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Serberftein 348 Herberstein
dritten Astes der altern, noch blühen-
den Hauvtlinie; ein Sohn des Grafen
Johann Ernst ^s. d. I I I . Hervorra-
gende Glieder des Grafengeschlechtes der
Herbersteine, S. 333. Nr. 30^, trat gleich
seinen drei Schwestern M. El isabeth.
M.Iosepha undM.Karolina,welche
Nonnen des Dominikanerstiftes zu Mäh«
renburg wurden, in den geistlichen Stand,
wurde den 17. Juni 1743 als Domherr
zu Trient installirt, 1769 Coadjutor und
1772 wirklicher gefirsteter Bischof zu
Laibach und geheimer Rath. I n dieser
Würde ein eifriger Anhänger des Jose-
phinischen Systems, förderte er die Re-
formen des großen Kaisers mit allen
ihm zu Gebote
stehenden
Kräften. Gründ»
lich wissenschaftlich gebildet, verwaltete
er sein bischöfliches Hirtenamt in muster»
hafter Weise. Stets nach seiner Ueber-
zeugung handelnd, forschte er der Wahr«
heit mit allen Kräften nach und ver»
theidigte ste unerschrocken und öffentlich.
So lange die Kaiserin MariaTheresia
lebte, blieb er unbemerkt, aber nach ihrem
Tode trat er mit aller Entschiedenheit
auf, die Augen der Kirche und Laien
auf sich ziehend. Zuerst unterstützte, be-
schützte und verbreitete er den Gebrauch
jener theologischen Werke und Canoni«
sten, welche eine den Absichten des kai«
serlichen Reformators angemessene Lehre
vortrugen, und überhaupt geeignet
waren, die bisher in den Erbstaaten
allgemeine religiöse Ansicht zu modifi«
ciren. I n diesem Sinne rechtfertigte er
auch die auf die Kirche und ihre Diener
bezüglichen Erlässe des Kaisers, die sich
rasch aufeinander folgten Und Umwand»
lung der bisherigen? ja Herstellung der
alten und wahren Kirchenzucht bezweck'
ten. Die Regierung errichtete Semi-
narien, welche der Aufsicht der Bischöfe
entzogen waren, und denen die Klöster ihre Novizen anvertrauen mußten; sie
bestimmte Form und Materie der darin
zu pflegenden Studien, sie beschränkte
die Rechte der Bischöfe, cassirte oder
änderte ihre Urtheile, vertrieb oder entließ
Klostergeistliche aus ihren Mauern und
gab sie aus eigener Machtvollkommen«
heit der Welt zurück. Bischof Johann
Kar l billigte und förderte diese kaiser»
lichen Erlässe und erntete für seine Be»
mühungen Verfolgungen, bitteren Tadel,
Verläumdungen, Pasquille der offenen
und heimlichen Gegner des großen Re«
formators und seiner Anordnungen in
Sachen der Kirche. Der Kaiser jedoch
kam ihm zu Hilfe und in einem Erlasse
vom 27. November 1781 rühmte er den
Eifer des Bischofs, ihn den übrigen
Bischöfen der Monarchie als Muster
vorstellend. So fuhr Johann Karl in
seinem Eifer fort und es erschien sein
berühmter Hirtenbrief vom Jahre 1732.
Er verbreitet sich darin — und schickt
voran, daß er nur nach den Ueberlie«
ferungen der Kirche handle — über die
Rechte der Fürsten, der Bischöfe und
des Papstes, er beschränkt die Befug»
niffe des nicht ohne Ursache in der Rei-
henfolge zuletztgenannten heil. Stuhles,
er preist die Reformen'des Kaisers,
billigt den Untergang der im Laufe der
Zeiten zwecklos und unnütz gewordenen
geistlichen Orden, und erklart, daß es
keine höhere Vollkommenheit gebe, an
welche der Mensch zu glauben habe,
als die Vorschriften des Evangeliums,
deren Befolgung er einschärft. Dieser
Hirtenbrief erregte ungeheures Aufsehen.
Die Amtsbrüder des Bischofs — mit
wenigen Ausnahmen — mißbilligten
auf das Entschiedenste dieses Actenstück,
die eifrigen Katholiken wehklagten über
eine solche That im eigenen Lager und
Papst Pius VI., als er auf seiner Reise
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon