Seite - 349 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hartmann-Heyser, Band 8
Bild der Seite - 349 -
Text der Seite - 349 -
Herbert 349 Herbert
des Bleies in Weiß in Anwendung zu
bringen, sich eine freie Hand im Betriebe
schuf. Er legte sohin eine zweite Fabrik im
Lavantthale Unterkärnthens an, welchen
beiden Etablissements sein Sohn Alb in
und sein noch lebender Enkel, Franz
Paul (II.) Freiherr von Herbert, eine
fortwährende Ausdehnung gaben und
geben, so daß gegenwärtig noch eine
dritte Fabrik zu Lavis in Südtirol mit»
arbeitet, alle drei 20 bis 23.000 Centner
Waare erzeugen und bis 330 Menschen
unmittelbar beschäftigen. Sechs goldene,
drei silberne Medaillen und vier große
Ehrmdiplome der Welt- und Monarchie-
ausstellungen haben in neuester Zeit die
Vorzüglichkeit des Fabrikates anerkannt.
Was Franz Paul Herbert sonst als
Mensch und Gelehrten auszeichnete, war
seine aufopfernde Vorliebe für kritische
Philosophie und ihre Meister Kant und
Rein hold. Er verließ Ende 4790 seine
große Fabrik, Weib und Kind, um in
Jena Kantisch-Reinhold'sche Philosophie
zu studiren. Dort knüpfte sich das Band
zwischen Baron Herbert, Reinhold,
Schiller, Erhard, Niethammer,
Baggesen, Schuderoff, Schütz,
Schmid, Mereau, Seidler, Har°
denberg, Brückn er, Hederich,
H. E. I . Paulus und den übrigen
Freunden Kantischer Muse, wovon uns
der schriftliche und briefliche Nachlaß
Herbert's zahlreiche Beweise gibt. Der
Philosoph Nein hold widmete dem
Freiherrn von Herbert sein in Jena
1791 erschienenes Werk: „Ueber das Fun-
dament des philosophischen Wissens, zum
Andenken der seligen Tage, die wir gemein«
schaftlich im Streben nach Wahrheit ver«
lebten". Besonders war Erhard's und
Niethammer's Verhalmiß ein inniges
und bleibendes, auch nachdem Herbert
im April 4791 Jena verließ. Barn» Hagen von Ense in seinen: „Denkwür«
digkeiten des Philosophen und Arztes
Benjamin Erhard" (Stuttgart 1830.
Cotta) liefert uns eine große Zahl Briefe
beider Freunde in ihrem ganzen Conterte,
welche jenes Verhältniß und ihre Denk-
weise darstellt. Neben Erhard zog in
Jena unsern Schiller besonders Her»
bert an, der ihn einen Mann voir gesun«
dem Kopfund ebenso gesundem moralischen
Charakter nannte. Varnhagenin seiner
jenem Werke vorausgeschickten Biographie
Erhard's schildert S. 31, 37 und 42
die persönlichen Beziehungen desselben
zu Herbert, die uns dessen Charakter
in seiner Schönheit und Liebenswürdigkeit
sehen lassen.
Tomaschek(Karl), Schiller und Kant (Wien,
bei Tendier, 1857). S. 21, Anmerkung S. 9.
— Hermann (Heinrich), Handbuch der Go
schichte Kärnthens. I I . Abthlg. I I I . Bd. 3. Hft.
S. 178 und 179, dann 418—420, Anmerkung
S. 26—30. — Varnhagen von Ense,
Denkwürdigkeiten des Philosophen und Arztes
I . B. Erhard (Stuttgart und Tübingen,
1830), Hegel gewidmet. — Handschriftliche
Mittheilungen des kärnthnerischen Historikers
Heinrich Hermann.
l. Zur Genealogie der Freiherren von Herbert.
Unverbürgte Traditionen suchen den Ursprung
der Freiherren von H erbert in England, wo in
der That hochadelige Familien dieses Namens
noch vorkommen, und uon woher sie auf Ver-
anlassung der Neligionsverfolgungm als katho«
lisch in Westphalen eingewandert sein sollen.
Aber neueren Forschungen zu Folge, welche
Propst B ökler aus Rüden in seltener Emsig»
keit angestellt ^uergl..- Carinthia 1837, Nr. 9:
„Eine genealogische Berichtigung"^, sind die
Herbert, früher Herocrdeö genannt, eine
Patrizierfamilie aus Nüden im Paderborn'schen.
Johann Herbert, oder wie rs im Diplome
heißt.Heru erdes, erwarb sich am 17. Sep<
temder 1660 zu Paderborn das Doctorat der
Philosophie und ging nach Padua, wo er am
1. März 1668 als Doctor der Medicin promo«
virte; er erhielt darauf das Physikat zu Villach
in Kärnthen, heirathete den 29. März 1692
Rosina Varbara, verwitwete üilg, Nichte des
in großem Ansehen stehenden Propstes Kliee
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon