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Hahskurg — Ferdinand 203 Habsbnrg — Ferdinand
der Widerstand überwunden, welcher bis
zum letzten Augenblicke der Formirung
des nunmehr hergestellten Platzes zwischen
dem Scala-Theater und dem Palazzo
marino entgegengestellt wurde, zu gleicher
Zeit auch die Restauration der Basilica
S. Ambrogio in Angriff genommen und
die Vergrößerung des Domplatzes ein
geleitet. Das System der öffentlicher
Wohlthätigkeit in Venedig wurde auf
Grundlage der hierüber auf Anordnung
des Erzherzogs gemachten besonderen
Studien einer wirksamen Reform unter-
zogen, der armen Bevölkerung im Velt-
lin nicht nur materielle Unterstützung ge-
währt, sondern auch durch eindringliche
Studien über neue Quellen des Wohl
standes dieses durch die Traubenkrankheit
herabgekommenen Thales die Aussicht
auf nachhaltige Verbesserung ihrer Zu
kunft eröffnet. Zur Zeit der großen Po
Ueberschwemmung, welche den General
Gouverneur augenblicklich an Ort und
Stelle der bedrohten Landestheile rief,
ernnrkte er ungesäumt bei Sr. Majestät
dem Kaiser eine großartige Unterstützung
für die Beschädigten. Gleiche Sorgfalt
wendete der Erzherzog dem Unterrichts-
wesen, der Wissenschaft und Kunst zu;
so beauftragte er den Herausgeber der
Memorie des Grafen Giu l in i mir der
Fortsetzung dieses nationalen Werkes,
setzte eine Commission zur Heransgabe
der Nonumonti ätorioi und n,rt.i8tioi der
venetianischen Provinzen ein und erwirkte
die kaiserliche Genehmigung für die
Vereinigung der beiden Kunstakademien
in Mailand und Venedig mit den daselbst
bestehenden Instituten. Als Beleg für
die musterhafte Verwaltung Lornbardo»
Venetiens, in der leider nur zweijährigen
Periode des General - Gouvernements
unter Erzherzog Ferdinand M a r ,
mag wohl der Aussprnch des englischen Ministers des Aeußern, Lord Malm es»
bury, dienen, gethan in einer Note an
Lord Loftus, den am Wiener Hofe
beglaubigten Gesandten des mit Frank-
reich alliirten Englands. Am 12. Jänner
1839, also bald nach dem berüchtigten
Neujahrsgruße, welcher nichts geringeres
als Krieg um die Lombardie bedeutete,
schrieb Lord Malmesbury: „Mit auf-
richtiger Freude gibt Ihrer Majestät
Regierung zu, daß die Verwaltung der
österreichisch'italienischen Länder vom Erz«
herzog mit großem Talent und im Geiste
der ehrenvollsten Freisinnigkeit und Ver-
söhnlichkeit geleitet worden ist" (aus der
im Blaubuch abgedruckten Depesche). —
Nicht geringer als die bisher angeführten
Verdienste des Erzherzogs um Vermal,
tung Lombardo'Venetiens. um Hebung
und Reformen der österreichischen Marine,
sind jene um Kunst und Wissenschaft,
welch' letztere in ihm einen persönlich
thätigen Förderer anerkennt. I n Bezug
auf Kunstschöpfungen, die er entweder
unmittelbar in's Leben rief oder die unter
seiner Aegide und seinem maßgebenden
Einstuffe stehen, sind zu nennen: die
Votivkirche und daS Schloß Miramar.
Zum Bau der ersteren erließ am 27. Fe»
brnar 18ö3 der Erzherzog anläßlich der
glücklichen Lebensrettllng Sr. Majestät
auS verruchten Mördershänden einen
Aufruf,an die Patrioten Oesterreichs,
einen Fond zur Erbauung einer Kirche in
Wien zu gründen, welcher alsbald den
herrlichsten Erfolg hatte und dessen zum
Entwürfe des Conmrs«Programmes be<
rufenes Comitö schon Anfangs April
d. I . unter dem Vorsitze Sr. kais. Hoheit
zusammentrat. Seit dieser Zeit bis auf
die Gegenwart führte der Erzherzog die
Oberleitung dieser Angelegenheit und
wirkte entscheidend in Fragen der Kunst
ind des Baues. Das im Auftrage des
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Band 6
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Guadagni-Habsburg
- Band
- 6
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 502
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon