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Haspinger 38 HaspinZer
Obgleich er wieder als Feldpater eintrat,
so mußte er dennoch das Vorpostencom-
mando zu Levico in der Valsugana über-
nehmen, da es den Schützenhauptleuten
an Kriegserfahrung gebrach. Anfangs
Mai erfolgte der feindliche Angriff auf der
Veroneser Straße. H. wurde nach Trimt
zurückberufen und wirkte am 4. Mai bei
der Vertheidigung desselben kräftig mit.
Nach vierstündigem Straßenkampfe zog
sich der Feind zurück, und der anrückende
Held Hofer half die Stellung behaup.
ten. Als Mitte Mai ein Angriff dem nörd-
lichen Tirol drohte, zog auch Pater Joachim
dahin und erreichte mit seinen drei Com-
pagnien den Berg Ise l , aber erst dann,
nachdem die Stadt Innsbruck schon in
feindlichen Händen war. Am 23. Mai
wurde eine beiderseitige Recognoscirung
vorgenommen,wobei H. schon seinen Mann
stellte. Als aber am 29. Mai an derselben
Stelle die Schlacht geschlagen wurde,
hielt er allein den linken Flügel der Lan«
desvertheidigung fest. Ein großer Theil
der Schühenhauptleute entfloh, als sich
der Sieg dem Feinde zuneigte. Sein
festes Zusammenhalten, sein persönlicher
Muth und seine Begeisterung, die die
Schwankenden mit fortriß, bannte den
Sieg an sein Kreuz, das er wie eine Ori>
stamme stets vorantrug. Hier ward sein
militärischer Ruf gegründet. Viele schaar«
ten sich sodann um ihn und wollten unter
seiner Leitung kämpfen. Sr wurde dadurch
Volksführer, Commandant, wie man es
Anfangs, und Obercommandant, wie
man es später hieß. Pater Joachim, der
feurige Kapuziner von 33 Jahren, war
von.nun an einer der kräftigsten Arme der
Volksbewegung. Nach wenigen Tagen
hatte der Feind Tirol vollends wieder
verlassen, doch schon Gnde Juli rückte
Marschall Lefeb vre, Herzog von Dan»
zig, mit sächsischen Truppen erneuert vor. Pater Hasp inger sah die nahe Gefahr,
wußte das Volk zu begeistern und besetzte
rasch die Engwege der Eisack. Sein klei-
nes Häuflein vermehrte sich zusehends.
Am 4. August erfolgte der erste Zusam»
menstoß. Schon mußten sich die Tiroler
bis an das äußerste Ende dieses Gebirgs«
paffes zurückziehen, als die Berge zu
wanken begannen. Felsstücke, Baum<
stamme 2c. wurden von schwindelnder
Höhe auf die tapfer vordringenden Sach-
sen herabgestürzt. Ganze Reihen wurden
zerquetscht, die Verwegensten durch das
sichere Blei der Tiroler dahingestreckt.
I n der Nacht vom 4. auf den 6. August
hatte zwar das 4. sächsische Regiment die
wenigen Häuser von Oberau besetzt, aber
schon am 3. August Abends mußte sich
das tapfere Häuflein dieses Regiments,
nachdem es drei Häuser durch volle sieben
Stunden heldenmüthigft vertheidigt,
kriegsgefangen ergeben. 8 Officiere
waren todt, 19 verwundet. Marschall
Lefeb vre schritt zu diplomatischen Ver-
handlungen mit Ha spinger; als er ihn
vergeblich durch Versprechungen seiner
Sache untreu zu machen versuchte, schlug
er ebenso vergebens den Weg der Dro«
hungen ein. „Du rothbartiger Kapuziner '
— schrieb er ihm eines Tages — ich
werde Dir, wenn ich Dich bekomme, jedes
Haar Deines Bartes einzeln ausraufen
lassen^." Von nun an nannte sich H.
oft selbst den „Rothbart". I n der Nacht
vom 11. auf dm 12. August trat der
Marschall nothgedrungm wieder seinen
Rückzug nach Innsbruck an, wurde von
den Tirolern auf dem Fuße verfolgt, und
am 13. August an derselben Stelle des
Berges Isel wie im Mai zur Schlacht ge«
nöthigt. H. befehligte wieder den linken
Flügel, dießmal ohne Beihilfe des regu«
lären Militärs, das nach der WaffenM.
stands'Convention bereits im vollen Ab°
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon