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Haydn Joseph Haydn Joseph
erworben hätte. Zugleich aber war diese
letzte Frist seines Lebens seine eigentliche
Ruhmesernte, denn nun folgte Auszeich-
nung auf Auszeichnung. 1797 schrieb er
die unvergleichliche „MswreichiZche Volks-
Hymne", deren erste Aufführung an des
Kaisers Geburtstage am 42. Februar
4797 stattfand; im Jahre 4799 hatte er
sein großes Oratorium die „Schöpfung"
beendet, welches am 19. März d. I . zum
ersten Male in Wien mit einem beispiel-
losen Erfolge gegeben wurde. Neber die
Geschichte dieser Tondichtung berichtet
am ausführlichsten Dies (S. 138) ^siehe
auch: IV. Zur Geschichte einzelner Kompo-
sitionen, S. 126, Nr. 3^ >; im Jahre 4801
(24., 27. April u.i.Mai) zur Aufführung.
Mit diesem Werke hatte sich H. ftergl.
Dies, S.435^ körperlich sehr geschadet,
denn seine Abnahme der Körperkräfte da-
tirte aus jener Zeit, er hatte
sich, wie er selbst
sagte, „dabei übernommen". Im Jahre
1803 schrieb H. seine zwei letzten Werke,
und zwar eine Claviersonate auf den
Wunsch des Fürsten Eßterhi<.zy für die
Gemalin des Generals Moreau, wovon
im Jahre 1841 ein unbefugter Nachstich
erschien ^vgl.: IV. Zur Geschichte einzelner
Kompositionen, S. 129, Nr. 48), und ein
Quartett, nach Einigen das 82., n. And.
das83.Quartett^Griesinger, S.56^.
dessen Schluß zu componiren er aber be»
reits zu schwach war, daher er es durch ein
Adagio, auS dem 10. Gesänge seiner bei
Breitkopf und Härtel in Leipzig (1802)
erschienenen drei» und vierstimmigen Ge-
sänge, welches auch auf seiner Visitenkarte
steht, ergänzte ^vergl.: IV. Zur Geschichte
einzelner Compositionen, S. 428, Nr. 46,
und XV. Einzelnheitm, Haydn betreffend,
S.437, Nr.4^>. Zu den bereits bemerkten
Ehren kamen im Laufe dieser letzten Jahre
noch viele hinzu. Die Akademie der Wissen» schaften und Künste zu Stockholm ernannte
ihn 4798 (8. Sept.) zu ihrem Mitgliede;
ebenso jene zu Amsterdam im Jahre 4804
(4. Mai); das Pariser Inztiwt national
H68 201011068 et 2i't8 (3 Xiv086 HN X),
und das OonLervatoirk 6.6 HIU21HU,6 ebd.
(7 klesLiäor an XIII). Die vereinten
Künstler der großen Oper in Paris ehrten
ihn 4804 nach der ersten Aufführung der
„Schöpfung" in Paris durch Uebersendung
einer goldenen Medaille ^siehe: IX. Me«
daillen, Haydn zu Ehrm, S. 131, Nr. 4^;
deßgleichen die Gesellschaft „Oonoert äes
amitteui-L" zu Paris, im Jahre 4803
s^iehe ebd. Nr. 3^>, und die 8ooiet6 ^.oa.-
ä6iuiqu6 äes Vritans ä'^oiion ebd.,
im Jahre 4807 ssiehe ebd. Nr. 4^; ferner
im Jahre 1808 die Petersburger phil-
harmonische Gesellschaft durch eine gleiche
Auszeichnung s^iehe ebd. S. 132, Nr. 6^,
und indem ihm der Wiener Magistrat in
Anerkennung seiner durch unentgeltlich
gegebene Concerte gewonnenen großen
Summen zum Besten der Armen Wiens
schon 1803 (10. Mai) die zwölffache gol>
dene Bürgermedaille verlieh, fügte er im
folgenden Jahre (1. April) durch die Ver«
leih Mg des Ehrenb ürger-Diploms eine
neue verdiente Auszeichnung hinzu. Ie>
doch alle diese Auszeichnungen ließen es
Haydn, dem Compositeur der österrei-
chischenVolkshymne, nicht ganz verschmer«
zen, daß er von Seite des Staates —
insbesondere als der Leopold»Orden war
gestiftet worden — unbelohnt ausging.
Sichtlich nahmen Haydn's Kräfte ab
und die Nachricht von dem Hingänge sei»
nes Bruders (10. August 4806) übte eine
bemerkbare Wirkung auf seinen bereits
schon hinfälligen Körper aus. Aber ihm
war es vergönnt, wie Wenigen, lebend
seiner Apotheose beizuwohnen. Sie fand
im Universitätssaale am 27. März 4803
Statt, an welchem Tage von dem hohen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon