Seite - 97 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Habsburg-Hartlieb, Band 7
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>urg — Maximilian 97 Habsburg — Maximilian
von Freundsberg entwarf Max das
erste Kriegs recht; er theilte die Reite»
rei in die leichte und schwere ein, errich-
tete Regimenter und eine zweckmäßig
.bewaffnete, leicht bewegliche In fan
terie; führte in der Art i l ler ie, in
der er selbst ausgebreitete Kenntnisse und
für welche er besondere Vorliebe besaß,
die wichtigsten Verbesserungen ein. Seine
Liebhaberei für diese Waffe ging so weit,
daß er jedes seiner Geschütze abbilden
ließ und jedem einen eigenen Namen
gab, die mitunter ebenso wirksam als
komisch klingen, wie Weckauf, Purlepaus,
die Kitzlerin, die Singerinen u. dgl. m.
Die allgemeine Landesbewaffnung,
nämlich Aufstand in Masse, wenn der
Feind bereits in's Land eingebrochen
war, war auch Maximil ian's Werk;
das Tiroler Landlibell vom Jahre 4511
ist der urkundliche Beleg für diese Idee.
Die Personen, mit welchen sich der Kaiser
umgab, deren Rath er hörte und mit
welchen er die Meinungen austauschte,
waren der Hofkanzler CyprianSären-
tHeiner von Nordheim, Tiroler von
Geburt, ein Mann von einer Arbeitst
kraft, Geschäftskenntniß und Schweig-
samkeit, die ihres Gleichen nicht hatten;
Paul von Liechtenstein, opferwillig,
dem Kaiser mit aller Treue ergeben und
rasch im Handeln, wenn es Entscheidung
galt; Matthäus Lang von Wellen-
burg, Bischof von Gurk, dann Erz»
bischof von Salzburg, der, wie ein
Historiker ihn mit wenig Worten charak»
terifirt: einfältig wie die Tauben und
klug wie die Schlangen zu sein verstand.
Sonst umgab er sich mit den bedeutend-
sten Männern seiner Zeit, beispielweise
seien hier genannt ein A g r i c o l a ,
C u s p i n i a n , Conrad Ce l tes ,
Johann von Dalberg. Iason Mai-
nus, Jacob Manl ius, Conrad Peu»
v, Wurzbach, biogr. Lexikon. VII. tinger, Willibald P i r khe imer ,
Reich l in , Bischof Christoph von
Stadion, Stabius u. A. Ein Feind
aller Pedanterie und alles unnützen Wis»
sens, achtete er die wahre Wissenschaft,
namentlich die Geschichte als Physiologie
und Pathologie der Staaten, liebte er
die Poesie, der er selbst ergeben war, und
die Kunst, in welcher Richtung er sogar
als emsiger Sammler von Porträten
bemerkenswerth ist. Unter seiner unmit»
telbaren Anleitung beschrieb Melchior
Pfintzing, Propst zu St. Sebald in
Nürnberg, im „Theuerdank" im Gewände
der Allegorie des Kaisers Fahrten und
Thaten in seiner Jugend ftergl. die Aus-
gaben dieser merkwürdigen Dichtung in
Ebert's Bibliographischem Lexikon, Bd.
II , S.932. Nr.22.869—22.877); seinem
Secretäre, nachmaligen Kanzler Marx
Treitzsauerwein, dictirte er im gleichen
Gewände die Geschichte seines Lebens
im Gedichte der „Weißkhunig", wozu
Hanns Burgmayr, Albrecht Dürer's
Schüler, 240 Holzschnitte verfertigte
ftergl. Ebert 1. o., Bd. I I , S. 979,
Nr. 23.079—23.080), während Dürer
selbst nach des Kaisers Tode den.
Triumphzug" in Holz schnitt, an deffen
Zusammensetzung, da er seine Thaten und
Absichten in Bildern darstellt, Max in
seinen Erholungsftunden zu arbeiten liebte
1838,
Lä. I I , 8. 113). M a x i m i l i a n ' s
Leben war ein vielfach bewegtes, ein
Bild der Zeit, deren Strömungen sich
oft stürmisch begegneten, aber inmitten
derselben steht er selbst da, ein schönes
ehernes Heldenbild, an dem alle Wogen
sich brechen, während die Gluten eines
beginnenden Morgenrothes weit in die
Lande hineinleuchten. Mit ihm erwacht
eine neue Welt geistigen Lebens und
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Habsburg-Hartlieb, Band 7
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Habsburg-Hartlieb
- Band
- 7
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1861
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 472
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon