Seite - 105 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hartmann-Heyser, Band 8
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108 Hay
Böhmen. Eine Grabschrift, ein Monument,
ein Felsendichter". Von Siegfr. Kapp er;
— Dieselben, Jahrgang 1847, Nr. 31,
S. 3?3: „Ein Bischof in Chrast und hussi>
tische Bauern", von L. A. Frankl ^Frankl
nennt H. einen Sohn armer Eltern, das ist
unrichtig). — Hormayr 's Taschenbuch für
vaterländische Geschichte (Wien, 12".) 1841,
S. 132. — Brünner Zeitung 1781,
Nr. 23; 1782, Nr. 4. — Pappe, Hambur«
ger Lesefrüchte, Jahrg. 1831, Bd. I, S. 204.
— Kempen-Album (Wien 1839. Klemm,
8".) S. 61: „Johann Hay", Gedicht von 3.
Vo witsch leine viel erzählte Begebenheit
aus H a y 's Leben mit zwei hussitischen Bauern
behandelnd). — Vralimonument. BischofHay
wollte nicht in der bischöflichen Gruft, son-
dern auf dem Friedhofe zu Chraschitz be-
graben sein, mitten unter dem Volke, dessen
Seelenhirt er war. und das er liebte. Ein
schlichtes Denkmal auf diesem Friedhofe be-
zeichnet die Ruhestätte des edlen Kirchmfür»
sten. Die czechische Inschrift lautet:
(I'a.k gslio
luäu oäclolsu
0n d)'1 Iioäsn Fiek äoüannaut^.
Xaro^en 22 Olibul». 173ö
'XV 1^a.liu U8nu^ 1 O.6I-VH2, 1794.
(D. i. Hier erkor sich seine Ruhestätte Johann
Leopold, Bischof zu Königgrälz, um auch nach
seinem Tode (so war sein letzter Wille) von
den geliebten Leuten nicht getrennt zu sein,
unter denen er das Glück eines zufriedenen
Lebens genossen. Ausdrücklich verbat er sich
jedes Denkmal, zufrieden es im Herzen jener
zu finden, die zu beglücken sein einzig Streben
war. O, er fand es, er war so werth es zu
finden. Geb. . . . gest ) — Hay, das
Muster eines wahrhaft katholischen Kirchen-
fürsten. Der Geist der katholischen Kirche
ist nicht stets von jener Unduldsamkeit be«
fleckt gewesen, wie in der Gegenwart. Hay
selbst bietet dafür ein herrliches Beispiel. Hempel's Geschichte der christlichen Kirche
theilt Mehreres aus seinen Hirtenbriefen mit.
I n einem derselben aus dem Jahre 1781
heißt es unter Anderem: „Ihr sollt Euch auf
Euren Kanzeln aller Controvers-Predigten,
welche den Katholiken und Protestanten mit
Recht mißfallen, gänzlich enthalten; sie erre-
gen Verdacht und Erbitterung. Erklärt an
ihrer Statt die Evangelien der Sonn- und
Feiertage auf eine Art, wodurch das bürgen
liche und Seelenheil gewinnt. Unerschöpflich
ist die Quelle jener Lehre, welche wahre
Christen, den Gesetzen willig gehorchende Un-
terthanen, sorgsame Bürger, sorgfältige Haus-
vater bildet, den Kindern Achtung gegen die
Eltern einfloßt und die ganze Gemeinde heilig,
friedfertig, arbeitsam, Gott, dem Regenten
und dem Vaterlande getreu, glücklich und
selig macht." — „In den Verhandlungen des
heiligen Kirchenrathes zu Trient kommen
nicht einmal die Namen Luther's oder Cal-
vin's 25. vor; erwähnt auch ihr sie nicht,
sondern überzeuget Eure Schafe von der
Wahrheit bloß durch Beweisgründe, denen
man es ansieht, daß sie aus dem Munde
eines Freundes kommen." — „Man muß,"
sagt der heilige Chrysostomus, „Niemanden
Verweise geben oder Hohn sprechen, sondern
ihn crmahnen; Niemanden mit einem feind-
lichen Uebermulhe verfolgen, sondern mit
Liebe zurechtweisen, nicht wie ein Feind auf
Bestrafung dringen, sondern wie ein Arzt
Heilmittel bereiten." — Er erinnert ferner
an das Verbot des Kaisers, „die Häuser zu
durchsuchen, um Bücher wegzunehmen und
Heimlichkeiten zu erforschen". — „Toleranz
schließe auch den freien Gebrauch der Mittel
in sich, die man zu seinem Heile bedürfe.
Nur wenn sie unter den Katholiken und
Nichtkatholiken Schriften fänden, welche von
der Hofccnsur verboten wären, weil sie Ruch-
losigkeit gegen Gott und die Religion, gegen
Gcsetze und gute Sitten:c. enthielten, soll-
ten sie die Verbreitung und die Verbreiter
bei der weltlichen Obrigkeit anzeigen, die
darüber erkennen würde; so auch offenbar
verdächtige Zusammenkünfte sowohl von Ka-
tholiken als Akatholiken." — „Die Toleranz
schließt auch in sich, 5 aß cin Akatholik in
seiner Religion ungekränkt sterben darf; ihn
soll also kein katholischer Pfarrer unberufen
besuchen, um ihn zu bekehren; es bleibt uns
nichts übrig, als mit ununterbrochenem Ge-
bete die Seele des Sterbenden der Barm-
herzigkeit Gottes zu empfehlen." — „Dem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon