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Mscher 32 Mischer
S. 26l sim Artikel Hochberg l^. — Didas-
kalia (Frankfurter Untech. Blatt. 4°.) l540.
Nr. l27. — Novellistisch behandelt wurde
das düstere Lebensgeschick Hilscher's im
„Leitmeritzer Wochenblatt" l86j. Nr. 45—4?,
in drr Novelle von F. Brunol t : „Gestor-
ben und vergessen". — Porträt. Dasselbe
in Lithographie befindet sich in den von L. A.
Frankl herausgegebenen „Dichtungen Hil-
schcr's". — Manument. Die sich überstür-
zende Hnst, mit welcher die öechische Zerstücke-
lungspartei ihre kleinen Größen verherrlicht
und ihnen überall Monumente und Denksteine
setzt, ließ auch die Deutschen im schönen
Lande Böhmen sich aufraffen und in Leitmeritz,
trat, bald nachdem die öechen dem daselbst
gebornen Dichter Macha ein Denkmal gesetzt,
auf Anregung des Arztes Dr. Lauoa ein
Comitö zusammen, um auch das Andenken des
in Leitmeritz gebornen Hilscher durch Aufstel-
lung eines Denkmals zu ehren. 3. A. Frankl
veranstaltete zu diesem Zwecke eine neue Aus-
gabe der Hilscher'schen Dichtungen, auf deren
Verlagsrecht Buchhändler Heckenast in Pesth
aus diesem Anlasse bereitwillig Verzicht gelei«
stet hat. Se. Excellenz Finanzminister v. Ple-
ner hat Zur Förderung des Unternehmens aus»
nahmöweise eine Lotterie gestattet. Auf die neue
Ausgabe der Dichtungen haben 1100 Abnehmer
gezeichnet. ^Blätter aus Kram 1862. Nr. 1:
„Hilscher-Denkmal".^ —1!lrtl)eileüderSilscher,
den Dichter und Menschen. Sein Biograph L.
A. Fr an kl, der Hilscher auf seinen Neisen
nach Italien in Mailand persönlich kennen
gelernt, entwirft folgendes psychische Bild
von Hilscher: „Seine Jugend schuf Luft-
schlösser und Feenpaläste; aber je anmuthiger
diese Luftspiegelungen seiner Phantasie vor»
schwebten, desto drückender lastete die Macht
der Wirklichkeit. Er fühlte den Gott im
Busen, aber auch die Montur am Leibe. Mit
dem bekannten Ungestüm des Genies warf er
sich der Poesie in die Arme; aber die Götter
fanden sich unbehaglich auf der Wachstube;
Apollo's Gesang wird von den Schlägen der
Trommel übertönt; die Musen und Grazien
fliehen den gemeinen Soldaten. Innerer Be-
ruf und äußeres Geschick trat vor seine Seele;
je klarer und reiner er jenen spürte, desto
derber und bitterer dieses; er fühlte die Flü-
gel an den Schultern und sah die Kamaschen
an den Füßen und Trübsinn beschlich seinen
Geist, verdüsterte sein Gemüth und füllte ihn
mit Mißlnuth. Am Herde der Werkelthätig'
keit, beim Brande von Mißverstehen und Unglimpf gerieth sein Blut in Kochen und
übersprudelte in Spott und Verhöhnung.
Ironie sprudelte brennend heiß aus seinen
Neden; man vermied den Tropf und nannte
ihn einen Narren; Einige ergötzten sich daran,
wenn er andere durchhechelte, rannten aber
heulend davon, wenn er sie selbst berührte."
— Ueber Hilscher den Dichter sagt sein
Kritiker in den „Blättern für literarische Un-
terhaltung" von stinen Poesien, „daß sie
sämmtlich den Stempel eines tiefen aber ver-
wundeten Gefühls tragen und man sie Weh»
muthslaute eines vom Leben wundgedrückten
Herzens nennen könnte," und wenn derselbe
Kritiker Marsano's Urtheil über Hilscher's
Uebersetzunaen Byron's, welche jener das
„Vorzüglichste nennt, was Deutschland in
diesem Theile der Literatur aufzuweisen hat",
übertrieben findet, so steht er doch nicht an,
die Uebertragungen Hilsch er's sehr gelungen
zu nennen. Ein anderer Kritiker sagt über
Hilscher: „eine durch und durch poetische
Natur, handhabte er mit anmuthsvoller Kraft
und gewaltig kühner Würde die Sprache.
Deutschland hat in ihm einen künft ig gro»
ßen Dichter verloren. Hilscher der Ueber-
seher steht bisher einzig und unübertrof-
fen da. Für diese Behauptung spricht daS
Urtheil sehr competenter Männer." — Einem
Briefe Anastasius Grün's an L. A. Frankl
entnimmt Herausgeber — im Gegensatze zu
dem weiter unten erwähnten Nusspruche des
Freiherrn Zedlitz— folgende Stelle: „Einer
gewissen Größe entbehrt Hilscher keines-
wegs ; diese Größe ist aber mehr rein
menschlicher als literarischer Natur er ist
groß nicht als das was er ward, sondern
dadurch, wie er's geworden. Hochragend in
seinem engen Corporalskleide, verliert er an
Höhe, sobald man ihn der Uniform — die ihm
zugleich ein Nessushemd war — entkleidet.
Die Reinheit und Glätte seiner Form hat als
Ausdruck der freien Bildung, nach welcher er,
umgeben von Elementen disciplinirter Noh»
heit, unablässig rang — als Ergebniß eines
Processes unermüdlicher Arbeit und Ausdauer
— etwas Rührendes und Erhebendes, etwas
in der That Großartiges. Ader diese Größe
wissen nicht alle im ganzen Unifange zu wür-
digen . . . " — Schließlich sei bemerkt, daß bald
nach Herausgabe des Hilscher'schen Nach<
lasses ein Wiener Correspondent der Augsbur-
ger allgemeinen Zeitung (Baron Christ. Ios.
Zedlitz) gegen Frankl den Vorwurf erhob:
er habe aus Hilscher einen Romanhelden
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon