Seite - 321 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hartmann-Heyser, Band 8
Bild der Seite - 321 -
Text der Seite - 321 -
Heraus 321 Heraus
tor u. s. w. in Wien, geb. zu Güstrow
1671, gest. um 1730). Sein Vater
Christian war Leibarzt der Prinzessin
Hedwig Eleonore von Holftein-Got
torp. Mit 16 Jahren kam H. aufs
Gymnasium nach Stettin, bezog dann
die Universität zu Frankfurt a. d. Oder,
durchreiste Deutschland, besuchte mehrere
Städte in den Niederlanden und zuletzt
Paris (Nov. 1692). Auf seiner Rückreise
begab er sich über Hamburg nach Stock>
Holm, wo die Bekanntschaft der gefeierten
Dichterin Elisabeth Sophie Brenner
nicht ohne Einfluß auf den Bildung^
drang des jungen Mannes blieb. Nach
längerer Frist begab er sich wieder nach
Hamburg, wo er das sogenannte Kloster»
jähr verlebte und dann Domherr am
lutherischen Stifte daselbst wurde. 1701
erhielt er mit dem Titel eines Hofrathes
einen Dienst am schwarzbmgischen Hofe,
wo er sich bald des Wohlwollens des
Fürsten Anton Günther erfreute. 1709
bat H. um seine Entlassung und begab
sich nach Wien, trat daselbst zur katho-
lischen Kirche über und als Antiquar
in Kaiser Joseph's I. Dienste. Nach
dessen Tode wurde H. von Joseph's
Nachfolger, Kaiser Kar l VI., in seinem
Amte nicht nur bestätigt, sondern ihm
auch seine Besoldung um das Doppelte
erhöht. Auf diesem Posten entfaltete H.
eine so ersprießliche Wirksamkeit, daß
Joseph Bergmann, gewiß zu einem
Urtheile über seinen Fachgenofsen zunächst
berechtigt, sagt: „Wenn'wir Iazius
den ersten Ordner des kais. Münzcabinetes
nennen, so könne man mit vollem Rechte
Heraus als den zweiten und größeren
rühmen". Insbesondere hat Heraus,
der viele Jahre hindurch moderne Medail-
len gesammelt, in Fällen, wo er nicht
Originale erhalten konnte, Copien durch
Abgüsse in Blei, Gyps, oder durch
v. Würzbach, biogr. Lexikon. VIII. Abdrücke in Staniol und Hausmblase
zu gewinnen gesucht und mit einer nicht
unbedeutenden Menge solcher Abgüsse
(3033) das kais. Cabinet vermehrt. Auch
wurde H. von seinem Monarchen beauf«
tragt, eine kais. Familimgallerie zu orga»
nisiren, nämlich die Origmal'FamilieN'
bilder aller Orten zusammenzusuchen und
an einen Ort zu bringen. Ueberdieß seine
künstlerische Befähigung und Ersindungs«
gäbe beurkundete H. auch an den Ent»
würfen zu den Medaillen, welche auf
denkwürdige Momente der Regierungs»
epoche des Kaisers Karl VI. ausgegeben
wurden. Heraus hatte die Absicht,
analog dem von der Pariser kön. Aka»
demie der Medaillen und Inschriften
ausgegebenen Werke:
äs I^ouis 1s HrHQä" eine
mVt3.Ili(iu6 des kaiserlichen Hauses zu
veröffentlichen, auch hatte er mit seinem
Vorhaben einen schönen Anfang gemacht,
aber er hatte sich 1719 in ein unseliges
Bergwerksunternehmen eingelassen, das
ihn zuletzt um die Gunst seines Gebieters,
um alle seine Habe, und was mehr als
Alles ist, um das Vertrauen in semer
amtlichen Stellung brachte. Er hatte in
der rauhen Vertsch in Obersteiermark auf
Kupfer zu graben begonnen, vemach»
läsfigte darüber sein Amt, mußte, was
er bisher in Verwahrung gehabt, an den
Schatzmeister Nwens aushändigen und
mochte in Kränkung über vereitelte Hoff-
nungen und erfahrene Zurücksetzung vor
der Zeit sein Ende gefunden haben. Im
Mai 1730 erscheint seine Frau bereits
als Witwe. Heraus war als Dichter,
Grammatiker, Naturforscher, Theolog
und vornehmlich als Numismatiker schrift-
stellerisch thätig. Sein Eifer für die Ver-
edlung der deutschen Sprache
sichert ihm
eine ehrenvolle Stelle in der deutschen
1?. Februar 1862.^ 21
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon