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Hoftr
im Jahre 180Z einen langen schwarzen Bart,
der ihm viel Ehrwürdigkeit verlieh. Sein
Gang war gemessen und würdevoll, seine
Stimme weich und hell, sein Auge voll
Friede und Heiterkeit, sein ganzes äußeres
Wesen harmonisch und einnehmend. Er klei-
dete sich nach der Tracht des Heimatthales.
Eine grüne Jacke, ein rother Brustfleck, ein
schwarzer Ledergurt mit den Anfangsbuch'
staben seines Namens, schaflederne schwarze
Hosen, ein schwarzer Seidenflor um den
Hemdekragen, ein schwarzer breitkrämpiger
Hut, auf der Seite aufgestülpt, mit dem
Bildnisse der Mutter Gottes. Blumen und
Wildfedern geziert, blaue Strümpfe und weit
ausgeschnittene Schuhe waren im späteren
Alter seine Kleidungsstücke. Trotz dem tüch-
tigen Korne in seiner männlichen Gestalt,
hatte sein Charakter doch eine ungemeine.
den Pafseirrrn eigene Weichheit und Zartheit,
die sich in den kleinsten Zügen seines Thuns
und Lasscns offenbarte. Wie die Passeircr
überhaupt, legte er kein Gewicht auf leib'
lichc Bequemlichkeit in Lager und Hausrath,
selbst wo er es besser haben konnte. Als er
einst auf einer Marktreisc in ein vollgefülltes
Wirthshaus kam, wollte man ihm vor an-
dern ein Bett geben, aber er schlug es aus
mit den Worten: die Betten könnt's für
andere brauchen, an mir ist nichts gelegen!
und legte sich im Stalle auf das Stroh. I n
jüngeren Jahren machte er nicht ungern den
Nobler, besonders auf den Märkten zu Latsch,
um seine Körperkraft zu zeigen und seine ge-
drungene Leibesgestalt trug über die größten
Bauern den Sieg davon. Er zeigte in sol«
chen Fällen eine bemerkenswerthe Bescheiden-
heit. Auf sich bezog er nichts, meinte aber, für
Passeier müßte man's, wagen und aufneh»
men. Der Besiegte mußte mit ihm essen und
trinken. Bei sehr geringer Bildung zeigte er
doch überall Verstand und Urtheil, eine Art
Bauerninstinkt, wie er in Passeier und im
Burggraftnamt von Tirol häufig zu Tage
tritt und im ersten Angriffe die Dinge rich
tiger auffaßt, als der lang überlegende
Grübler. Sein Mutterwitz ließ bei keiner
Gelegenheit lange auf sich warten, und war
eben so treffend als gutmüthig. I n kirchlichen
Dingen hielt er sich gerne nach St. Martin,
obgleich er nach St. Leonhard eingepfarrt
war. Seine Frömmigkeit wurzelte in einem
gläubigen Gemüthe, das alle Grübelei aus>
schloß, und das Gefühl des allgegenwärtigen
Gottes begleitete ihn überall. Es machte ihn froh. duldsam, mitleidig gegen alle Menschen.
Kopfhängerei und Bekrittelung der Sitten
anderer verachtete er. Der Kirche als solcher
anzuhängen, war ihm Bedürfniß. Geistliche,
die in ihrem Berufe thätig waren, standen
bei ihm in hohen Ehren. Einmischung in
weltliche Angelegenheiten fand er an ihnen
tadelnswerth, aber selbst sein Tadel war
stets von einem Hauche tiefer Ehrfurcht
für's Priesterthum durchdrungen. Seine
Stimmung zu den Verhältnissen einer außer« '
ordentlichen Zeit, die reich war an Er-
schütterungen aller Art, war durch seine rett«
giösen Ueberzeugungen bedingt. — — —
— — — A. H. zeichnete sich bei diesen
Nebungen vorzüglich aus. Er ermähnte in
seiner schlichten Art seine Betgenossen ftomm
zu leben, damit Gott die alte Religion und
die Bruderliebe im Lande erhalten wolle." —
Sormayr über Soser. Eine Stelle Hor»
m a y r's über Hofer lautet' folgendermaßen.-
„Den Sandwirth Hofer behalte ich stets bei
mir, nebst einigen Batter ien vom
bestenrothenWein undHoffmann'schen
Tropfen, die er jüngst an meinem Bette
fand und zeither in sich hineinschlingt wie ein
Schwamm. Ein von so vielen Leidenschaften
und Kräften bewegtes Schiff — Tirol — möchte
der Teufel vor dem Umschlagen hüten. Daist
es nöthig, schrecklich viel Ballast einzuladen;
das glaube ich vielleicht erreicht zu haben,
indem ich Alles aufbot, den möglichsten Nim»
bus zu verbreiten um Hofer, dessen Ehrlich»
keit, Frömmigkeit, Geistesbeschränktheit und
Körperträgheit ihn unübertrefflich qualisicirt
für den Platz, den er mehr und mehr aus»
füllen soll. War doch auch für die Portugie«
sen ihr hölzerner Generalissimus M. Anton
von Padua von großem Nutzen." ^Taschen-
buch für vaterländische Geschichte 1840,
S. 39.^ — Soser's Düchse. Volks» und
Schützen-Zeitung 1862, Nr. 13: „Die
Schenkung dei Büchse Hofer's durch Ernst
Herzog von Sachsen-Coburg an das
Tiroler Landesmuseum." ^Hofer's Büchse
wurde von Sr. Majestät dem Kaiser Franz
einem Fürsten von Hildburghausen zum
Geschenke gemacht. Von diesem kam sie durch
Erbschaft an den Herzog Ernst von Co«
bürg, in dessen berühmter Gewehrsammlung
sie einen Schatz bildete. Mit einem Schreiben
des Herzogs äo äato Gotha 18. März 1862
verehrte derselbe dieses für Tirol so interest
sante Waffenstück dem Innsbrucker Landes'
museum. Nachgedruckt im „Fremdenblatt
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon