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Hoftr t3ft Hofer
stieg die Erbitterung, als die dem Lande
gewährleistete Verfassung aufgehoben
wurde. Das deutsche Bayern stand zu
Frankreich, welches mit seinen Armeen
verheerend den Continent durchzog und
gegen welches, wie gegen seinen Impe-
rator, in dem gläubigen und stillen, durch
die gräßlichen Grauel des Krieges zu-
tiefst entsetzten Tirol ein leicht begreiflicher
Abscheu theils offen, theils heimlich sich
kundgab. Wieder rüstete Oesterreich zum
Kampfe und in diesem sollte es durch
Tirol, das wie ein Mann aufstand,
als Oesterreich das Schwert zog, unter-
stützt werden. Die wenigen Jahre des
bayerischen Regiments hatten gerade jene
Stimmung in Tirol gezeitigt, die für
einen allgemeinen Landsturm gegen seine
Bedrücker die rechte war. Das ereigniß-
reiche Jahr 1809 brach an, mehrere Ab-
geordnete einzelner Tiroler Gemeinden
hatten heimliche Einladungen nach Wien
zu kommen erhalten und Hofer mit zwei
Vertrauten, dem Gastwirth in Bruneck,
Peter Huber, und mit Franz Anton
Nessing von Botzen, reiste dahin. I n
Wien wurden diese Männer in die Ge>
heimnifse des bereits ganz ausgearbeiteten
Planes eingeweiht, der Deutschlands und
Tirols Befreiung bezweckte. Wie zu er-
warten stand, ging Hofer mit Begeiste«
rung darauf ein und kehrte nach kurzer
Frist in seine Heimat zurück, wo er als'
bald die zuverlässigsten Freunde von dem
bevorstehenden großen Werke in Kenntniß
setzte und ihrer Mitwirkung zur rechten
Zeit sich versicherte. Mit einer nur aus
der Begeisterung über die Hoffnung, das
bayerische Joch abzuschütteln, erklärlichen
Heimlichkeit wurde der Aufstand, der
auf gegebene Zeichen losbrechen sollte,
ohne daß die übrigens sehr wachsamen
Behörden auch nur die leiseste Ahnung
davon hatten, vorbereitet. Kaum dürste die Geschichte ein zweites Volksgeheimniß
wie die Vorbereitung des Tirolersturms
im Jahre 1809 aufzuweisen haben. Mit
einer, Villach vom 8. April 4809 datirten,
von Erzherzog Johann erlassenen, von
Feldmarschall ' Lieutenant Chasteller
und Freiherrn Hormayr mitgezeichneten
Proclamation an die Tiroler und mit
einem Aufrufe zur allgemeinen Erhebung,
den Ioh. von Kolb bereits am 13. öffent-
lich austheilte und welchem in den
kürzesten Zeiträumen ähnliche Actenstücke
folgten, begann der allgemeine Land.
stürm. Da war es Ho fers Ehefrau,
Anna, welche die ersten Späne in dm
tosenden Pafseierbach warf. dessen Wellen
sie in die Etsch trieben, um den anderen
Thalern ^u verkünden, daß Alles vor.
bereitet sei. Die Pusterthaler und unter
diesen die Bewohner von Bruneck er»
öffneten den Reigen. Am 8. April
betrat das österreichische 8. Armeccorps
unter Feldmarschall'Lieutenant Chastel«
ler bei Lienz den tirolischen Boden und
am 10. April 7 ^ Uhr Früh stellten sich
die Bauern von Pflaurenz, St. Martin
und den benachbarten Ortschaften den
Bayern entgegen, welche an der Rienz»
brücke bei St. Lormzen sich aufgestellt
hatten und Anstalten trafen, die Brücke
abzubrennen. Aber der sich von Minute
zu Minute mehrende bewaffnete Volks-
Haufe, das von St. Lorenzen herüber-
tönende Grabgeläute, schüchterte die
bayerischen Truppen derart ein, daß sie
sich, von den Bauern verfolgt, ohne
Widerstand zurückzogen und so das un»
gehinderte Vorrücken der Oesterreicher
erleichterten, die nun auch unter allge-
meinem Jubel am 12. April ihren Einzug
in Bruneck hielten. Auch im Innthale
warm bereits am 10. April Laufzettel an
alle Gemeindevorsteher und Gerichts«
anwalte herum verschickt worden, welche
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon