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Honos 347 Hoyos
Leopold-Ordens. wurde 1836 Ritter des
goldenen Vließes, während er in der
Armee zum General-Major und Feld>
marschall'Lieutenant vorrückte. Alle diese
Erhebungen und Auszeichnungen aber
machten seinen Namen lange nicht so
bekannt, als seine Ernennung zum Ober>
commandanten der Wiener National»
garde, welche nach AuSbruch der März»
bewegung am 14. März 1848 erfolgte.
Für den fast 70jährigen, wenngleich
erprobten Soldaten war doch diese Bürde
zu schwer. Die Nationalgarde war ein
in Oesterreich neues Institut, dessen Wir»
kungSkreis eben so wenig erkannt, als
geregelt war. Einige ganz wohlgemein»
ten Tagesbefehle des Obercommandan»
ten. welche nichts weiter bezweckten, als
mit Hilfe der Garde der von Tag zu
Tag steigenden Anarchie zu begegnen,
machten ihn bald mißliebig, und die Zu.
stände selbst verstimmten ihn der Art,
daß er bereits am 2. Mai seine Stelle
niederlegte. Nur auf allgemeinen Wunsch
übernahm er am 7. Mai daö Kommando
zum zweiten Male. Um jeden Dualis-
mus zu beseitigen und mehr Ordnung
in den Körper zu bringen, erließ er am
12. Mai einen Tagesbefehl, mit welchem
er die Abschaffung des Centralcomitä's
der Nationalgarde, eineS revolutionären
Auswuchses der Garde, anordnete. Unter
den Forderungen, welche am stürmischen
l ii. Mai von einer Deputation der Aula
an die Minister gestellt wurdeu. befand
sich als Punct 2 die Zurücknahme deS
oberwahnten Tagesbefehles. Als daS
Ministerium darauf nicht eingehen zu tön-
nen und eher abtreten, als gerade diesen
Punct zugeben zu wollen erklärte, nahm
die Bewegung jenen unerwarteten Cha-
rakter an, der alles besorgen ließ. I n der
Nacht vom 17. auf den 18. Mai verließ
Kaiser Ferdinand heimlich die Resi- denz und Hoyos wurde von dem Mini»
sterium sofort abgesendet, den Kaiser zur
Rückkehr zu bewegen, waS ihm nicht
gelang. Bald nach seiner Rückkehr wurde
der Graf mittelst Cabinetsschreiben vom
22. Mai über sein Ansuchen seines Dien«
stes als Obercommandant der National»
garde enthoben, und Oberst von Pan»
nasch zu seinem Nachfolger ernannt.
Einige Tage später, am 27. Mai, wurde
der Graf als Bürgschaft für die Errun-
genschaften des 13. und 16. Mai unter
die Aufsicht des BürgerausschuffeS gestellt.
Müde dieser Wirren, zog sich der Graf
sofort in die Ruhe deS Privatlebens zu»
rück. Aber schon im folgenden, in seinem
70. Jahre überraschte ihn der Tod, der
in Folge eines Sturzes vom Pferde bei
Gelegenheit eineS Spazierrittes in der
Nähe von Horn eingetreten war. An
der Stelle, wo dieses unglückliche Ereig«
niß stattgefunden, erhebt sich nunmehr
eine Votivcapelle. Der Graf, ein Patriot
im besten Sinne des Wortes, hatte auch.
um dem Staate Auslagen zu ersparen,
20 Invaliden in lebenslängliche Versor-
gung übernommen. Auch ist eS Graf
Johann Ernst, der den berühmten
Erbauer des sogenannten Huebmer'schen
Durchschlages am Geschaid, Georg
Hueb mer ^s. d.^. auf hochherzige Weise
in der Ausführung seines Werkes wesent-
lich förderte, mit Geldmitteln unterstützte
und eigentlich deffen Vollendung erwog-
lichte. Seit dem Jahre 183! fügte der
Graf zu seinem Namen jenen der Grafen
Sprinzenstein hinzu. sDas Nähere
siehe unten: l. Zur Genealogie der
Grafen HoyoS. j^
Nord stein (F. A.), Geschichte der Wiener
Revolution (Leipzig 1830. C. V. Lorck. s°.)
S. 72, 82, 12l, l38, 134. — Gallerie
denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart.
Nach Originalzeichnungen. Gemälden. Statuen
vnd Medaillen (Leipzig. I . I . Web«. Fol.)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon