Seite - 303 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hibler-Hysel, Band 9
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Sornbostel 301 Hornboftel.
wie es noch keinem Minister in erheben«
derer Weise geworden. Als nämlich die
Nachricht von der gräßlichen Ermordung
Iatour 's in der Versammlung laut
wurde und mehrere Mitglieder ihren
Abscheu über diese ruchlose That in kräf.
tigen Worten kund gaben, verlangte
auch H. nach Bor rösch zu sprechen:
„Meine Herren", begann er, „ich will
sprechen, aber nicht als Minister; ich bin
auch nicht Abgeordneter, aber ich bin
ein Wiener..." Da siel der Abgeord»
nete Löhn er dem Sprecher mit den
Worten in die Rede: „Und ein ehr-
licher Mann" . Diese Worte wurden
nun von allgemeinem, stürmischen, lang
anhaltenden Beifall begleitet' erst nach
geraumer Zeit konnte H. mit bewegter
Stimme der Versammlung das Schicksal
seiner Vaterstadt Wien an's Herz legen
und bitten, jene Anstalten zu treffen,
welche ferneres Unheil verhüten sollten.
In der Sitzung vom 8. October wurde
H. durch ein an ihn gerichtetes kais. Hand»
billet aufgefordert, sich zur Gegenzeich'
nung der von Sr. Majestät dem Kaiser
zu erlassenden Verfügungen in das Hof'
lager zu begeben, welchem Befehle H.
auch nachkam. Zwei Tage später, am
!0. October, sandte er von Haders»
dorf am Kamp, nachdem es ihm
nicht gelungen war. mit seinen Ver»
mittlungsanträgen, die rein versöhnlicher
Natur waren, höchsten Orts durchzu»
dringen, die Nachricht ein, das; er um
die Enthebung von seinem Ministeramte
angesucht habe. Die Enthebung war nie
durch ein Acienstück erfolgt, aberH. hatte
sich als enthoben angesehen und sein Amt
nicht weiter ausgeübt. I n der 59. (oder
37. Kremsierer) Sitzung. 14. Februar
1849. trat H. als neu gewählter Abge-
ordneter für Reichenberg in den Reichs»
tag und wurde sein Erscheinen mit großem Beifalle begrüßt. Am 7. März wurde
jedoch der Reichstag aufgelöst. Was
seine Thätigkeit als Industrieller betrifft,
so gibt über die Art derselben, die durch
Wahlacte oder Berufung von Seite der
Regierung erfolgte Betheiligung H.'s
von 4846 an bis zur Gegenwart an allen
wichtigen Anlassen den besten Aufschluß.
Oeffentlich anerkannt sind seine Verdienste
um die Hebung der Leinen-Industrie im
Kaiserstaate, wie denn auch seine jähre»
lange Thätigkeit im niederösterreichischen
Gewerbevereine bei Niederlegung seiner
Stelle als dessen Präsident den Anlaß
gab zu einer im hohen Grade ehrenvollen
Kundgebung, welche in der December»
Sitzung 5883 statt hatte. In derselben
wurde nämlich beschlossen, in Würdigung
der Verdienste H.'S zu seinem bleibenden
Gedächtnisse dessen Büste !n Bronceguß
im Sitzungssaale des Vereins aufzustel«
len, welche Aufstellung auch in feierlicher
Weise im October !833 erfolgte. Auch
wurde ihm bei Abgabe seiner Stelle
als Handelskammer>Präsident eine reich
und künstlerisch ausgeführte Anecken-
nungsadreffe überreicht; ferner ihm von
den Mitgliedern des Wiener Gewerbe«
Vereins ein kunstvoll gearbeiteter, auf
das sinnigste verzierter Ehrenpokal aus
Silber überreicht. Als Mitglied der Jury
auf den Ausstellungen in Mainz. Berlin,
London, München und Paris wurden
ihm mannigfache Beweise der Anerken-
nung gegeben, u. A. in Berlin 1844 ihm
als Aussteller der rothe Adler-Orden
4. Classe, und in Paris 1838 als Mitglied
der Jury das Officierskreuz der Ehren-
legion verliehen. Als Mitglied der evan-
gelischen Gemeinde in Wien ist er seit
1849 Dirigent des Vorstehercollegiums
und vertritt als solcher seine Glaubens»
genoffen in ihren Gemeindeangelegen»
heiten mit Vifer und Freimuth, Hai.' zum
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon