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seiner bischöflichen Residenz unterbrachte
Auf seine Veranlassung und Kosten würd«
eine genaue Detailkarte seiner Diöcch
in Angriff genommen, welche nach dre
Jahren in Kupfer gestochen und ver-
öffentlicht wurde. Hay war der still
Wohlthäter seiner Diöcese. Allen, welch
von ihm Wohlthaten empfingen, wa
die sirengste Verschwiegenheit auferlegt,
erst bei seinem Tode brach der allgemein»
Schmerz das gegebene Wort Aller, welch»
wehklagend von den zahllosen genossene:
Unterstützungen des edlen Kirchenfürsten
erzählten. 4781 nnterstützte er die unglücö
lichen Bewohner von Leutomischl; als
1789 eine Feuersbrunst das Bergdor
Chlum einäscherte und die Bewohner
in die bitterste Noth versetzte, ließ er auf
seine Kosten die Häuser wieder aufbauen.
H. war der Erste, welcher schon in jener
Zeit jahrlich viele Landwirthe, deren
Ackerbau und Viehzucht die beste war,
mit Prämien belohnte und so zur Ver
edlung beider Beschäftigungen Anlaß gab.
Auch vertheilte er Heirathäausstattungen
an mittellose brave Mädchen, besoldete
in fünf Schulen besondere Lehrerinen
für weibliche Handarbeiten und speiste
von seinem Tische täglich eine beträchtliche
Anzahl Arme, unter welchen die Kranken
Nahrung, Arznei und Geld häufig aus
den Händen des Bischofs selbst oder
durch seine Diener in's Haus erhielten.
An diesen Wohlthaten nahmen aber die
Bekenner fremder Religionen, wie die
Katholiken Theil. Rührende und herrliche
Belege seines hochherzigen Charakters
sind die vielen Züge, die man sich von
ihm erzählt, die noch heute nach 60 Jahren
im Munde des Volkes leben und sein
Andenken erhalten haben, als wäre er
jüngst erst aus der Mitte seiner Gemeinde
geschieden. Diese Erinnerung war bisher
Ersatz einer umfassendenBiographiedieses edlen Kirchenfürsten. Ein kleiner Hof von
geistvollen Männern umgab gewöhnlich
den Bischof Johann Leopold. Von
seinen Arbeiten sind seine Hirtenbriefe
wahre Muster echt evangelischen Sinnes
und wird er noch heute der „österreichische
Fenelon" genannt. Seine auf den Tod
des Olmützer Bischofs H a m i l t o n
gehaltene Trauerrede erschien gedruckt
(Olmütz 1777); als er am 18. März
178 l seinem Nachfolger in der Nikols-
burger Propstei die Inful übergab, nahm
er in einer des h. Chrysostomus würdigen
lateinischen Anrede gerührten Abschied;
seine Bemerkungen über die mährischen
1777 ausgebrochenen Unruhen und über
die Beschreibung der mährischen Reli-
gionsschwärmerei von dem graflich Illes-
hazy'schenBuchhalterBernhardZhorsk^
von Zhorz sind in Zlobicky's »^lig-
(1779). welche sich handschriftlich im
Brünner Museum befinden, enthalten.
Hay besaß fünf Schwestern, von denen die
eine die Frau des berühmten Sonnen-
fels, eine andere die des ausgezeichneten
Schulmannes I . Melch. Birken stock
d. I) S. 406^ war. Die drei übrigen
hatten in die Adelsgeschlechter Sobeck,
Neffzern und Sternstein geheirathet.
n2,o-ki'a.Äoo<iU2ium. XIV. ^^iLoo^uä «Ivan-
U02 I^ooi)o1äu3 2.d II»,5' (2 Saiten 4".). —
Austria. Oesterreichischcr Uniuersal-Kalender
für das gemeine Jahr 1838 (Nien, Klang,
gr. 8".) XIX. Jahrgang, S. 28 snach den
darin mitgetheilten von G. A. Schimmer
redigirten „Vaterländischen Denkwürdigkeiten"
ist Hay zu Kremsier geboren). — D'Elvert
(Christian), Geschichte de5 Bücher- und Stein«
drucks, des Buchhandels, der Bücher-Censur
und der periodischen Literatur, so wie Nach«
trage zur Geschichte der historischen Litern«
tur in Mähren und Oesterreichisch-Tchlesien
(Brunn 1834. Le,r. 8«.) S. 297. — Sonn.
tagsblätter von L. A. Frankl (Wien,
s°.) Jahrg. 1344, S. 909: „Blätter aus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon