Seite - 27 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Habsburg-Hartlieb, Band 7
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mrg — Maria Anna 27 Habsburg — Maria Anna
Galleriedirector, Vincenz Fanti, der Erz-
herzogin im Namen der ganzen Akademie
das Diplom eines erwählten Mitgliedes
zu überreichen. Die Erzherzogin nahm
das Diplom an, und entgegnete dem es
überreichenden Fant i : „Ich versichere
Sie, daß ich diese Ehrenbezeigung gerne
annehme. Ich bin Liebhaberin der schönen
Künste und freue mich herzlich, von Ihrer
weltberühmten Akademie die Anerken-
nung meines kleinen Talentes zu finden."
Einige Tage später erhielt Fanti von
der Erzherzogin eine sehr schöne Arbeit
für die fiorentinische Akademie mit dem
Auftrage, in ihrem Namen derselben zu
danken. Im Jahre 1772 erschienen von
ihr „sechzehn radirte Blätter" mit der
Unterschrift: „Gemalet und geätzet von
Ihrer kais. Hoheit Erzherzogin Mar ia
Anna." Die „neue Bibliothek der schönen
Wissenschaften" (Bd. XXI , Nr. 133)
schreibt darüber folgendes: „Ohne uns
bei dem Anblicke dieser Seltenheit durch
die Hand der Schmeichelei vom Wege
der Wahrheit ablenken zu lassen, urtheilen
wir: daß kein Kennerauge diese Blätter
für bloße Dilettantenwerke annehmen,
sondern ihnen den höhern Platz anweisen
wird, auf den die verdiente Kunstbefliffene
den gerechtesten Anspruch machen kann.
Ihr wesentliches Verdienst, das ihnen vor
den Werken manches als Muster in seiner
Kunst gepriesenen Kupferstechers, der selbst
erfindungsleer, die Vorschrift des Pinsels
oder die vorgezeichneten Linien mit lan-
gem Fleiße getreu copirt, den Vorzug
verschafft, kann wohl nicht bestritten wer-
den, denn hier ist nichts Copie, alles
Original oder doch in eigene Ideen ver-
webte Nachahmung. Alle diese glücklich
gewählten und wohl componirten Gegen-
stände find in Wasserfarben gemalt und
mit der Radirnadel wiederholt. Es sind
Landschaften, Seeftücke, aufgehangenes Geflügel, Stillleben in verschiedenen
Manieren der berühmtesten Bamboccia»
denmaler. Besonders schön find darunter
ein paar Schwarzkunstblätter: ein nacht»
licher Brand in der Manier des van der
Poel, und ein Mondenschein in der
Manier des van der Neer. Welcher Ver-
ehrer der schönen Künste kann dem Aus-
bruche des Lobes Einhalt thun, welcher
verdiente Künstler wird nicht den Hof-
zeichnenmeister Friedrich Brand um die
Ehre der Lehrerstelle bei einer so Vortreff»
lichen Prinzessin beneiden, die ihm in den
Werken ihres Genies die Belohnung
seiner Pflicht finden läßt." Im April 1781
begab
sich
die Erzherzogin Mar iaAnna
nach Klagenfurt, wo sie
ihren bleibenden
Aufenthalt nahm und durch ihre groß»
wüthigen Stiftungen in dem der Kran-
kenpflege gewidmeten Kloster der Elisa»
bethinerinen, als deren zweite Grün-
derin die Erzherzogin betrachtet werden
kann, sich ein unvergängliches Andenken
in Kärnthens Hauptstadt schuf. Mar ia
Anna starb auch daselbst im Alter von
31 Jahren und ist im Elisabethinerkloster
beigesetzt. Ihre Bibliothek, ihre Minera-
lien» und Münzensammlung fielen größ-
tentheils der Pesther Bibliothek zu.
Mcusel (Ioh. Georg), Lexikon der vom Jahre
1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schrift«
steller. Ausgearbeitet von (Leipzig 1802
u. f, Gerh. Fleischer, 8°.) Bd. VI I I , S. 491.
.— Wiener Courier 1888. Nr. 37.- „Eine
fürstliche Künstlerin". — Oesterreich. National-
Enmkloftädie, herausgegeben von G rä ffer und
Czikann (Wien 1833, 8".) Bd. I I I , S. 564.
— Porträte, 1) M. Meytens ?., F. 3.
Schmitner so. (Fol.), ganze Figur; — 2)
I . Houbraken so. 1747 (Fol.), Kniestück; —
3) Mannsfeld so. 1767, v. Trattnern exo.
* « *
213- Maria Anna, Erzherzogin von
Oesterreich (geb. 21. April 1770, gest.
1. October 1809). Tochter des Kaisers
Leopold I I . und der Kaiserin Maria
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Habsburg-Hartlieb, Band 7
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Habsburg-Hartlieb
- Band
- 7
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1861
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 472
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon