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dem es ausdrücklich heißt: „Kein Licht«
strahl, er komme, woher er wolle, soll in
Zukunft unbeachtet und unerkannt in der
Monarchie bleiben oder seiner möglich
nützlichen Wirksamkeit entzogen werden".
Aber dieses inhaltreiche Zugeständniß
wurde durch rasch sich folgende, immer
schärfere Polizei'Hofstellverordnungen und
die den Censoren ertheilten immer stren
geren Verhaltungsbefehle gänzlich ver
nichtet. Im Jahre 1843 wurde Hölzl
zum Director desCentral'Bücherrevifions>
amtes mit dem Titel eines kais. Rathes
ernannt, welche Stelle er bis zum Jahre
1847 bekleidete; in diesem Jahre wurde
eine Censul'Oberdirection errichtet und
H. diesem unter einem Hofrathe gestellten
neuen Amte als erster Adjunct beigegeben.
Da brachen 1848 die Märztage herein,
die Censur in allen österreichischen Län«
dem wurde aufgehoben, Hölz l in den
Stand der Verfügbarkeit verseht, dann
noch hie und da in einer seiner bisherigen
Wirksamkeit entsprechenden Weise ver-
wendet, 1832 nach mehr als 40jähriger
Dienstzeit auf sein Ansuchen penstonirt
und ihm 1834 Titel und Charakter eines
k. k. Regierungsrathes verliehen. H.
dient noch zur Zeit dem Staate als Bei«
rath in Handhabung des Theatergesehes.
Die humane Weise, mit welcher H. sein
mißliches Amt unter schwierigen Verhalt«
niffen versah, hatte zur Folge, daß ihm
selbst zu jener Zeit die Achtung des Publi«
kums nicht versagt wurde, als der Haß
und die Erbitterung gegen das Censur«
institut auf das Höchste gestiegen war.
Bei seinem schwierigen und angestrengten
Dienste blieb H. wenig Muße zu litera»
rischen Arbeiten; nichtsdestoweniger hat
er mehrere Aufsätze für die „Vaterlän.
dischen Blätter" und in die 1817 bei
2trauß erschienenen „Historischen und
kritischen Andeutungen über die Literatur des Oesterreichischen Kaiserstaates in den
Jahren 1813 und 1816"; überdieß für
die „Jahrbücher der Literatur" unter der
Redaction des Matthäus von Coll in,
kurze kritische Anzeigen der in Oesterreich
erschienen Werke; zu dem „Mythos alter
Dichter" in 72 bildlichen Darftellungen
von Stob er des Jüngeren Künstler»
Hand den nebenstehenden Text, und für
die bei Härter erschienenen, von Stöber
dem Aelteren gestochenen „Scenen aus
Donquixote" kurze Erklärungen geschrie-
ben. Aber nicht diese literarische Thätig,
keit ist es, welche H. eine Stelle in diesem
Werke einräumt, sondern die Rolle,
welche er zur Zeit des merkwürdigen gei»
stigen Druckes in Oesterreich spielte, als
sein wiederholtes männliches Entgegen»
treten gegen unverantwortliche Zwangs-
maßregeln, wenn es gewürdigt worden
wäre, im Stande war, die schlimmen
Folgen zu verhüten, die über ein großes
Reich hereinbrachen und dasselbe an den
Rand des Verderbens brachten. Wer
aber erwägt, daß der durch ihn veran«
laßte, wiewohl unrechtmäßige Nachdruck
besserer Werke wesentlich zur freilich ganz
unzulänglichen Bildung der Generationen
beitrug, welche in die Jahre 1813—1847
fallen, wird H. auch einen Platz in der
Culturgeschichte Oesterreichs einräumen
müssen.
Sar to r i (Franz Dr.), Verzeichniß der gegen«
wärtig in und um Wien lebenden Schriftsteller
(Wien 4820, A. Strauß. 8°.) S. 38. — Außer
den bisher genannten Personen des Namens
Hölzl ist noch einiger zu gedenken. Franz von
Hölzl (aeb. zu Wien 10. Februar 1791, gest.
ebenda 7. Februar 1830). Schon Vater und
Großvater dienten wie der Obige im nämlichen
Amte, nämlich in der kais. Cabinetskanzlei;
Franz bekleidete 1809 die Stelle eines Cabi»
netsofsicials, wurde k. k. Rath, 1847 Regie«
rungsrath, als solcher 1849 pensionirt. Er
besaß eine classische Bildung und hatte mehrere
Lustspiele, den Text zu einigen Operetten,
darunter eine des Titels: „Ali Hitsch-Hatsch",
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon