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ber 1836 vorzüglich in Florenz und Rom
verweilte. Leider schienen die Quellen
studien, welche er daselbst für die Periode
von 1200—1347 machte, vergeblich
unternommen zu sein, indem bei seiner
Rückkehr die eigenthümlichen politischen
Verhältnisse ein Unterkommen an der
Universität beinahe unmöglich machten
und die höheren Orts an ihn gestellte
Anforderung, die Münchener politische
Zeitung inmitten der Zerwürfnisse, welche
die Jahre 1837 und 1838 erzeugt hatten,
zu redigiren, ihn für lange seinem Lebens»
berufe zu entfremden drohte, abgesehen
davon, daß sie ihn in eine Fluth
dauernder Unannehmlichkeiten stürzte.
Erst am 13. Jänner 1838 gelang es ihm
als Privatdocent an die Münchner Uni«
verfitat zu kommen, was bei der entschie-
denen Abneigung des Königs gegen
jeden organischen Nachwuchs der Univer«
sitäten damals als etwas Außerordent-
liches angesehen wurde. Die nächsten
vier Jahre brachten dann die Beförderung
zum außerordentlichen, zum ordentlichen
Professor und Mitgliede der Akademie
der Wissenschaften. H. betrachtete als
seine Hauptaufgabe das Lehramt, welchem
er sich denn auch mit solchem Eifer zu>
wandte, daß übergroße Anstrengungen
ihn zwei Mal. 1840 und 1842, an den
Rand des Grabes brachten. Obwohl
von einer ungestörten Ausarbeiwng des
einmal Begonnenen somit keine Rede
sein konnte, jede Arbeit stets auf das
Unliebsamste auf Wochen unterbrochen
wurde, entwickelte er doch nicht geringere
schriftstellerische Thätigkeit als diejenige
war, die in den Bereich seiner Umversitäts»
Verpflichtungen fiel. Auf eine Doctor«
dissertation über die Anfänge der griechi»
schen Geschichte, 1831, folgten mehrere
größere seldstftändige Werke (sie werden
weiter unten angeführt) und eine große Anzahl von Aufsähen theils in Bes-
nard's „Repertorium", theils in den
„Historisch-politischen Blättern" und der
„Augsburger Allgemeinen Zeitung". Als
Mitglied der Akademie fiel ihm die Unter-
redaction der „Münchner gelehrten An«
zeigen" für das historische Fach zu, nach«
dem diese schon von 1836 an größere
Aufsatze aus seiner Feder erhalten hatten
und bis 1831 erhielten. Diese letzteren
waren Vorbereitungen theils zu einer
Geschichte der deutschen Päpste, theils zu
einer allgemeinen Geschichte, die ansang»
lich als Umarbeitung eines früheren
Werkes, spater aber als Ergebniß selbst-
ständiger Forschung erschien und vor»
läufig mit der Genesis der Revolution
(1836) schloß. Als das Jahr 1847, in
welchem in Bayern das Vorspiel der
1848 in Oesterreich viel gewaltiger auf«
tretenden Ereignisse stattfand, beinahe
sämmtliche (katholische) Mitglieder der
historischen Classe der Akademie der
Wissenschaften mit dem Verluste ihrer
amtlichen Thätigkeit betraf, wurde H.
gleichfalls penfionirt, dann zum Archivare
in Bamberg ernannt, wo er von Juli 1847
bis October 1831 sich mit Hebung der
daselbst befindlichen bisher unbekannten
archivarischen Schätze beschäftigte und die
Herausgabe der Quellensammlung für
fränkische Geschichte unternahm, wie auch
das Material für die „Fränkischen
Studien" sammelte. Im Herbste 1831
fand sich H., dem kurz vorher eine Stelle
bei der k. bayer. Gesandtschaft in Rom an»
getragen worden war, welcher jedoch stets
darauf bestand, in seine frühere Stellung
in München wieder eingesetzt zu werden,
veranlaßt, den von dem kais. österrei«
chischen Ministerium des Unterrichts an
ihn ergangenen Ruf nach Prag anzuneh«
men und das Anerbieten einer Professur
in Würzburg einfach abzulehnen. Wie er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon