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Hiß mann Hißmann
Hißmann, Michael (philosophischer
Schriftsteller, geb. zu Hermann-
stadt 23. September 1732, gest. zu
Göttin gen 14. August 1784). Der
Sohn wohlhabender bürgerlicher Eltern
sächsischer Nation. Auf dem evangelischen
Gymnasium seiner Vaterstadt erhielt er
die erste Bildung und begab sich nach
trefflich abgelegtem Consistorialexamen
im März 1773 nach Deutschland, um
auf deutschen Universitäten seine Studien
zu vollenden. Zuerst besuchte er die Hoch»
schule in Erlangen, wo er Reinhard,
Seiler, Succov und Wiesner hörte,
aber schon im Frühjahre 1774 begab er
sich nach Göttingen, wo er zuerst unter
Zachariä, Walch, Michaelis u. A.
theologischen Studien oblag, bald aber
in seiner Vorliebe für die Philosophie
zum Studium derselben zurückkehrte und
die Collegien von Kästner, Feder,
Mein ers, nebstbei aber für seine ency'
klopädische Ausbildung jene der anderen
Fächer, als der Physik unter Hollmann,
der Naturgeschichte unter Err leben,
der Mathematik unter Meister, der
alten Literatur und Kunst unter Heyne,
der Geschichte und ihrer Hilfswissenschaf'
ten unter Pü t t er, Murray und
Gatterer besuchte. Zugleich eignete
er sich die Kenntniß der italienischen,
französischen und englischen Sprache an.
Entschlossen, sich dem akademischen Lehr-
amte zu widmen, erwarb er 24. Mai
1776 diephilosophischeDoctorwürde und
mit ihr die Erlaubniß, öffentliche Vor»
lesungen zu halten. Letztere hielt er über
verschiedene Theile der theoretischen und
praktischen Weltweisheit und widmete
die Muße literarischen Arbeiten. Seine
rastlose Beschäftigung hatte seine Gesund-
heit so sehr angegriffen, daß er schon 1776
ein Bad besuchen mußte, das ihn auch
kräftigte; da er sich aber nach seiner Rückkehr neuerdings keine Ruhe gönnte,
mußte er 1778 wieder seine Beschäftigung
unterbrechen und machte nun eine Erho»
lungsreist nach Berlin, was er spater
öfter nach anderen Städten wiederholte,
und auf diesen Reisen Verbindungen mit
hervorragenden Männern der Wissen-
schaft anknüpfte. Durch seine Vorlesungen
wie durch seine Werke stieg H.'s litera«
rische Bedeutung und über Vorschlag der
Universität Göttingen erfolgte 1732 seine
Ernennung zum außerordentlichen Pro»
fessor der Philosophie. Auch in Oester«
reich wurde sein Name bekannt und
Kaiser Joseph, der eben damals für
die wissenschaftliche Aufklarung in seinen
Staaten kräftige Maßnahmen ergehen
ließ, war auf H. aufmerksam geworden,
und ertheilte dem Freiherrn van Swie«
ten, damaligen Oberstudiendirector, den
Auftrag, Hißmann, obgleich er Prote-
stant war, zu dem eben erledigten Lehr«
stichle der Philosophie an der Universität
in Pesth einzuladen. Diese Einladung
erfolgte mittelst Schreiben vom 14. Juli
1784. Die Hannoverische Regierung
erhöhte sogleich, um H. an Göttingen zu
fesseln, seinen Gehalt und ernannte ihn
auch zum ordentlichen Professor. Aber
die Berufung seines Monarchen trug den
Sieg davon, Hiß mann nahm die Pro»
feffur in Pesth an, ohne sie
jedoch antre»
ten zu können, da sein Leiden mittlerweile
in seiner ganzen zerstörenden Kraft auf»
getreten war und ihn bereits in wenigen
Wochen, im Alter von 32 Jahren, der
Wissenschaft entriß. Die literarische Thätig-
keit H.'s ist, mit Rücksicht auf seine kurze
Lebensdauer, ihrem. Umfange wie ihrem
Inhalte nach ungewöhnlich bedeutend.
Seine gedruckten Schriften sind,,und zwar
selbstftändige Originalwerke: „Vm dem
Flor Silbrnbürgeng unter GhereZieit und IllLeph.
Gine Nede in der k. teutschen Gesellschaft zn
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon