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Hohenmarth 208 Hohenmarth
h, Sigismund Anton Graf
von lFürsterzbischof von Wien. geb.
zuGerlachstein in Kram 2. Mai 1730,
gest. zu Wien 30. Juni 1820). Wurde
im elterlichen Hause unter der Leitung
seines Vaws Franz Karl (geb. !691,
gest. 1772) erzogen. 56 Jahre alt, trat
er 1746 in den Orden der Gesellschaft
Jesu in Laibach und ging noch im näm»
lichen Jahre in das Noviziat nach Wien,
wo er die Bekanntschaft des als Dichter
berühmt gewordenen Michael Denis
s^. d. Bd. III, S. 238^> machte. Bald
umschlang beide das innigste Band der
vertrautesten Freundschaft, die nur mit
Denis' Tode endete. Im Jahre 1749
kam Hohenwarth in das Ordens'
haus der Jesuiten nack Gratz, wo er
die philosophischen Studien bis 1731
betrieb. In den Jahren 1732—1733
lehrte er in den Grammatikalclajsen zu
Trieft, und l7K'4 zu Laibach in den Hu«
manitätsclassen Poesie und Beredsamkeit.
Vom Jahre 1738—1738 studirte er die
Theologie im Ordenshause zu Gratz,
1739 erhielt er die h. Priesterweihe und
hielt im nämlichen Jahre zu Laibach seine
Primiz. Im Jahre 1760 ward er als
Seelsorger in eine der beschwerlichsten
und gebirgigsten Gegenden des Her«
zogthums Steiermark gesendet. Sein
Wunsch, als Missionär nach Indien zu
reisen, wurde ihm von seinen Vorgesetzten
nicht bewilligt, er sollte fich ganz der
Wissenschaft widmen; er wählte nun
Botanik zu feinem Lieblingsstudium, ver«
legte sich
aber nebstbei auf Gesckichte und
Alterthumskunde. Im Jahre 176 l wurde
er Präfcct in der k. k. Theresianischen
Akademie, wo er im freundschaftlich ver-
trauten Umgänge mit Liesganig, Hell
^Nd. VIII, S. 262). Eckhell ^Nd. III,
S. 423^ und Neumann für die Ge<
schichte und Altcrthumskunde eine beson- dere Vorliebe gewann und sich in diesem
gelehrten Kreise eine vielseitige wissen-
schaftliche Bildung erwarb. Bald darauf
erhielt er, nachdem er das vierte Ordens-
gelübde abgelegt hatte, die Lehrkanzel der
Universalgeschichte in eben derselben Aka«
demie. Noch vor der Auflösung des
Jesuitenordens wurde er zum Regens
des nordischen Stiftes zu Linz ernannt
und behielt auch spater die Oberleitung
dieses Vereins. Zu eben dieser Zeit er.
nannte ihn auch Kaiserin Mar ia
Theresia zum Lehrer der Religion
und Geschichte für die vier ältesten Prin^
zen des Großherzogs von Toscana.
H. begab sich
daher im Jahre 1778 nach
Florenz, um sein ehrenvolles Amt anzw
treten. Wohlthätig war H.'S Aufenthalt
zu Florenz für deutsche Gelehrte und
Künstler. Von hier eröffnete und unter«
hielt er einen lebhaften Briefwechsel mit
den größten Gelehrten deutscher Muse,
mit Herder, Becker, Fischer, Hir-
zel, Schäfer u.s. w. Zu Florenz schloß
Hohenwarth mit den Gelehrten Cava»
liereFontana, demDirectorFabron i,
dem Antiquar Lanzi und dem Domherrn
Zucchini Freundschaft. In Florenz ent-
wickelte
sich,
wahrend eineS zwölfjährigen
Aufenthaltes, die schönste Epoche seines
Lebens. Als der Großherzog Leopold
sich nach Wien begab, folgte H. ebenfalls
dahin nach. Hier, wo ihm die Quellen
des geheimen Hof« und Hausarchivs offen
standen, war er bemüht, die Geschichte
des Hauses Lothringen weiter zu fördern.
Die Stunden der Muße und Erholung
verlebte er in Gesellschaft seiner gelehrten
Freunde Born, Denis, Iacquin,
Schmidt, des Geschichtschreibers der
Deutschen. Kerens und Hofstädter.
Im Jahre 1792 erfolgte seine Ernennung
als Bischof zu Trieft. Mit gewohnter
Gewissenhaftigkeit. Umsicht und Strenge
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon