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Haspinger Haspmger
zuge aus dem Lande war. Ueberall, wo
die Gefahr in dieser Schlacht am größten
war, sowohl im Centrum, als auf dem
linken Flügel, war H. der Vorderste im
Kampfe. Das Bildniß eines h. Anton,
das er an einem Stäbe trug und empor-
hob, ward von einer Gewehrkugel zer-
splittert, seine frommen Kämpen "sahen
dieses als ein böses Zeichen an, da er sie
unter den Schutz dieses Heiligen stellte,
und wollten schon die Flucht ergreifen,
als H. über eine Hecke sprang und ein
hölzernes Feldkreuz ergriff, mit welchem er
sie von Neuem auf der Siegesbahn vor>
führte. Am folgenden Tage war Inns>
brück und vier Tage darauf das Land
wieder vom Feinde geräumt. Pater H.
verfolgte denselben noch bis Rattenberg
und kehrte sodann auf kurze Zeit in sein
Kloster nach Klausen zurück, um seine
Kapuzinerkutte, die von Kugeln durch-
löchert war, gegen eine andere zu ver»
tauschen. Andreas Hofer führte die Re-
gierung des Landes und traf alle Sicher-
heitsvolkehrungen. Haspinger, bald
wieder zurückgekehrt, arbeitete dahin,
Steiermark, Kärnthen und Salzburg zu
insurgiren und mit vereinten Kräften so-
dann in die Offensive überzugehen.
Hofer verwarf diese sanguinische Idee
und gab nur bei Salzburg allein nach.
Während Speckbacher die Schilderhe«
bung im salzburgischen Gebirge schon
vorbereitet hatte, rückte H. am 13. Sep-
tember von St. Johann in Tirol mit
einigen Tiroler Compagnien dahin vor.
Seine Vorhut hatte bereits Werfen
genommen, nun dachteH. den vom Feinde
noch besetzten Paß Lu eg mit stürmender
Hand zu nehmen. Er bestieg das 4900
Fuß hohe Tännengebirge und sah die
wenigen Vertheidigungsanstalten. Schnell
war sein Entschluß gefaßt. Am Morgen
des 23. September waren von bewährten Schützen die den Paß einengenden Ge-
birge bereits bestiegen, als von oben
herab zwölf rasch folgende Flintenschuffe
das verabredete Zeichen gaben. Schnell
formirte er von einer Compagnie öster-
reichischer ranzionirter Soldaten eine
Sturmcolonne, stellte sich an deren Spitze
und drang kühn vorwärts. Ungeachtet der
tapfersten Gegenwehr der feindlichen Ab-
theilung war dieser Engpaß dennoch in
wenigen Stunden genommen. Am 28.Sep»
tember rückte er selbst bis Hallein, 3 Stun-
den von Salzburg, vor. Seine Absicht
war, das schwach besetzte Sahburg zu
nehmen; jedoch konnte er nicht die Mit«
Hilfe Speckbach er's, der in den Lofer-
paffen, und Wal lner 's, der im Berch«
tesgadischenbefehligte, erlangen. Obwohl
von Hofer gewarnt, wollte H. seine
Lieblingsidee, offensiv bis zu den Thoren
Wiens vorzuschreiten, nicht so leichten
Kaufes aufgeben und reiste am L.October
nach Schladming in Steiermark ab, um
sich daselbst mit einigen Patrioten über
ihre materielle Beihilfe zu besprechen.
Marschall Lefebvre war kaum durch
Spione von der Abreise des Pater Roth»
bart unterrichtet, als er für den nächsten
Morgen einen Uebcrfall von Hallein an»
ordnete und glücklich ausführte. Der Rest
der Geschlagenen zog sich gegen den Paß
Lueg, wo sie der gerade von Steiermark
wieder zurückkehrende Pater Joachim
Haspinger ordnete und eine Vertheidi-
gungsstellung nehmen ließ. Nun erfolgte
der Friedensschluß. Hofer berief alle
Commandanten zu einem Congrefse nach
Steinach. H. fuhr von Lienz dahin und
war Zeuge der Erbitterung, die der gerade
ofsiciell mitgetheilte Friedensschluß daselbst
hervorbrachte. Tirol hatte so lange ge-
kämpft, um unter den Scepter Oeste»
reichs zurückzukehren und sah alle seine
Anstrengungen nun erfolglos. Da mitt«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon