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Hauschild 76 Dauschild
näher dargestellt wird. Seine in Leipzig
begründeteAnstalt besteht aber nach seinem
Plane, nur unter anderer Leitung, fort.
Als pädagogischer Schriftsteller hat H.
seit 1830 eine namhafte Reihe von
Schriften über die Erziehung im Allge»
meinen, über die Erlernungsmethode der
deutschen, französischen und englischen
Sprache, über die Anleitung zum Ueber»
setzen aus einer Sprache in die andere,
viele Iugendschriften, vornehmlich in fran-
zösischer Sprache u. m. a. herausgegeben,
betreffs welcher auf das Kayser'sche
Bücherlerikon verwiesen wird.
Neuigkeiten (Brünner polit. Blatt, Fol.)
1897, Nr. 35—61: „Dr. Ernst Innocenz
Hauschild". — Kayser (Christian Gott'
lob), Vollständiges Bücherlerikon (Leipzig
1838 u. f., Schuman, 4".) Bd. I I I , S. 67;
Bd. VI I , S. 400; Bd. IX, S. 390; Bd. XI,
S. 429; Bd. XI I I , S. 404. — Kirchhofs
(Albrecht), Bücher-Katalog (Leipzig 1836 u. f..
4«.) Bd. I, S. 138; Bd. I I , S. 138. —
Porträt. Lithogr. von Merseburger (Leipzig
1837. bei Rocca, gr. Fol.).
Sauschild's ErMl)ung5systein. Dasselbe kann
hier nur in den allgemeinsten Umrissen skizzirt
werden. Während vorHauschild die Volks-
schule, Realschule, Gelehrtenschule in Deutsch«
land als gänzlich abgesonderte Bildungs«
anstalten angesehen wurden und unter ver-
schiedenen Dächern, verschiedener Leitung und
mit verschiedenartig vorbereiteten Lehrern be«
setzt zu sein pflegten, hat H. mittelst rationeller
Gliederung die eigentliche Volksschule
als Basis für jede höhere Ausbild ung
aufgestellt. Diese Volksschule wird von den
Zöglingen bis zum 14. Lebensjahre besucht,
und nachdem sie mit Erfolg absoluirt worden,
theilt sie sich in drei höhere Zweige. Der
eine ist das eigentliche Gymnasium für Jene,
welche sich den gelehrten Schulen widmen
wollen, der andere ist die Realschule für
Jene, welche die modernen Wissenschaften stu»
diren oder die Laufbahn des praktischen Ge-
schäftslebens betreten wollen; die dritte end»
lich, als Ausbildungsschule für das weibliche
Geschlecht, ist die höhere Töchterschule. Hau»
schild nannte seine Anstalt „Modernes
Gesammtgymnasium" , weil in ihr
sämmtliche Stufen dcr Geistesgymnastik, welche der junge Mensch durchzumachen hat,
bevor er zu einer Facherlernung übergeht,
hergestellt sind und der Studiosus der Uni-
versitäts-Facultäten nebst dem Polytechniker
so gut wie der Comptoirist und der Gewerbs-
lehrling ihre Vorbildung bekommen sollen.
Demzufolge ist die Anstalt in 3 Abtheilungen
geschieden. Die „Elementarschule", für
Kinder mit 6—8 Jahren berechnet, vollendet
ihre Aufgabe in 2 Classen, jede mit einjähri-
gem Cursus. Aus ihr rücken die Zöglinge in
die „Deutsche Schule" auf, welche eben»
falls 2 Classen mit je einjährigem Cursus
hat, und die Kinder mit dem 10. Lebens«
jähre entläßt. Aus ihr rücken die Zöglinge
in die „Englische Schule" auf, welche in
4 Classen mit je halbjahrigem Cursus getheilt
ist. Hier beginnt das Erlernen fremder Spra-
chen und zwar wird mit dcr englischen der
Anfang gemacht, aber ein energischer, indem
in den 3 untersten Classen neun Stunden
darauf verwendet, in der obersten außer den
erpressen Sprachstunden auch noch drei Rech-
nen- und drei Geschichts' und Geographie-
stunden in englischer Sprache ertheilt wer-
den, so daß- eigentlich 13 Stunden für die
Sprache gewonnen sind. Dadurch erlernen
die Zöglinge mit Geläufigkeit das gesammte
Material an Kenntnissen englisch darlegen und
können sich begreiflicher Weise auch über an-
dere Dinge englisch auslassen. In der folgen-
den Abtheilung, der „französischen
Schule", fällt das Hauptgewicht auf die
Erlernung der französischen Sprache. In
4 Classen mit je halbjährigem Cursus abgc»
theilt, wird in den 2 unteren durch 6, in den
2 oberen durch 3 Stunden die Sprache gelehrt
und geübt; diese ist ferner in dcr zweiten Classe
Unterrichtssprache für 2 Nechnenstunden,
2 Geometrie« und 2 Geschichtö' und Geogra«
phiestunden; in der 4. Classe aber wird noch
das Englische als thcilweise Unterrichtssprache
aus den oberen Classen dcr englischen Schule
beibehalten. Ueber dieser französischen Schule,
in der die Knaben mit dem 13. und 14. Le-
bensjahre am Aus- und Abgänge stehen und
aus der auch immer eine Anzahl gänzlich von
dcr Anstalt scheidet, indem sie zu ihrem wei-
teren Fortkommen genug hat, oder wegen
nothwendiger Verhältnisse sich genügen lassen
muß, — über dieser französischen Schule er«
hebt sich nun als fünfte und letzte Abtheilung
der Oberbau, mit dem die ganze Anstalt ab-
schließt. Der Oberbau zerfällt in zwei Zweige,
der eine bildet das „Realgymnasium",
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon