Seite - 139 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hibler-Hysel, Band 9
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Hofer 139 Sofer
der seine besondere Verehrung gewidmet
war, seine tiefgefühlte Andacht verrichtete.
Wo sich sein schlichter Verstand in beson
ders verwickelten Fällen nicht sogleich zu
rathen wußte, half er sich mit dem Be-
scheide: „Vertrauen wir auf Gott und es
wird Alles gut gehen". Die Wachposten
in und vor der Burg wurden von
Paffeirern versehen, welche Stühle zur
Seite hatten, um sich, wenn sie des
Stehens müde waren, zu setzen. Während
dieser Zeit prägte Hofer in der ehe«
maligen Münzstätte zu Hall auch Münzen
aus Kupfer und Silber, jene zu einem,
diese zu zwanzig Kreuzern nach dem Con-
ventionsfuße mit dem Tiroleradler und
der Umschrift: „Gefürstete Grafschaft
Tirol 1809" und auf der Kehrseite mit
der Anzeige des Werthes. Der aus«
dauernde Muth der Tiroler erweckte allge»
meine Bewunderung. Der Kaiser hatte
beschlossen, Hofers Treue und Festigkeit
zu belohnen und die beiden Landes»
schützen-Majors Sieberer und Eisen-
stecken, welche beim Abzüge der öfter»
reichischen Armee derselben gefolgt waren,
brachten von dem kaiserlichen Hoflager in
Comorn für Hofer die große goldene
Medaille sammt Kette und 3000 Stück
Ducaten zu Vertheidigungszwecken mit.
Nachdem sie mit großen Beschwerden und
Gefahren die vom Feinde überschwemmten
Länder durchwandert und endlich auf Um»
wegen nach Tirol gekommen und am
29. September in Innsbruck angelangt
waren, übergaben sie H. das Zeichen
kaiserlicher Huld, dessen feierliche lleber-
gabe am 4. October sich zu einem wahren
Volksfest gestaltet hatte. Diese Belohnung
H ofe r's hatte auch ihre politische Bedeu»
tung, es war dieser Act kaiserlicher Huld
als Beweis anzusehen, daß Oesterreich
dessen Interimsregierung gut geheißen
und legitimirt habe. Aber diesem Tage des Glückes folgten alsbald die fürchter-
lichen französischen Dragonaden. Schon
in der zweiten Hälfte des Monats Octo«
ber rückte ein großes bayerisches Armee«
corps in Tirol ein. Der schimpfliche
Friede zu Wien (14. October 1809) war
geschlossen und Tirol für Oesterreich ver«
loren. So viel Blut um diesen Preis!
Die Gemüther befanden sich in der hoch»
stm Aufregung und der geschlossene
Friede war nicht im Stande dieselben zu
beruhigen, um so weniger, als fanatische
Rathgeber überall heimlich die Flammen
schürten. I n Folge dessen kam es, unge-
achtet des ofsiciell angekündigten Friedens,
zu
stürmischen Auftritten, blutigen Gefech»
ten, bei deren einem am Berge Isel (4< No«
vember) Hofer unterlag. Französische
und bayerische Truppen drückten nun das
arme Tirol nieder, die dumpfe Stille mt»
setzlichen Jammers wurde nur durch die
Füsilladen unterbrochen, welche die fran»
zösischen Generale Broussi er im Pufter«
thale und Severoli in Briren vor«
nehmen ließen. Hofer, nachdem daS
fanatisirte Volk sich nicht bestimmen
lassen wollte, die Waffen niedetzulegen,
wurde von demselben mitgerissen und er-
ließ einen Aufruf aus Passeier, datirt vom
43. November, worin er von neuem die
Pafseirer auffordert, zu den Waffen zu
greifen. GeneralB a raguay d'H i l l iers
forderteH ofer schriftlich auf. die Paffeirer
zur Niederlegung der Waffen zu bereden
und wollte Hofer für den Friedensbruch
beim Vicekönige Verzeihung erwirken.
Es war Alles vergebens und schon auf
Hofer's Kopf ein bedeutender Preis ge»
setzt. Dieser mußte nun ein Versteck suchen,
da der Feind das 3and überschwemmte
und er nirgends mehr sicher
war; er fand
ein solches auf der höchsten Alpe ober
Brantoch, wo er sich von seinem
Schreiber Cajetan Sweth begleitet in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon