
Vermögensconsiscation bei Desertionen;
1843 die Vereinigung des Pontonnier-
bataillons mit dem Pionniercorps; 1843
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Band 6
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Guadagni-Habsburg
- Band
- 6
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 502
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon