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auch mit nicht geringer Mühe die Mutter
zur Neberzeugung gebracht, daß ihr Sohn
zu etwaS Besserem als zum Malen von
Gräberkreuzen tauge und ihr auf diese
Art die Zusage abgewann, ihren Sohn zu
seiner weitern Ausbildung nach München
gehen zu lassen, begab sich dieser, da-
mals 20 Jahre alt, dahin, wo er unter
Professor Zimmermann im Antiken«
saale zeichnete und von Professor Heß
Unterricht im Malen erhielt. Unter so
günstigen Verhältnissen entwickelte sich
H.'s Talent und schon sein erstes größeres
Bild: „Gine heilige Familie", Wurde vom
Münchener Kunstvereine angekauft. Seine
folgende Arbeit, ein Altarblatt für die
Kirche in Aufhofen in Tirol: „Naü IeZn-
Kindlein im Schnöbe seiner h. Wntter 5teck,t
der h. Katharina den Vrantring an den Finger",
ein Werk von seltener Anmuth, machte
den Namen des Künstlers bald im weite»
ren Kreise bekannt und ihm ward die
lohnende Aufgabe, an der Seite des be-
rühmten Cornel ius an den Fresken
der Ludwigskirche in München mitzu»
arbeiten. Drei Sommer hindurch mit
dieser Aufgabe beschäftigt, konnte sein
schönes Talent unter der Leitung eines sol-
chen Meisters nur gewinnen. Den Winter
über malte er fleißig in Oel und fallen
in jene Periode folgende Werke: „Ner
h. Ällhünne5 nnter den Winkern", vom Kunst-
vereine in München um hohen Preis
gekauft, und „Ner h. Äühannr2 in der Miste",
Altarblatt für eine Kirche in Coolen;; eine
„H. Familie ant der Flucht nach E'Mten", im
Besitze des Ferdinandeums zu Innsbruck.
Im Sommer 4843 einem ehrenvollen
Nnfe nach Cöln folgend, malte er dort
im Vereine mit Eduard Steinle an den
Fresken des herrlichen Cölner Domes;
später fiel auf ihn und seinen Freund
Schraudolph die Wahl des Königs
Ludwig, um den Dom von Speyer mit seinen Werken zu verherrlichen.
Darauf begab sich H. in sein Vaterland
zurück, ließ sich zu Hall nieder, wo er mit
seinen Arbeiten, meistens für Kirchen sei»
nes Vaterlandes, als einer der würdigsten
Vertreter der modernen christlichen Kunst,
richtung thatig ist. Von seinen Arbeiten
sind dem Herausgeber dieses Lexikons
noch bekanntgeworden: ein „H. Stephan",
Altarbild; — „H. Maria im Ghar der himu-
lischen Inngtranrn", für die neue Kirche
zu Silz in Tirol; — „H. Maria mit dem
Kinde lllln Engeln angebetet", für die Kirche
zu Mühlwald im Pustcrthale; — „Ner
h. Zliltanin5 Mn Pudnll", für eine Kirche
ebenda; — eine „H. Familie", Joseph
im Sterben, an seinem Lager die jung-
fräulicbe Braut, der Pflegesohn den
Vater segnend, ein Kunstwerk von selte-
ner Schönheit; — „Nr5 h. Zeba t^ian Marter-
tad", der Heilige an den Baum gebunden,
von fünf Pfeilen getroffen, bricht ohn«
mächtig zusammen und fällt in den Schooß
zweier Gngel, die ihn im Sinken stützen.
Von den Arbeiten Hellweger's urtheilt
die Kunstkritik: „Sie bestechen nicht durch
eine glänzende lüsterne Darstellung, sie
blenden nicht durch Glanz und Farben»
schmelz die äußeren Sinne des Beschauers;
ihre Attribute sind: tiefes religiöses Gefühl,
geistreiche
charakteristische Auffassung, edle
vollendete Durchbildung in lebendigen
plastischen Formen, naturgetreue gefällige
Färbung und eine glückliche Verschwel»
zung des Wirklichen mit dem Idealen,
des Irdischen mit dem Himmlischen.
Seine Figuren sprechen das Gemüth an,
und stimmen zur Andacht." Eä ist dem
Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt,
daßdiekais. Gallerie imBelvedere durch ein
Werk dieses Meisters, dem ein Platz neben
den besten gebührt, bereits vertreten wäre.
Staf f ler (Ioh. Jacob), Das deutsche Tirol
und Vorarlberg, topographisch mit geschicht-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon