Seite - 37 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hartmann-Heyser, Band 8
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lerweile der Feind bis Innsbruck vov
drang, wurde wegen eines geregelten
Rückzuges nochmals cine Schlacht am
Berge Isel angenommen, H. erhielt den
Befehl über den rechten Flügel am
Schlöffe Ambras, wo ihm das Terrain
unbekannt war, während er am linken
Flügel, wo er die Gegend genau kannte,
schon zweimal den Sieg erfochten hatte.
Rathlosigkeit und falsche Combinationen
führten zur Niederlage. H. zog sich nach
Steinach zurück, ging dann noch gegen
Briren zu und beschloß in der Schweiz ein
Asyl zu suchen. Kaum aber hatte er Meran
verlassen, wurde er von einer Rotte aufge»
hoben und unter Bedeckung zu Andreas
Hofer nach Pafseyer abgeführt. Als ihn
Hofer erblickte, sagte er: „Gut, daß Du
kommst, der Friedensschluß bestätigt sich
nicht." Haspinger verwies ihm seine
Leichtgläubigkeit und machte ihn auf sein
eigenes Verderben aufmerksam. „Wir
haben nicht mehr Arme genug," sagte er
zu Hofer, „um uns gegen unsere Feinde
zu vertheidigen. Fliehe, so lange es noch
Zeit ist'." Da H ofer seineBergedurchaus
nicht verlassen wollte, erklärte ihm Has»
pinger, daß er ihm in dieser Gefahr
noch bei stehen, dann aber auf seine eigene
FluchtBedacht nehmen wolle. Am 18. No-
vember warfen sich zwei französische Ba°
taillone auf dieOrtschaftSt. Leonhard.
Von Hasp in ger's Schützen eingeschlos«
sen, sollten sie durch Hunger zur CapitU'
lation gezwungen werden, und als sie sich
am Morgen des 22. November noch
immer nicht ergaben, ließ er den Ort stur»
men, 800 Mann sielen im Kampfe, 1000
in Gefangenschaft; die Tiroler hatten
22 Todte und 60 Verwundete. Als nun
die Gefahr immer näher kam, gelang es
endlich Haspinger, in finsterer Nacht
vom 27. zum 28., in einen grauen
Mantel gehüllt, ohne Geld und Alles durch das Tauffersthal in die Schweiz
zu entschlüpfen. Kaum war er jedoch
auf Schweizcrbodm zu St. Maria, so
sah er sogleich, daß er hier nicht sicherer
war als in Tirol; er beschloß daher
nach Tirol zurückzukehren, machte sich
in der Nacht vom 2. zum 3. December
auf Seitenwegen durch tiefen Schnee auf
den Weg und erreichte am 3. um 4 Uhr
Morgens das Schloß Tschengls, wo
ihm der Amtmann und Schloßverwalter
Peter Perl inger, rings von Feinden um«
geben, dreiviertel Jahre gastfreundlichen
Schutz gewählte. I n der Nacht vom 24.zum
23. August 1810 ergriff Haspinger
endlich wieder den Wanderstab und ging
nach Chur in der Schweiz, wo er unter
dem falschen Namen IohannGruster,
aus Brück an der Mur gebürtig, einen
Wanderpaß über Italien nach Oesterreich
erhielt. Nach vierzehntagiger Reise über
Lecco, Verona und Ndme erreichte er
Klagenfurt und traf am 31. October 1810
in Wien ein. Daselbst empfing ihn Kaiser
Franz 1. mit besonderer Huld und sorgte
reichlich für ihn. Ende 1810 wurde H.
von dem Fürst-Erzbischof in Wien, Gra-
sen zu Hohenwart. säcularisirt und
zum Pfarrprovisor in Iedlersee, spater in
Iedlersdorf, dann in Simannsfeld er»
nannt. Anfangs 1814 wurde H. das
Pfarrvicariat zu Traunfeld in Nieder«
österreich verliehen, welchem er volle
32 Jahre vorstand, bis er imIahre 1836.
bereits in das 60. Lebensjahr vorgerückt,
kränklichkeitshalber in dm Ruhestand trat.
Er wählte sich nun Hietzing nächst
Wien zum bleibenden Aufenthalte und
brachte 15 Jahre daselbst zu. Die Revo-
lution in Italien rief im Jahre 1348 den
bereits 72jährigm Greis nochmals zu den
Waffen. Am 15. April rückte er mit einer
Tiroler Studentencompagnie von Wien
ans, und in Tirol griff durch dieses Bei»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon