Seite - 5 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hartmann-Heyser, Band 8
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Hartmanu Hartmüim
Sohtt bemittelter Eltern mosaischen Be-
kenntnisses, die, was sie im Stande waren,
aufdie Erziehung ihrerKinderverwendeten.
Anfänglich war er zum Kaufmannsstande
bestimmt, später jedoch entschied er sich
für die Laufbahn der Wissenschaften und
kam an das Gymnasium nach Prag, aber
schon im nächsten Jahre in's Piaristen-
gymnasium nach Iungbunzlau. Nach vier-
jährigem Besuche des Gymnasiums da-
selbst ging er nach Prag und im folgen-
den Jahre nach Leipzig, wo er aber ohne
Paß seine Studien nicht fortsetzen konnte.
Genöthigt, diesen in Prag zu obliegen
(4838—1841), kehrte er dahin zurück
und befreundete sich daselbst mit Isidor
Heller. Alfred Meißner und Fried-
rich Szarvady, und die damals von
R. Glaser j M . V, S. 207^ in's
Leben gerufene Zeitschrift „Ost und West"
brachte seine und seiner Freunde Erstlinge
vor das Publikum. I n Prag hatte der
Geist des Studentenlebms noch etwas
von seinem eigenthümlichen Schimmer
zu erhalten gewußt; auch herrschte damals
noch zwischen deutschen und öechischen
Studenten nicht jener verderbliche Zwie-
spalt wie heutzutage. Im „Häuschen
zum rothen Thurme" befand sich ein
beliebter Versammlungsort der Prager
Poeten und Studiosen und Hartmann's
Name hatte in diesem Kreise von Aus-
erwählten einen guten Klang. 1840
begab sich H. nach Wien, und mit guten
Empfehlungen versehen, gelang es ihm
auch bald mehrere Unterrichtsstunden zu
erhalten, später auch die Hofmeisterstelle
in den Großhandlungshäusern I.Lieben
und Heinrich von Werthoimstein, wo»
mit die Angabe von Minckwitz, daß H.
Erzieher im Hause des Fürsten Schwar-
ze n b e r g gewesen, berichtigt wird. Vor»
her noch unternahm H. eine Reise nach
Oberitalien, von der er über die Schweiz und München nach Wien zurückkehrte.
Daselbst trat er mit Heinrich Landes«
mann, dem unter dem Namen Hierony-
mus Lorm bekannten geistvollen Kritiker,
in freundschaftlichen und literarifchen Ver^
kehr. Zwei Jahre lang mochte er seine
Stelle als Erzieher in den obengenanntm
Häusern bekleidet haben, als er, seinem
bereits damals lebhaften Dränge zu wan»
dem nachgebend, Wien verließ. Das Ver-
langen sich gedruckt zu sehen, trug auch
wesentlich dazu bei, ihn in die Fremde
zu führen. Lorm hatte den jungen
strebsamen Poeten ermuntert, aber die
österreichischen Censurverhältnisse boten
ihm wenig Aussicht, seine ganz ent-
schieden gehaltenen poetischen Erstlinge
im Vaterlande zum Drucke zu bringen.
Zudem waren ihm schon mehrere begabte
Talente mit der Thatsache des freiwil-
ligen Erils vorangegangen, er folgte
also ihrem Beispiele und ging nach
Leipzig, wo 1843 seine, vornehmlich der
Verherrlichung des Hussitenthums gewid-
meten Gesänge unter dem bezeichnenden
Titel: „Kelch und Schwert" erschienen.
Da auf dem Tiielblatte sein voller Name
genannt war, fehlte es nicht an polize-ili«
chen Verfolgungen, die sich auch nach
Leipzig und sogar auf seine Eltern er-
streckten. Als sein Paß zu Ende war und
er eine Auslieferung befürchtete, ging H.
nach Brüssel und Paris und kehrte erst
1846 nach Leipzig zurück, wo er wieder
einen Band Poesien, „Neuere Gedicht?",
herausgab. Die Sehnsucht nach seiner
Heimat ließ ihn den Versuch wagen, die»
selbe heimlich zu besuchen. Kaum entging
er aber der Verhaftung und er floh nach
Berlin. Als ihm daselbst die Nachricht
wurde, daß sein Proceß niedergeschlagen
sei, kehrte er wieder nach Böhmen zurück,
wo er bis October 1847, theils im El-
ternhause, theils in Franzensbrunn und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon