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Herbert 333 Herbert
obige Peter beendete unter ?. Franz'
Leitung seine Studien, aber nicht, wie
die österreichische National-Encyklopädie
angibt, in der orientalischen Akademie, und
trat 1730 in den Jesuitenorden; kam nach
beendetem zweijährigen Noviziat nach Leo-
ben und spater nach Wien zur weitern Aus-
bildung. 1736 als Professor nach Trieft
gesendet, kehrte er schon 1737 nach Wien
zurück als Korrepetitor und Präfect in
der orientalischen Akademie. Mittlerweile
hatte er auch das theologische Studium
beendet. Da er aber wenig Beruf zur
Theologie in sich
fühlte, vertraute er sich
dem ?. Meak, einem geistvollen Priester
seines Ordens, der ihm in seinem Vor»
haben, den Orden zu verlassen, behilflich
war. 1760 trat H. aus demselben und
über Empfehlung der Gräfin Stürgl,
gebomen Cobenzl, in die Dienste des
Grafen Johann Karl Cobenzl ^Bd. II)
S. 389^> als dessen Bibliothekar. Als
Fürst Kaunitz für eins in der nieder»
ländischen Kanzlei in Wien leer gewor.
dene Stelle von dem Generalgouverneur
in Brüssel ein geeignetes Individium,
das in Finanz» und Rechnungs gegen»
ständen unterrichtet war, verlangte, wurde
Herbert gewählt und als Ofsicial»
Calculator bei der niederländischen Rech«
nungskammer angestellt. Dort gewann
er bald das besondere Vertrauen des
Hofrathes Freiherrn von Lederer
und des Staatsreferendarius Friedrich
Freiherrn Binder von Krieglstein
M . I) S. 399^, wurde 1767 zum
Auditeur, 1773 zum oon56i1i6r ä. 1a
okamdrs äsz comxtsg und 1777 zum
wirklichen Hofrathe bei der geheimen
Hof« und Staatskanzlei ernannt. Als
im Jahre 1779 Ludwig Graf Cobenzl
wegen Erkrankung verhindert war, zu
den Verhandlungen des Teschner Con>
greffes als bevollmächtigter Minister
v. Wurzbach, biogr. Lexikon. VI I I . lGed abzugehen, schickte die Kaiserin an des«
sen Stelle seinen Vetter, den Grafen
Philipp dahin, der sich von dem
Fürsten Kaunitz den Hofrath Herbert
erbat, den er noch von Brüssel her kannte
und in dessen Kennwisse er großes Ver<
trauen setzte. Nach dem Teschner Frieden
trat Herbert aus dem Departement der
inneren Angelegenheiten in jenes der
äußeren über, und als ihm die Kaiserin
die Wahl ließ, entweder als Kammer»
Präsident nach Brüssel oder als Inter.
nuntius nach Constantinopel zu gehen,
entschied er sich
für das Letztere und ging
1780 an seinen Posten ab. Bis zu seinem
Tode, also über 20 Jahre, bekleidete H.
diese wichtige und schwierige Stelle
in bedrängnißreicher Zeit. Es ist nicht
die Aufgabe dieses Werkes, eingehend
die staatsmännische
Wirksamkeit Her»
bert's zu schildern; aber einen gedräng-
ten Nmriß derselben lassen wir folgen.
Herbert's Wirksamkeit wird durch den
Türkmkrieg in zwei Hälften geschieden; in
die eine von seiner Ernennung 1780 bis
zum Ausbruche des Krieges 1788; in die
andere von seiner Ernennung zum Bevoll»
mächtigtennachSistow, 1791 biszu seinem
Tode 1802. In die erste Hälfte fallen
neben anderen Vorfällen seiner mini«
steriellerr Thätigkeit folgende wichtigere
Begebenheiten: Die Verhandlungen der
wider die Barbaresken zu leistenden
Garantien der k. k. Schiffahrt, die zwar
schon nach dem Paffarowitzer Frieden
durch besondere Tractate mit den Raub»
staaten Algier, Tunis und Tripolis fest«
gesetzt worden, aber nicht den entspre»
chenden Erfolg hatten, so daß die Pforte,
welche die Oberherrschaft über die ge«
nannten Staaten besaß, die verlangte
Sicherheit gewährleisten sollte; ferner
Begünstigungen des Handels Oester«
reichs im Orient, welche mit dem Sened
, 28. Febr. l862.) 33
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon