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Soffbauer Hoffbauer
derselben (4783). Die Theologie dort
studirend, faßte H. bald den Gedanken,
diese Kongregation nach Deutschland zu
verpflanzen. Nach beendeter Theologie
und erhaltenen h. Weihen begab sich H.
mit Hübel zunächst nach Wien, um dort
seine Absicht zu verwirklichen (1785).
Ueber Oesterreich war eben die Zeit der
Klosteraufhebung hereingebrochen und
bald überzeugten sich die beiden Gefahv
ten, daß dieß nicht der Boden sei für die
Verwirklichung ihrer Absichten. Sie
wanderten also — indem sich ihnen noch
der bereits erwähnte Kunzmann als
Laienbruder anschloß — nach Polen.
Dort fanden sie eine gastliche Aufnahme
und wurde ihnen bald von den 466 Kir-
chen Warschau's jene des h. Benno in
der Neustadt angewiesen. Nun entfaltete
H. mit seinen Gefährten eine energische
Thätigkeit, in welcher er durch die Gunst
des Königs Stan is laus I I . (Ponia>
towski) wesentlich gefördert wurde. Alle
Hindernisse besiegend, begann die Con»
gregation sich zu mehren und in wenigen
Jahren zählte sie in einem Hospiz und
mehreren Missionsstationen 32 Mitglieder.
I n diese Zeit fällt ein Vorfall aus Hoff.
b auer'S Leben, der helles Licht verbrei«
tet über die Charaktergröße und sittliche
Stärke dieses merkwürdigen Mannes
H. pflegte für die Armen in Person zu
sammeln. Einst in einer Gaststube sprach
er einen Mann um eine Gabe an, der
ihm diese nicht nur mit den rohesten
Worten verweigerte, sondern dem stehen«
den Priester noch in's Gesicht spuckte.
Hoffbauer wischte schweigend das Ge«
ficht ab und sprach dann ruhig zu dem
Beleidiger: „Das war für mich, jetzt
geben Sie mir aber auch etwas für meine
Armen". Die Bennoniten, wie die Con»
gregation in Warschau genannt wurde,
dehnten ihre Wirksamkeit immer weiter aus; bald stifteten sie eine Bruderschaft«
zu Ehren des h. Joseph, die Frohnleich.
namsprocession wurde mit großer Pracht
begangen, Misstonen und Exercitien ge.
halten, ein eigenes Schulhaus, worin
arme Knaben unentgeltlich Unterricht
erhielten, wurde gestiftet, Bekehrungen
von Protestanten und Juden mehrten sich
von Tag zu Tag und der Ruf dieser
großartigen Wirksamkeit drang über die
Alpen. Schon im Jahre 1792 war H.
zum Generalvicar jenseits der Alpen
ernannt worden, indem er viel früher
noch (4783) die Vollmacht erhalten hatte,
Collegien zu errichten, zu organisiren und
Novizen aufzunehmen. So stiftete er an
der Schweizergrenze nächst Instetten
auf einer Anhöhe, Berg Tabor genannt,
das erste Ordenshaus in Deutschland;
auch ein Ruf aus Tryberg im Schwarz«
walde erging an ihn, dem er folgte, aber
durch die um
sich
greifenden Illuminaten
von dort vertrieben, gründete er in
Lobenhausen, welches ihm Graf Fugger
angewiesen hatte, eine neue Niederlassung.
AlS H. 1803 nach Warschau zurückgekehrt
war, hatte sich dort die Sachlage schr
geändert, die Congregation zählte bereits
viele Feinde, die noch mächtiger wur»
den, nachdemHübel gestorben (4. Juli
1807), der in Warschau im hohen An-
sehen stand und manches Gewitter, wel»
cheS die Bennoniten bedrohte, bereits
beschworen hatte. Die Ausweisung der
Congregation wurde von der Negierung
beschlossen, alle Mitglieder eines TageS
aufgehoben und unter starker Bedeckung
über die Grenze gebracht. Kaum die
Reliquien und einiges Kirchengeräthe
konnte von den Vätern gerettet werden.
Sie wurden alle nach Küstrin gebracht,
dort einige Wochen in anständiger Haft
gehalten, worauf sie Pässe erhielten und
jeder in seine Heimat abreiste; Hoff»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon