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278 Dörmayr
kennen gelernt, in seine Dienste. Zwei
Berufungen Bayerns hatte H. bereits
abgelehnt, eine neue aber, September
1828, in Würdigung der mit jedem Tage
mehr verkümmernden geistigen Zustände
im Vaterlande, voll Hoffnungen für
Deutschlands intellectuellen und materiel»
len Aufschwung, welche damals der junge,
geistig hochbegabte Fürst Bayerns in H.
erweckte, übrigens ohne mindesten Vor-
theil in Rang und Bezügen, angenom-
men. Hormayr gibt eine ausführliche
rechtfertigende Darstellung dieses seines
Mebertrittes im 2. Bande seiner „Ane-
lmonen". Durch ein Schreiben des Staats-
jkanzlers Fürsten Metternich vom
22. October 1828 erhielt H. seine ehren-
volle Entlassung und legte am 1. No»
vember d. I . den Eid der Treue ab in
die Hände des kön^ bayerischen Ministers
Grafen von Armannsberg als könig-
lich bayerischer wirklich geheimer Rath
und Kammerherr, Ministerialrath im
Ministerium des Aeußern und des könig»
lichen Hauses, in welchem er die Thron»
lehen, die kirchlichen Angelegenheiten und
die römische Korrespondenz zugewiesen
erhielt und zugleich in jenem des
Innern, wo das Archivswesen, die Er«
Haltung alterthümlicher Kunstwerke und
geschichtlicher Ueberreste, die Museen,
Antiquarien und topographisch - histori»
schen Kreiskarten in den Bereich seiner
Amtswirksamkeit gehörten. Am 2. April
1832 wurde H. bei den damaligen
Bestrebungen nach einem mitteldeutschen
Handels» und Zollvereine und der in
Folge dessen geschehenen Sendung des
Grafen Ludwig Kielmansegge von
Hannover nach München, als bayerischer
Ministerresident an den königlich groß
britannisch, hannoverischen Hof gesendet
und überreichte sein Creditive an W
Helm IV. am 7. September 1832 dem Vicekönige Herzog von Cambridge.
I n Hannover mit dem Staatsminister
Grafen von Münster und dem Feld»
eugmeister und Chef der Artillerie und
des Geniecorps Friedrich Grafen von
der Decken enge verbündet, HalfHor.
mayr Letzterem den historischen Verein
für Niedersachsen stiften, Mai 1835, und
ihn mit allen süd» und mitteldeutschen
Vereinen in Verkehr und alle diese zu
regelmäßigem jährlichen Austausch ihrer
Entdeckungen und ihrer Rechenschafts-
berichte bringen, wodurch unmerklich, aber
um so inniger, die lange unterdrückte An»
näherung der verschiedenen deutschen
Stämme zu Stande kam und jenes
Bewußtsein der Zusammengehörigkeit
geweckt wurde, welches eben im Jahre
1862 in der Fichtefeier, im Frankfurter
Schützen», im Münchener Turnfeste, im
deutschen Iuristentage, bei dem Salz-
burger Künstlerfeste und der Karlsbader
Naturforscher-Versammlung zum schönsten
Ausdrucke gelangte. I m Jahre 1839
kam H. als Ministerrestdent bei den
Hansestädten nach Bremen, wo er bis
1846 verblieb, in welchem Jahre er nach
München zurückberufen wurde, um die
Direction des Reichsarchives zu über-
nehmen. Zwei Jahre später starb er im
Alter von 67 Jahren. Diese nicht eben
eintönige, aber auch nicht sehr wechselvolle
Beamtenlaufbahn durchschlingt aber ein
reiches Leben von tausend und tausend
Interessen und Bestrebungen, Anläufen
und vollbrachten Unternehmungen, welche
einerseits in einer großartigen literarischen
Thätigkeit ^siehe: I. Hormayr's litera»
rische Arbeiten^ zum Ausdrucke kamen,
andererseits sich in den politischen
Kämpfen jener Jahre, in welche H.'s erste
zwei Decennien seiner amtlichen Laufbahn
fallen, bemerkbar machte. Schon im De«
cember 1803 begleitete H. den Fürsten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon