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HoAmann 162 Hoffmaun
hardy's, eines bankerotten Kaffeefieders
und nachmaligen Polizeicommissärs, jenes
Spionir« und Denunciationstalent aus,
welches in der Folge seinen Namen der
allgemeinen Verachtung preisgab. Als
die Deutschen in Pesth von den Ungarn
verjagt wurden (1790), kamen die beiden
Freunde Gott ha rdy und Hoffmann
nach Wien, und nun beginnt jene Periode
in H offm ann's Leben, welche schon von
seinen Zeitgenossen Alr inger und Hu-
ber schonungslos und mit Recht öffentlich
gebrandmarkt wurde ftergl. die Quellens
Uebrigens verhalf ihm seine Dienstfertig'
keit zu einem Amte, er wurde Professor
der deutschen Sprache, des Geschäftsstyls
und der praktischen Beredsamkeit an der
Wiener Universität und k. k. Rath.
Sein Hauptgeschäft aber war Spionage
und Denunciation. Der in Paris in der
ersten Revolution entstandene Clubb der
Iacobiner, so genannt von dem Kloster
der Iacobinermönche, wo er
stch versam»
melte, galt bald als eine Gesellschaft, die
über ganz Europa ihre Filialen erstreckte.
Die von Tag zu Tag sich mehrende
Zahl von Illuminaten, Freimaurern und
Rosenkreuzern steigerte diesen Verdacht
und jeder von den Genannten galt als
Iacobiner. Hoffmann, selbst Mitglied
der letztgenannten Vereine, hatte also eine
reiche Ernte vor sich; da er leider hohen
Orts Gehör fand, leistete er Außerordent«
licheS und machte viele Menschen unglück»
lich. Zu gleicher Zeit wollte er sich als
Publizist bemerkbar machen und veröffent»
lichte die beiden Staatsschriften: „Babel"
und „Ninive", ohne jedoch den Ungarn
gegenüber, gegen welche dieselben gerichtet
waren, irgend einen Erfolg zu erzielen.
EineS ehrlichen Wollens, der Festigkeit
und des Muthes von Seite der Regierung
bedürfte es einem solchen Volke gegen»
über und nicht der politischen Radomon»! taden eines Abenteurers, der längst aller
Achtung baar, feil für jede Summe und
überdieß ohne Geist war. War H. als
Publizist lächerlich geworden, so wurde
er als Denunciant fürchterlich und um so
gefürchteter als er Vertrauen fand. Die
rechtschaffensten, verdienstvollsten Männer
erduldeten die empörendsten Verationen
und erst ein fast geringfügiger Umstand
brach seine gefährliche Macht. Franz
Xaver Hub er entwarf den Plan zu
einem Tageblatte, betitelt: „Das poli»
tische Sieb". Es sollten darin alle öffent-
lichen Beamten, die entweder nachlässig
oder parteiisch verfuhren, alle Thorheiten
des Adels, kurz alle Uebelstände gerügt,
figürlich gesiebt werden. Dieser Plan
gefiel höchsten Ortes sehr und fand die
kräftigste Unterstützung. Durch dieses
Blatt kam Huber in jene Kreise, in
welchen Hoffmann bisher allmächtig
gewesen, und hatte Gelegenheit, die ver>
brecherischen Verleumdungen des Spions
bloszulegen, was er endlich auch öffent»
lich in der Schrift that: „Kann ein
Schriftsteller wie Professor Hoffmann
Einfluß auf die Stimmung der Völker
und die Denkart ihrer Fürsten haben?"
Aber diese Schrift Huber's, obgleich
sozusagen auf höchsten Befehl verfaßt,
bereitete ihrem Verfasser selbst nicht
geringe Unannehmlichkeiten, die eine
schlimme Wendung nehmen konnten,
wenn nicht der Eintritt großer Ereignisse
der ganzen Sache wie allen Verhältnissen
einen Umschwung gegeben hätte. Der
plötzlich eingetretene Tod des Kaisers
Leopold machte bei der damaligen
politischen Weltlage nicht geringe Sen«
sation. Hoffmann, der schon früher
mehrere Beweise Allerhöchster Ungnade
erfahren hatte, dessen Lehrfahigkeit man,
nach erstatteten Berichten und nicht ohne
Grund bezweifelte, wurde 1792 seines
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon