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1862, Nr. 37.) — Soser-Stistung (Lehen).
Um das Andenken des Helden zu ehren,
wurde seine Realität in Passeier von Seiner
Majestät dem Kaiser Ferdinand I. erkauft,
in ein landesfürstliches Lehen umgestaltet,
für immerwährende Zeiten mit dem Namen
„Hofers Sandhof" bezeichnet und angeordnet,
daß sein Besitzer immer den Namen Hofer
führe. ^Allgemeine Zeitung 1838. außer»
ordentliche Beilage. Nr. 47! und 472: „Kai«
ser Ferdinand zu Hofers Gedächtniß".) —
Noch ein Soser mit einem langen Darte.
Interessant dürfte es sein zu erfahren, daß
schon vor drei Jahrhunderten ein Mann Na«
mens Hofer (Franz Hofer) in Wien durch
seinen ungeheuren Bart Aufsehen erregte. Er
war ein Breslauer Bürger und Weißgärber
seines Zeichens. Er besaß einen sechs Fuß
langen Bart, an Schwärze und Glanz der
Seide gleich. Als Kaiser Kar l V. Kunde
erhielt von diesem Hofer mit dem schönen
Barte, ließ er ihn nach Wien kommen, 1354,
wo seine Erscheinung die ganze Bevölkerung
in fröhlichen Aufruhr versetzte. Zeitgenös»
fische Poeten brachten die Bartgeschichte
in Reime. Vor einer zahlreichen Hofver»
sammlung ließ der Kaiser Hofer sich vor-
stellen. Nachdem er denselben bewundert, ge»
stattete er dem Bartträger sich eine Gnade
zu erbitten. Hofer that es in folgender
Weise: „Großer Kaiser! Ihr seht, ich bin schon
alt und lebenssatt. Auf dieser Welt bedarf
ich nichts und in jener ist hoffentlich schon
für mich gesorgt. Wollt Ihr mir aber eine
Gnade erweisen, so verordnet, daß, wenn
über kurz oder lang mein letztes Stündlein
geschlagen hat, der ganze Magistrat von
Breslau mich zu Grabe geleite, mein Bart
aber unverletzt meiner Leiche verbleibe." Wie
Hofer gewünscht, so geschah es. Er starb
1588. Sein Grabmal wird noch heute in der
Kirche St. Barbara in Breslau gezeigt.
^Danziger-Dampfboot für Geist, Hu«
mor u. s. w. 1836, Nr. 87, S. 422: „Der
Mann mit dem Riesenbarte".)
VII. Andreas Soser's Familie und Nachkam-
men. Hofer war mit Anna Ladurner s^iehe
die Biographie Hofer's) vermalt, welche ihren
Gatten um viele Jahre überlebte. Ihre vier
Töchter, von denen drei an wackere Passeirer
verheirathet waren, starben alle vor der Mut-
ter, und Hofer's einziger Sohn, Johann,
eine biedere Tirolerseele, der den armen Tiro-
lern in Wien bei Lebzeiten manche Hilfe ge.
leistet und seiner Herzensgüte wegen allgemein geliebt und gekannt war, starb, 60 Jahre
alt, im April 1855 in Wien als k. k. Tabak»
Hauptverleger. Ueber zwei Töchter Hofer's,
nämlich die an Andree Erb verheirathete,
welche des Tiroler Helden Wirthschaft in
Passeier später fortführte, und bei der auch
Hofer's Frau Anna lebte, wie über eine
zweite unverheirathet gebliebene, berichtet aus-
führlicher das Werk: „Reise durch Tirol und
Salzburg nach Italien" (Düsseldorf 1840,
I . H. C. Schreiner, 8«.), aus welchem die,
die H o fer'schen Kinder betreffenden Stellen
in Groß > Hoffinger's „Adler" 184l,
S. 393. in der von Dr. Laster redigirten,
zu Danzig ausgegebenen „Schaluppe zum
Dampfboot" 1841, Nr. 109 und im „Gesell«
schafter von Gubitz 1841, S. 368, mehr oder
weniger vollständig mitgetheilt wurden. An»
dreas Erb starb im Jänner 1860, indem
er schon 4809 als junger Schütze, 1848 als
Ofsicier und 1859 als Veteran und Fähnrich
mit den Passeirer Schützen in's Feld gezogen
war. Von Hofer's Enkelinen leben zur
Zeit nur zwei, Karol ina, vermalt mit Ale-
.rander Ritter von 5eifried, k. k. Staatsbeani«
ter, der sich auch als geschickter Dilettant in
der Malerkunst bekannt gemacht hat, und
Adele, noch unvermält, zur Zeit (1862)
20Jahre alt. VonH o fer's Enkeln starben zwei
den Tod auf dem Felde der Ehre. Joseph, des
oberwähnten Tabakhauptverlegers Sohn, war
Lieutenant in der in Oesterreichs Kriegsge»
schichte glanzvoll dastehenden 22. Compagnie
des Kaiserjäger-Regiments. Er fand den Tod
zu Goi to, unweit Mantua, am 8. April
1848, indem er nach tapferem Widerstände
zugleich mit seinem Hauptmanne Knecich
siel. Radetzky in seinem Bulletin über die
Schlacht von Goito schreibt: „Auch ein Enkel
Hofer's ist unter den gefallenen Helden; nie
wird diese Familie entarten." Sein Oberst
rief bei der Nachricht von seinem Tode: „Ich
habe einen meiner besten Ofsiciere verloren".
Se. Majestät geruhten anzubefehlen, daß die
Gebeine des jungen Helden neben denen
seines Vaters in der Hofkirche zu Innsbruck,
diesem tirolischen Pantheon, beigesetzt wer«
den. Joseph's Bruder, Johann, welcher
gleichfalls in der 22. Iäger«Compagnie diente,
gerieth mit dem Reste von 33 Anderen am
oberwähnten 8. April 1848 in piemontesische
Gefangenschaft, aus welcher er endlich nach
vielen Leiden und Gefahren ausgelöst wurde,
später machte er als Kaiserjäger-Lieutenant
den Feldzug in Ungarn mit. Zur Zeit ist
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon