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Horowitz 306
eine Erziehungsanstalt für israelitische
Knaben zu errichten; aber in der Besorg»
niß, von den Orthodoxen seines Glaubens
Verfolgungen zu erfahren, änderte er sein
Vorhaben und begründete zu Preßburg
eine Bildungsschule für israelitische Töch«
ter. An dieser Anstalt wirkte H. alsDiri-
gent und Katechet ununterbrochen bis
zum Jahre 4848. in welchem er aus-
geplündert und das israelitische Schul-
gebäude demolirt wurde. Während der
allgemeinen Plünderung floh H. nach
Wien und da sich ihm für den ersten
Augenblick wenig Aussichten für ein Unter-
kommen darboten, ging er nach Padua,
wo er in einem angesehenen Hause die
Erziehung zweier Knaben übernahm.
Nach ^wei Jahren, als friedliche Zeiten
ein Gedeihen der Absichten, wie H. sie
hatte, erwarten ließen, kehrte er nach
Preßburg zurück, wo inzwischen das
Schulgebäude wieder hergestellt wurde.
H. rief nun seine alte Töchterbildungs-
anstalt wieder in's Leben und leitete sie
bis zum Jahre 1837, in welchem er,
60 Jahre alt, sich nach Szegedin zurück-
zog und dort wissenschaftlichen und lite«
rarischen Arbeiten lebte. Als Pädagog
hat H. eine musterhafte Thätigkeit ent-
wickelt. Sein „Ssno/H ^)/z", ein Reli»
gionsbuch für die weibliche Jugend,
erlebte bereits vier Auflagen; sein »F^/i-
./aooö-, ein kurzer Abriß der Geschichte
der Israeliten auch für die weibliche
Jugend in rabbinischen Schriftzeichen,
wurde ebenfalls öfter mit deutschen Let-
tern aufgelegt und auch in's Ungarische
übersetzt. Ein anderes Lehrbuch: „Mgr-
Glrmente", ist in zwei starken Auflagen
als Manuscript gedruckt, erschienen.
Außer diesen mit nächstem Hinblick auf
feine Glaubensgenossen herausgegebenen.
Schriften veröffentlichte aber H.'noch
anderes von allgemeinerem Interesse, und zwar: „ Humoristisches Erinuiuirüi oder Witz,
Frohsinn nnd Scherz nut einer NuZtreise über
lachende Fluren. Oine Sammlung humoristischer
Zwt2ät;e n. s. N." (Leipzig 1833. G. Wi-
gand); — „Mchtanben. (l5ine Sammlung
gemüthlicher ZlutZiitze n. 5. m." (Preßburg
184^. Wigand, 8".); — „Nenjamm Kahn.
Oin Nlltillnlllgemiilüe ans dem Inüentlinme"
(ebd. 1847, 8".), ein Buch. das in weiten
Kreisen Anerkennung fand; — „3838.
Oine Sammlung origineller Muellen n. 5. m."
(ebd. 1849); — „ZUtes nnd nenn Illdenlhncu.
Nebst Nriew eines GchMxcu" (Wien 1832.
Iasper's Witwe und Hügel. 8".); —
„Ner Ooszirer Migid, atier: Nie Plllhei ties
Himmels. Gine Kriminal-NomUe in Mei M)li-
len" (Pesth 1861, PH. Herz, mit Porträt).
Auch in Zeitschriften ist mehreres und zwar
erzählenden Inhalts, wie in der „Bohe-
rnia": „Die Capelle von Peterwardein"
abgedruckt worden; wo und wann aber
die folgenden auch im Drucke heraus»
gegebenen Schriften: „Das kostbarste
Opfer", „Mysteriöse Briefe". „Das Blu-
menkörbchen", dieses letztere für die reifere
weibliche Jugend, gedruckt und erschienen
find, kann Herausgeber nicht angeben.
Welcher Achtung sich H. in seinem Berufe
erfreute, beweist der Umstand, daß wäh-
rend des 18monatlichen Aufenthaltes
Ihrer kais. Hoheiten des Erzherzogs Pala»
tin Joseph und seiner Gemalin Grzher«
zogin Mar iaDoro thea in Preßburg
H. dreimal in der Woche bei Letzterer
erscheinen mußte, um mit ihr die h. Schrift
und ihren Lieblingspropheten Iesaias
nebst dem Commentar von Gesenius im
Urtexte durchzulesen; denn wie bekannt,
besaß Hie Erzherzogin Mar ia Doro»
thea M . VI I , S. 43, Nr. 229^ eine
tiefe wissenschaftliche Bildung. Seitdem
Horowitz sich in das Privatleben und
zwar nach Szegedin zurückzog, beschäftigte
er sich daselbst hauptsächlich mit hebräi«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon